Seite 51 von 67

Max Brandl: Kendrick Lamar - "Swimming Pools"

Die jungen Leute™ haben ja nicht den Hauch einer Ahnung, was es heißt, als old head mit einer vermeintlich lapidaren Anfrage wie dieser hier zurechtzukommen: "Schick' bitte Deinen Lieblingsbeat und eine kurze Begründung dazu."

Lieblingsbeat! … ja, aus welcher Epoche denn? Zu welcher Stimmung? Und betrachtet nach welchen der über die Jahre hinweg gewissenhaft in mentalen Leitz-Ordnern einsortierten Kri – te – ri – en?

Aber nix da, erbarmungslos monokausal "der Beste" soll es sein. Es ginge ja schließlich nur um eine Liste, kein Tattoo.

Nachdem einer der objektiv besten Beats – "Shook Ones, Pt. II", natürlich – von den KollegInnen hier schon mehrfach genannt wird, mir Luniz' "I Got Five On It" zwar für immer im Ohr, aber neunzigerformatradiobedingt zu peinlich ist, küre ich aus meiner persönlichen Liste der besten Beats aller Zeiten "Swimming Pools" von Kendrick Lamar, beziehungsweise von T-Minus.

So wie Kendrick meines Erachtens eine Art Bindeglied zwischen altem und neuem Hip Hop darstellt, bringt auch dieser Beat mehrere Dinge auf fantastische Art und Weise zusammen: Zunächst wabert er wunderbar submarin vor sich hin und befriedigt so mein heimliches Verlangen nach dicken, synthetischen Bassflächen. Er trägt einen dabei in gediegenem Altherrentempo bei grade mal 75 bpm durch geil latent bedrohliche Gewässer – ohne einzuschläfern. Das wiederum liegt vor allem daran, dass er an mehreren Stellen aus seiner geriatrischen Schlagzahl auftaucht, aufmacht und in Form von ein paar wenigen Akkorden kurz Raphabitus alter Schule breitwandig andeutet. All das in einer gesamtmusikalischen Qualität, die definitiv einen wesentlichen Beitrag zum Gesamterfolg von "Good Kid, m.A.A.d City" beigetragen hat und das eigentliche Thema des Songs letztlich so perfekt rahmt, wie es Beats nur selten gelingt.

Ob die Tatsache, dass Kendricks Raps gerade bei diesem Stück mehr oder weniger elementarer Bestandteil und quasi unzertrennlich mit dem Beat selbst verwoben sind, nun ein Argument für oder gegen meine Wahl ist: Spielt keine Rolle.

Aber, hey. Von mir aus auch "Malaria" von den Stiebers.

Seite 51 von 67

Weiterlesen

Noch keine Kommentare