Wenige Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele rückt die kommunistische Führung in Peking von ihrer harten Haltung keinen Millimeter ab: Neben neu installierter Hardware (größter Flughafen der Welt) soll auch die Software (Volk) kompatibel für die Masseninszenierung des Jahres sein.
man ist - bei solchen texten - ja immer versucht, zu sagen:
deshalb haben wir auch die meisten patente und die chinesen und japander sind perfekte weiterverarbeiter bereits vorandener sachen; denn: diese kollektivistische gesellschaftsform tötet kreativität und individualität.
holzhammerpolemikpsychokacke oder echter massenpsychologischer ansatz?
@dein_boeser_Anwalt (« holzhammerpolemikpsychokacke oder echter massenpsychologischer ansatz? »):
Massenpsychologie ist ein Verhaltenstheoretischer Ansatz (Verhalten von Menschenansammlungen) und hat mit Individueller Verständnismöglichkeit /Arbeitskraft nichts zu tun. Die Art und Weiße der Wissensvermittlung ist in kulturelle Traditionen des jeweiligen Landes verwurzelt. Das „Nachmachen/Kopieren“ zum Erwerb motorischer Fertigkeiten ist in China Tradition, und bis heute bei handwerklichen Berufen das Lernpsychologische Mittel erster Wahl. Es gibt aber hier tatsächlich Ansätze andere Ausbildungsansätze zu kopieren (allen voran die deutschen). Es ist also nur eine Frage der Zeit bis Chinesische Facharbeiter darüber nachdenken, warum sie wo und wie eine Schraube ihrer Bestimmung zuführen.
Die Überzeugung autoritäre Staaten würden Individualität töten/gleichschalten greift auf Propaganda Relikte aus dem kalten Krieg zurück. Autoritäre Staaten vermitteln Verhaltensweisen und Ideologien, (welcher Staat tut dies nicht?) die qualitative Positionierung dieser zu den uns vermittelten lässt keine Rückschlüsse auf kognitive Fähigkeiten eines Menschen zu. Es geht doch keiner hin und sagt, ich verbiete euch Differentialgleichungen zu lernen die haben die Falsche Gesinnung. Und was die Patente angeht waren die Chinesen schon 07 in den Top Ten.
Das man sich Kommentar in Form von „Der Chinese an sich …“ in den Arsch stecken kann bleibt selbstredend. Ich plädiere für den Holzhammer.
ich habe vor einiger zeit einen bericht über japanische schüler/studenten gesehen, welche sich deutlich darüber beklagen, daß auch im demokratischen japan der kollektivgeist, verbunden mit dem leistungsdruck absolut tödlich für jede eigene initiative sei, welche auf individualismus beruhe.
ebenso gaben einige an, daß eben wegen dieses gefühlten ameisendaseins nicht umsonst die selbstmordrate unter schulkids und studenten eklatant hoch sei. man sei jedoch vielerorts gerade immer mehr dabei, den "punkrock" für sich als rebellion und ventil in den lebensstil zu integrieren. das helfe.
keine ahnung mehr, wie die sendung hieß, war - glaube ich - auslandsjournal im 1. oder 2.
soll man die nun bedauern oder Angst vor ihnen haben? Kann mich noch nicht entscheiden..... Vor jahren hatten wir eine Scheißangst vor den japanern und nun? Die stecken auch in der Krise, weil sie den westlichen Lebensstil schmecken gelernt haben und das verbunden mit diesem "Ameisendasein" ist eben nicht unbedingt das Nonplusultra
Japan. Meine Persönliche Lieblingsnation. Das japanische Kino ist unerreicht und von den vor Kreativität sprühenden Gameshows will ich gar nicht erst anfangen.
@Ham the Astrochimp (« Die Überzeugung autoritäre Staaten würden Individualität töten/gleichschalten greift auf Propaganda Relikte aus dem kalten Krieg zurück. »):
Richtig. Allerdings glaube ich, dass es einen gewissen Spielraum für Indiviudalitat jenseits des nackten Existenzkampfes geben muss. Der aber dürfte für immer grössere Teile der chinesischen Bevölkerung vorhanden sein. Wie sonst liesse sich der unerhörte Schub an künnstlerischer Kreativitaet in den Bereichen Neue Chinesische Kunst und Neuer Chinesischer Film erklaeren?
