Seite 29 von 67

2000er: Kanye West - "Through The Wire"

"Through The Wire" ist der Moment, in dem alles zusammenfällt. Kanye rappt infolge eines Autounfalls mit verschraubtem Kiefer, halb gelähmt, aber mit dieser unnachahmlichen Mischung aus Trotz und Neugier. Das Chaka Khan-Sample klingt, als laufe es durch ein staubiges Tonband, und überträgt diesen Vintage Soul-Funk perfekt, der die rohe Stimme auffängt. Der Beat klingt nicht glatt, sondern lebendig. Ein Stolpern zwischen Schmerz und Selbstbehauptung. "Through The Wire" funktioniert hier als Double Entendre und entpuppt sich als Geniestreich.

In der Jeen-Yuhs-Doku sieht man, wie Pharrell Williams im Studio steht, als Kanye ihm den Song vorspielt. Pharrell ist komplett geflasht, geht aus dem Raum, lacht ungläubig, ruft "You're gonna change music, man!" und sollte damit Recht behalten. Diese Szene fasst den Spirit des Beats besser zusammen als jede Analyse: ein Typ mit Drähten im Gesicht, der eine neue Ära lostritt.

"Through The Wire" ist kein Heldentrack, sondern ein Beweisstück. Unperfekt, persönlich, dokumentarisch und gerade deswegen so ikonisch. Kein Wunder, sagen manche Fans oder er selbst auch ironisch diverse Jahre später: "I miss the old Kanye, chop up the beats Kanye / I gotta to say at that time I'd like to meet Kanye."

Seite 29 von 67

Weiterlesen

Noch keine Kommentare