Platz 10: Earl Sweatshirt - "Live Laugh Love"
Es ist schon bemerkenswert: Seit Earl Sweatshirt Anfang der 2010er seinen lawinenartigen OFWGKTA-Hype aus der Ferne eines Internats in Samoa beobachtete, scheint er vor allem damit zugange, seine Kunstpersona konsequent (und im besten Sinne) herunterzuskalieren. Mit dieser erwiesenermaßen erfolgreichen Methode ist er nicht nur in dieser Jahresbestenliste ein gern gesehener Dauergast. War seine erste Platte nach der Rückkehr noch ein aufgekratztes Warnsignal, läutete spätestens der Nachfolger "I Don't Like Shit, I Don't Go Outside" die Ära jenes "othergroundigen" Lo-Fi-Stils ein: ein eigenes Forschungsfeld, in dem Alben anmuten wie fiebrige Konzeptskizzen.
Soweit, so bekannt. Wie wohl könnte da nur die aktuelle Großwetterlage im Hause Sweatshirt aussehen? Dem halb ironischen Albumtitel (giving basic middle-American white women) nach zu urteilen: sonnig und gut gelaunt. Den naheliegendsten Joke gab es zuerst bei Stereogum zu lesen: "Earl Sweatshirt Now Likes Shit, Goes Outside", haha! Tatsächlich: "Live Laugh Love", sein sechstes Album, wirkt spürbar heller und vorsichtig optimistisch, das onkelhaft-gelassene Cover gibt bereits hinreichenden Aufschluss.
Geblieben sind: die glitchenden, fragmentarischen Beats, ihre rätselhafte und narkotische Beschaffenheit, die wunderbaren Samples und Versatzstücke und, natürlich, Earls meist beiläufiger, müder Vortrag, hinter dem weiterhin ein messerscharfer, geistesgegenwärtiger und referenzversessener Geist lauert. Wir freuen uns mit Earl, dass er inzwischen fest auf dem Boden zu stehen scheint und – daran besteht kein Zweifel – auf das nächste Mal hier an Ort und Stelle!
von Thomas Haas
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