Einer der vielen Versatzstücke bei (kultur-)politischen Diskussionen lautet ja: "Die" Chinesen (bzw. noch verallgemeinerter "die" Asiaten) erziehen durch nackten Drill ihre Kinder zu perfekt funktionierenden Instrumental-Virtuosen-Maschinen, so dass es irgendwann für einen Europaeer kaum mehr möglich ist, einen Platz an einem Musik-Konservatorium zu bekommen. Ich habe diese Meinung schon mal öffentlich vor einem Musikschüler-Konzert von Teilnehmenden gehört. Mal davon abgesehen, dass zu jeder Art von Kunstausübung ein Mindest-Mass an Individualitaet gehört - das müsste man doch eigentlich wissen - widerspiegelt diese Situation schlicht und einfach nur genau die Anforderungen, die der europaeische Kulturbetrieb selbst generiert. Es waere durchaus möglich und machbar, parallel zum üblichen Musikbetrieb, eine Art Alternativ-Szene der E-Musik zu etablieren, in der die Forderung eines absoluten Virtuosentums zumindest relativiert wird. Solange das nicht der Fall ist, ist es völlig gut und richtig, wenn die sich durchsetzen, die diese Forderung eben einfach nur ernst nehmen und sich zu eigen machen. Das Gejammere darüber ist eine weitere ziemlich widerliche Form von Heuchelei. Genauso wie das Wehklagen über die Gewalt und den Drill, der unschuldigen Kindern angeblich zugefügt wird. Kaum irgendwo ist dieser Drill haerter und beginnt früher als bei den Kindermönchen in den traditionellen buddhistischen Klöstern, die es auch in China - trotz der Unterdrückung der Tibeter - durchaus gibt. Nicht der letzte Widerspruch im Prozess der öffentlichen Meinungsbildung zum Thema China.
@dein_boeser_Anwalt (« @Kukuruz (« Da müssten wir dann aber auch die Themen Baskenland, Nordirland, Südtirol, Katalanien, Siebenbürgen, Grönland, Kosovo, Abchasien, Südossetien, Transdnestrien ... denk dir eine dreistellige Liste ... abhandeln. Das sind allesamt komplizierte und möglichst diplomatisch auszuhandelnde Territorialkonflikte. Warum ausgerechnet die Tibetfrage eine derartige Sonderstellung einnehmen soll, kann ich nur vermuten: Weil sie als Popevent inszeniert wird? nochmal um einiges sympathischer geworden. »):
nein, ku
ganz klare antwort:
WEIL tibet im gegensatz zu den obigen aufzählungen schon einmal vor dem überfall ein souveräner staat war und die tibetische kultur jahrzehntelang systematisch vernichtet wurde!!!
der vergleich zwischen tibet und den von dir aufgezählten ist wie der vergleich zwischen
einer geiselbefreiung (tibet)
und einem separatistischen egotrip
(zb abchasien, auf die die obigen punkte nicht zutreffen, die sind kaum größer als ein fußballstadion)
und in dem größenunterschied:
wenn usa, russia und china
als biggest player die kleinsten plattmachen, ist das eben noch unsportlicher und widerwärtiger als wenn die kräfte zum,indest einigermaßen 50 - 50 verteilt sind.
Schottland zum Beispiel war zeitweilig auch mal ein unabhaengiges Königreich. Das scheint mir doch eine recht formale Argumentation zu sein.
Es kommen ja zur Zeit nicht gerade wenige Dokumentationen, Reportagen und Kommentare zum Thema Tibet/China. Immer wenn ausgewiesene Experten, die sich in Region und Geschichte Chinas und Tibets auskennen, zu Wort kommen, verliert sich dieses eindimensionale Argumentieren nach dem Muster böse Chinesen/ friedliche Tibeter zugunsten einer komplexeren Sichtweise. Der ganze Tibetkonflikt muss nicht zuletzt auch als ein Stellvertreter-Konflikt zum Thema Modernisierung/Gegenmodernisierung betrachtet werden. Vermutlich ist das auch ein Grund, weshalb er hier in Europa solche Emotionen auslöst. Ich selbst kann diese Verklaerung der buddhistischen Religion - bzw. was man hier dafür haelt - beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Ich habe auch grosse Bedenken gegenüber dem Standpunkt wie er z.B. von der Gesellschaft für bedrohte Völker - eine der einflussreichsten "Pro-Tibet"-Organisationen - vertreten wird - naemlich, das Individuum primaer in kollektivistischen, ethnischen Bindungen zu sehen. Konsequenterweise landet man damit nicht zuletzt auch bei der Art von Deutschtümelei, wie sie von den Vertriebenen-Verbaenden betrieben wird. (Es gibt einen interessanten JungleWorld-Artikel zu dem ganzen Komplex GfbV/Deutschtümelei/Rechtslastigkeit.)
Es ist nicht zuletzt auch die Erfahrung mit anderen Konflikten in der Welt, die mich misstrauisch gegenüber einseitigen Sympathie-Bekenntnissen macht. Jugoslawien zum Beispiel. Oder Palaestina. Auch wenn die politische Konstellation dort eine ganz andere ist. Es gab auch mal Zeiten, da war es (zumindest in linken Kreisen) einfach "Pflicht" Pro-Palaestinensisch zu denken. Auch dabei wurde ziemlich viel von Recht auf kulturelle Identitaet geredet. Zumindest was das "Potential zur Rechtslastigkeit" angeht, da sehe ich schon Gemeinsamkeiten zwischen der palaestinensischen und der tibetischen "Sache". Man sollte sich vielleicht auch nochmal an die Rolle des Altnazis Harrer sowie überhaupt an die Geschichte der Beziehungen Tibet/Nazideutschland erinnern. Das damalige "freie Tibet" war einer der Verbündeten der Nazis. (Mehr zu diesem interessanten Thema in einem Artikel des Bayerischen Rundfunks: http://www.bfg-bayern.de/rundfunk/180600.htm )
Ich bin für Pragmatismus. Politisch erstrebenswert ist das, was möglichst vielen Menschen einen möglichst hohen gesamt-summarischen Gewinn an Menschenrechten und Lebensqualitaet bringt. Ob die antichinesische Frontal-Argumentation, die wir im Moment erleben, in dieser Hinsicht positiv zu werten ist, würde ich mal ganz entschieden bezweifeln.
@Ham the Astrochimp (« Es geht hier nicht um Bewunderung. Chinas Politik per se zu verurteilen ist falsch, diese großartige Kultur zu verkennen noch falscher. Alle Staatsformen beruhen auf Regeln, die das Zusammenleben einschränken, dadurch aber auch erst möglich machen. China ist im Gegensatz zu Deutschland ein unüberschaubares Land mit 1,3 Mrd Einwohnern. Man sollte es unterlassen deutsche Staats Kulturelle Selbstverständnisse undifferenziert auf Chinesische Tatsachen zu projizieren. Die (notwendige) Konsequenz mit der (im Sinne des Staates richtige) Entscheidungen durchgesetzt werden ist zwar zugegebener Massen menschenrechtlich problematisch, der Preis der vom Individuum gezahlt wird, auch ungleich höher. Aber hier fundiert sich auch auf Grund der schieren Größe eine ganz andere Massenpsychologische Notwendigkeit für klare Regeln und Strukturen. Das heißt nicht das „Bauernopfer“ Gerecht sind aber, und das ist für den durchschnittlichen in Watte gepackt lebenden Westeuropäer schwer zu begreifen, politisch und dem sozialen Frieden geschuldet eine Notwendigkeit. Subversive Freiräume/Nischen sind aber auch in China existent und werden geduldet(man denke nur an Ai Wei Wie(sehr populär und öfter mal auf arte)).
Des weiteren werden Zensuren in China sofort an Menschenrechtsverletzungen gekoppelt und als Konglomerat in den Medien überproportional in Szene gesetzt. Auch in Deutschland gibt es Ungerechtfertigte Zensuren(aktuell BountyKiller). Die Qualität ist sicher eine andere d.h. Zensur greift in China früher als bei uns aber das ist (zurrecht) der Realpolitik geschuldet. Und zur Volk Diskussion: Alle Chinesen die ich hier erlebt habe stehen zu 100% hinter ihrer Regierung. »):
also orthographisch gesehen, war dieser beitrag ganz großes tennis.
@Ham the Astrochimp (« Es geht hier nicht um Bewunderung. Chinas Politik per se zu verurteilen ist falsch, diese großartige Kultur zu verkennen noch falscher. Alle Staatsformen beruhen auf Regeln, die das Zusammenleben einschränken, dadurch aber auch erst möglich machen. China ist im Gegensatz zu Deutschland ein unüberschaubares Land mit 1,3 Mrd Einwohnern. Man sollte es unterlassen deutsche Staats Kulturelle Selbstverständnisse undifferenziert auf Chinesische Tatsachen zu projizieren. Die (notwendige) Konsequenz mit der (im Sinne des Staates richtige) Entscheidungen durchgesetzt werden ist zwar zugegebener Massen menschenrechtlich problematisch, der Preis der vom Individuum gezahlt wird, auch ungleich höher. Aber hier fundiert sich auch auf Grund der schieren Größe eine ganz andere Massenpsychologische Notwendigkeit für klare Regeln und Strukturen. Das heißt nicht das „Bauernopfer“ Gerecht sind aber, und das ist für den durchschnittlichen in Watte gepackt lebenden Westeuropäer schwer zu begreifen, politisch und dem sozialen Frieden geschuldet eine Notwendigkeit. Subversive Freiräume/Nischen sind aber auch in China existent und werden geduldet(man denke nur an Ai Wei Wie(sehr populär und öfter mal auf arte)).
Des weiteren werden Zensuren in China sofort an Menschenrechtsverletzungen gekoppelt und als Konglomerat in den Medien überproportional in Szene gesetzt. Auch in Deutschland gibt es Ungerechtfertigte Zensuren(aktuell BountyKiller). Die Qualität ist sicher eine andere d.h. Zensur greift in China früher als bei uns aber das ist (zurrecht) der Realpolitik geschuldet. Und zur Volk Diskussion: Alle Chinesen die ich hier erlebt habe stehen zu 100% hinter ihrer Regierung. »):
also orthographisch gesehen, war dieser beitrag ganz großes tennis.
hab da was interessantes gefunden, dj mixwell(für die die keinen hiphop hören, berühmter hiphop DJ, einer der besten,u.a. zusammenarbeit mit samy deluxe)ist im moment in china. genauer gesagt in peking. und er führt reisetagebuch. ist keine soziologische studie oder geselschaftliche kritik, sondern easy zu verdauender bericht, der aber trotzdem einblicke gewährt. er führt auch n interview mit dem bekanntesten rapper chinas, der gleichzeitig auch der betreiber des größten hiphop portals in china ist. mal was anderes, aus der sicht eines djs aus der szene. http://yavido.de/onthemove/
@dein_boeser_Anwalt (« aber damit einfach das völkerrecht auszuhebeln bringt es nicht. »):
Ja, ich gebe zu, dass mir der formale, völkerrechtliche Aspekt der Tibet-Angelegenheit nicht in dem Maße nahegeht. Sicher auch, weil mir da einfach die Kenntnisse fehlen.
Die Verfolgung der Tibeter, das ist für mich in erster Linie die Verfolgung von Individuen. Deshalb ist sie auch durch nichts zu rechtfertigen. Nicht einmal im Interesse der großen Mehrheit der Chinesen. Aber unabhängig von einem Sinn für Einzelindividuen hat für mich das "Tibetertum", das Ausleben einer durch Landschaft, Religion, Tradition usw. kollektiv aufgeprägten Identität keinen Wert a priori. Darum geht es mir. Das ist für mich ein sehr wichtiger Punkt. Denn wenn ich einen solchen Wert anerkenne, muss ich zwangsläufig auch den eines "Schottentums", "Deutschtums", "Russentums", "Albanertums", "Serbentums" anerkennen. Obwohl ich - aus anderen Gründen - die Bildung des Kosovo-Staates - eher negativ sehe: Wenn ich dieses "das Amselfeld ist ein heiliger Schrein des Serbentums"-Geseihere höre, geht mir total der Hut hoch. Ich will auch nix mit einer Deutschen-Vertriebenen-Romantik zu tun haben - obwohl, oder gerade weil - ich selbst in zweiter Generation ein Vertriebener bin. Es ist durchaus lohnenswert, anstelle der traditionellen politischen Gliederung "rechts/links" mal eine in "Identitäts-Gläubige" und "Kosmopoliten" zu setzen. Aus dieser Perspektive wird dann auch klar, wieso der kürzlich verstorbene ehemalige Lagerhäftling Solschenizyn und der ehemalige KGB-Mitarbeiter Putin am Ende politische Verbündete geworden sind. Weil sie Identitäts-Fanatiker sind: Die von der Weite der russischen Landschaft geprägte russische Seele und dazu noch das rechtgläubige Christentum - das seien die wahren Werte, das müsse man ausleben. Ich meine, das ähnelt doch dem Tibet/Buddhismus/Gebirgs/Kulturidentitäts-Komplex auf frappierende Weise. Ich sehe diese vielfältigen geopolitischen Erscheinungen allesamt als Teil eines umfassenden Gegenmodernisierungsreflexes, und Kosmopolit, der ich durch und durch zu sein wünsche, kann ich das nur kritisch sehen.
nur - wie du schon sagst - das sind eben wirklich äpfel und birnen, 2 paar schuhe etc.
ergo: nicht zu vermischen.
so wie ich dich verstehe kritisierst du nicht das "ob" (völkerrecht) sondern vor allem das "wie" in form einen eher kleingeistigen rückentwicklung als innere kulturelle migration und heiligsprechung des eigenen mikrokosmos.
Man kann Kosmopolitische Politik nicht von Tibet fordern gleichzeitig aber China mit eben diesen Forderungen unbehelligt lassen.
Die Auflösung der Kulturellen Identität zugunsten einer Weltgemeinschaft ist ein Gedankenspiel, eine Ideal, das auf konkrete Konfliktherde in denen Volkszugehörigkeiten Positions bestimmend sind befruchtend wirken kann, in letzter Konsequenz aber Utopie bleiben muss. @Kukuruz (« Aber unabhängig von einem Sinn für Einzelindividuen hat für mich das "Tibetertum", das Ausleben einer durch Landschaft, Religion, Tradition usw. kollektiv aufgeprägten Identität keinen Wert a priori. »):
Gerade aber der Sinn für das Einzelindividuum schlägt sich kollektiv nieder was man dann Tümelei nennt. Ein Teil einer Wechselwirkung ist nicht einfach so zu subtrahieren ohne dem anderen Teil zu schaden. Nationale Souveränitäten, entstanden durch kulturell charakterbildende Ausprägungen und Abgrenzungen radikal unter Beschuss zu nehmen, raubt Menschen Ankerpunkte und Lebensgrundlagen (gerade in armen bildungsfernen Bevölkerungsteilen, in denen kulturell Begründete Identitäten auf Grund der größeren Entfernung zum eigenen Entwicklungspotential eine große Rolle spielen) die durch radikalen Aktionismus (verstärkt auch in Tibet) gefüllt werden.
Aus diesem Grund muss es Chinas Tibetpolitik sein die Tibeter sukzessive, Schritt für Schritt aus ihrem kognitiven (kulturelle Geprägtem) Kontext herauszunehmen (ohne die sozialkulturelle Identität zu reglementieren) und geistlich kosmopolitisch zu verankern, uns so Radikalen Bewegungen die Grundlagen zu entziehen. Und den Nährboden für eine dann anschließende Öffnung der sozialkulturellen Identität zu bereiten.
Im Moment ist es Chinas Politik einen radikalen „Volksidentitätswechsel“ herbeizuführen. Tibetische Hoheitsgebiete in Besiedlungsaktionen zu überschwemmen und der Zeit ihren Lauf zu lassen, wird aber oppositionelle Kräfte, sowie das politische Ungleichgewicht stärken. Und dies kann nicht das Ziel einer auf politische Stabilität ausgelegten Diktatur sein. Hier schießt man sich selbst ins Bein.
Daher müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden um den Tibetern Mindeststandards (Bildung, Arbeit) zu ermöglichen um Tümeleien(geiles Wort) zu überwinden.
Wenige Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele rückt die kommunistische Führung in Peking von ihrer harten Haltung keinen Millimeter ab: Neben neu installierter Hardware (größter Flughafen der Welt) soll auch die Software (Volk) kompatibel für die Masseninszenierung des Jahres sein.
In regelmäßigen …
man ist - bei solchen texten - ja immer versucht, zu sagen:
deshalb haben wir auch die meisten patente und die chinesen und japander sind perfekte weiterverarbeiter bereits vorandener sachen;
denn: diese kollektivistische gesellschaftsform tötet kreativität und individualität.
holzhammerpolemikpsychokacke oder echter massenpsychologischer ansatz?
@dein_boeser_Anwalt («
holzhammerpolemikpsychokacke oder echter massenpsychologischer ansatz? »):
Massenpsychologie ist ein Verhaltenstheoretischer Ansatz (Verhalten von Menschenansammlungen) und hat mit Individueller Verständnismöglichkeit /Arbeitskraft nichts zu tun.
Die Art und Weiße der Wissensvermittlung ist in kulturelle Traditionen des jeweiligen Landes verwurzelt. Das „Nachmachen/Kopieren“ zum Erwerb motorischer Fertigkeiten ist in China Tradition, und bis heute bei handwerklichen Berufen das Lernpsychologische Mittel erster Wahl.
Es gibt aber hier tatsächlich Ansätze andere Ausbildungsansätze zu kopieren
(allen voran die deutschen). Es ist also nur eine Frage der Zeit bis Chinesische Facharbeiter darüber nachdenken, warum sie wo und wie eine Schraube ihrer Bestimmung zuführen.
Die Überzeugung autoritäre Staaten würden Individualität töten/gleichschalten greift auf Propaganda Relikte aus dem kalten Krieg zurück.
Autoritäre Staaten vermitteln Verhaltensweisen und Ideologien, (welcher Staat tut dies nicht?) die qualitative Positionierung dieser zu den uns vermittelten lässt keine Rückschlüsse auf kognitive Fähigkeiten eines Menschen zu. Es geht doch keiner hin und sagt, ich verbiete euch Differentialgleichungen zu lernen die haben die Falsche Gesinnung.
Und was die Patente angeht waren die Chinesen schon 07 in den Top Ten.
Das man sich Kommentar in Form von „Der Chinese an sich …“ in den Arsch stecken kann bleibt selbstredend.
Ich plädiere für den Holzhammer.
hm interessant und aufschlußreich.
mal abgesehen von den autoritären systemen.
ich habe vor einiger zeit einen bericht über japanische schüler/studenten gesehen, welche sich deutlich darüber beklagen, daß auch im demokratischen japan der kollektivgeist, verbunden mit dem leistungsdruck absolut tödlich für jede eigene initiative sei, welche auf individualismus beruhe.
ebenso gaben einige an, daß eben wegen dieses gefühlten ameisendaseins nicht umsonst die selbstmordrate unter schulkids und studenten eklatant hoch sei. man sei jedoch vielerorts gerade immer mehr dabei, den "punkrock" für sich als rebellion und ventil in den lebensstil zu integrieren. das helfe.
keine ahnung mehr, wie die sendung hieß, war - glaube ich - auslandsjournal im 1. oder 2.
war aber interessant.
soll man die nun bedauern oder Angst vor ihnen haben?
Kann mich noch nicht entscheiden.....
Vor jahren hatten wir eine Scheißangst vor den japanern und nun? Die stecken auch in der Krise, weil sie den westlichen Lebensstil schmecken gelernt haben und das verbunden mit diesem "Ameisendasein" ist eben nicht unbedingt das Nonplusultra
warum überhaupt sollte man "angst" vor japanern haben?
Ja, versteh ich auch nicht...
Japan ist doch eigentlich eins der besten Länder Asiens.
Japan. Meine Persönliche Lieblingsnation. Das japanische Kino ist unerreicht und von den vor Kreativität sprühenden Gameshows will ich gar nicht erst anfangen.
Oder doch. Der Klassiker: http://www.toxicjunction.com/get.asp?i=V3943
Okay, konkreter: Die WIRTSCHAFT hatte eine scheißangst vor den Japanern....
Über Gameshows u.ä. sag ich mal nix, noch größerer Müll als unser Mist
@Ham the Astrochimp («
Die Überzeugung autoritäre Staaten würden Individualität töten/gleichschalten greift auf Propaganda Relikte aus dem kalten Krieg zurück. »):
Richtig. Allerdings glaube ich, dass es einen gewissen Spielraum für Indiviudalitat jenseits des nackten Existenzkampfes geben muss. Der aber dürfte für immer grössere Teile der chinesischen Bevölkerung vorhanden sein. Wie sonst liesse sich der unerhörte Schub an künnstlerischer Kreativitaet in den Bereichen Neue Chinesische Kunst und Neuer Chinesischer Film erklaeren?
Einer der vielen Versatzstücke bei (kultur-)politischen Diskussionen lautet ja: "Die" Chinesen (bzw. noch verallgemeinerter "die" Asiaten) erziehen durch nackten Drill ihre Kinder zu perfekt funktionierenden Instrumental-Virtuosen-Maschinen, so dass es irgendwann für einen Europaeer kaum mehr möglich ist, einen Platz an einem Musik-Konservatorium zu bekommen. Ich habe diese Meinung schon mal öffentlich vor einem Musikschüler-Konzert von Teilnehmenden gehört. Mal davon abgesehen, dass zu jeder Art von Kunstausübung ein Mindest-Mass an Individualitaet gehört - das müsste man doch eigentlich wissen - widerspiegelt diese Situation schlicht und einfach nur genau die Anforderungen, die der europaeische Kulturbetrieb selbst generiert. Es waere durchaus möglich und machbar, parallel zum üblichen Musikbetrieb, eine Art Alternativ-Szene der E-Musik zu etablieren, in der die Forderung eines absoluten Virtuosentums zumindest relativiert wird. Solange das nicht der Fall ist, ist es völlig gut und richtig, wenn die sich durchsetzen, die diese Forderung eben einfach nur ernst nehmen und sich zu eigen machen. Das Gejammere darüber ist eine weitere ziemlich widerliche Form von Heuchelei. Genauso wie das Wehklagen über die Gewalt und den Drill, der unschuldigen Kindern angeblich zugefügt wird. Kaum irgendwo ist dieser Drill haerter und beginnt früher als bei den Kindermönchen in den traditionellen buddhistischen Klöstern, die es auch in China - trotz der Unterdrückung der Tibeter - durchaus gibt. Nicht der letzte Widerspruch im Prozess der öffentlichen Meinungsbildung zum Thema China.
@dein_boeser_Anwalt (« @Kukuruz («
Da müssten wir dann aber auch die Themen Baskenland, Nordirland, Südtirol, Katalanien, Siebenbürgen, Grönland, Kosovo, Abchasien, Südossetien, Transdnestrien ... denk dir eine dreistellige Liste ... abhandeln. Das sind allesamt komplizierte und möglichst diplomatisch auszuhandelnde Territorialkonflikte. Warum ausgerechnet die Tibetfrage eine derartige Sonderstellung einnehmen soll, kann ich nur vermuten: Weil sie als Popevent inszeniert wird?
nochmal um einiges sympathischer geworden. »):
nein, ku
ganz klare antwort:
WEIL tibet im gegensatz zu den obigen aufzählungen schon einmal vor dem überfall ein souveräner staat war und die tibetische kultur jahrzehntelang systematisch vernichtet wurde!!!
der vergleich zwischen tibet und den von dir aufgezählten ist wie der vergleich zwischen
einer geiselbefreiung (tibet)
und einem separatistischen egotrip
(zb abchasien, auf die die obigen punkte nicht zutreffen, die sind kaum größer als ein fußballstadion)
und in dem größenunterschied:
wenn usa, russia und china
als biggest player die kleinsten plattmachen, ist das eben noch unsportlicher und widerwärtiger
als wenn die kräfte zum,indest einigermaßen 50 - 50 verteilt sind.
d'accord? »):
na dann: welcome back, Ku'
Schottland zum Beispiel war zeitweilig auch mal ein unabhaengiges Königreich. Das scheint mir doch eine recht formale Argumentation zu sein.
Es kommen ja zur Zeit nicht gerade wenige Dokumentationen, Reportagen und Kommentare zum Thema Tibet/China. Immer wenn ausgewiesene Experten, die sich in Region und Geschichte Chinas und Tibets auskennen, zu Wort kommen, verliert sich dieses eindimensionale Argumentieren nach dem Muster böse Chinesen/ friedliche Tibeter zugunsten einer komplexeren Sichtweise. Der ganze Tibetkonflikt muss nicht zuletzt auch als ein Stellvertreter-Konflikt zum Thema Modernisierung/Gegenmodernisierung betrachtet werden. Vermutlich ist das auch ein Grund, weshalb er hier in Europa solche Emotionen auslöst. Ich selbst kann diese Verklaerung der buddhistischen Religion - bzw. was man hier dafür haelt - beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Ich habe auch grosse Bedenken gegenüber dem Standpunkt wie er z.B. von der Gesellschaft für bedrohte Völker - eine der einflussreichsten "Pro-Tibet"-Organisationen - vertreten wird - naemlich, das Individuum primaer in kollektivistischen, ethnischen Bindungen zu sehen. Konsequenterweise landet man damit nicht zuletzt auch bei der Art von Deutschtümelei, wie sie von den Vertriebenen-Verbaenden betrieben wird. (Es gibt einen interessanten JungleWorld-Artikel zu dem ganzen Komplex GfbV/Deutschtümelei/Rechtslastigkeit.)
Es ist nicht zuletzt auch die Erfahrung mit anderen Konflikten in der Welt, die mich misstrauisch gegenüber einseitigen Sympathie-Bekenntnissen macht. Jugoslawien zum Beispiel. Oder Palaestina. Auch wenn die politische Konstellation dort eine ganz andere ist. Es gab auch mal Zeiten, da war es (zumindest in linken Kreisen) einfach "Pflicht" Pro-Palaestinensisch zu denken. Auch dabei wurde ziemlich viel von Recht auf kulturelle Identitaet geredet. Zumindest was das "Potential zur Rechtslastigkeit" angeht, da sehe ich schon Gemeinsamkeiten zwischen der palaestinensischen und der tibetischen "Sache". Man sollte sich vielleicht auch nochmal an die Rolle des Altnazis Harrer sowie überhaupt an die Geschichte der Beziehungen Tibet/Nazideutschland erinnern. Das damalige "freie Tibet" war einer der Verbündeten der Nazis. (Mehr zu diesem interessanten Thema in einem Artikel des Bayerischen Rundfunks: http://www.bfg-bayern.de/rundfunk/180600.htm )
Ich bin für Pragmatismus. Politisch erstrebenswert ist das, was möglichst vielen Menschen einen möglichst hohen gesamt-summarischen Gewinn an Menschenrechten und Lebensqualitaet bringt. Ob die antichinesische Frontal-Argumentation, die wir im Moment erleben, in dieser Hinsicht positiv zu werten ist, würde ich mal ganz entschieden bezweifeln.
@Ham the Astrochimp (« Es geht hier nicht um Bewunderung. Chinas Politik per se zu verurteilen ist falsch, diese großartige Kultur zu verkennen noch falscher.
Alle Staatsformen beruhen auf Regeln, die das Zusammenleben einschränken, dadurch aber auch erst möglich machen.
China ist im Gegensatz zu Deutschland ein unüberschaubares Land mit 1,3 Mrd Einwohnern. Man sollte es unterlassen deutsche Staats Kulturelle Selbstverständnisse undifferenziert auf Chinesische Tatsachen zu projizieren.
Die (notwendige) Konsequenz mit der (im Sinne des Staates richtige) Entscheidungen durchgesetzt werden ist zwar zugegebener Massen menschenrechtlich problematisch, der Preis der vom Individuum gezahlt wird, auch ungleich höher. Aber hier fundiert sich auch auf Grund der schieren Größe eine ganz andere Massenpsychologische Notwendigkeit für klare Regeln und Strukturen.
Das heißt nicht das „Bauernopfer“ Gerecht sind aber, und das ist für den durchschnittlichen in Watte gepackt lebenden Westeuropäer schwer zu begreifen, politisch und dem sozialen Frieden geschuldet eine Notwendigkeit.
Subversive Freiräume/Nischen sind aber auch in China existent und werden geduldet(man denke nur an Ai Wei Wie(sehr populär und öfter mal auf arte)).
Des weiteren werden Zensuren in China sofort an Menschenrechtsverletzungen gekoppelt und als Konglomerat in den Medien überproportional in Szene gesetzt. Auch in Deutschland gibt es Ungerechtfertigte Zensuren(aktuell BountyKiller). Die Qualität ist sicher eine andere d.h. Zensur greift in China früher als bei uns aber das ist (zurrecht) der Realpolitik geschuldet.
Und zur Volk Diskussion: Alle Chinesen die ich hier erlebt habe stehen zu 100% hinter ihrer Regierung. »):
also orthographisch gesehen, war dieser beitrag ganz großes tennis.
@Ham the Astrochimp (« Es geht hier nicht um Bewunderung. Chinas Politik per se zu verurteilen ist falsch, diese großartige Kultur zu verkennen noch falscher.
Alle Staatsformen beruhen auf Regeln, die das Zusammenleben einschränken, dadurch aber auch erst möglich machen.
China ist im Gegensatz zu Deutschland ein unüberschaubares Land mit 1,3 Mrd Einwohnern. Man sollte es unterlassen deutsche Staats Kulturelle Selbstverständnisse undifferenziert auf Chinesische Tatsachen zu projizieren.
Die (notwendige) Konsequenz mit der (im Sinne des Staates richtige) Entscheidungen durchgesetzt werden ist zwar zugegebener Massen menschenrechtlich problematisch, der Preis der vom Individuum gezahlt wird, auch ungleich höher. Aber hier fundiert sich auch auf Grund der schieren Größe eine ganz andere Massenpsychologische Notwendigkeit für klare Regeln und Strukturen.
Das heißt nicht das „Bauernopfer“ Gerecht sind aber, und das ist für den durchschnittlichen in Watte gepackt lebenden Westeuropäer schwer zu begreifen, politisch und dem sozialen Frieden geschuldet eine Notwendigkeit.
Subversive Freiräume/Nischen sind aber auch in China existent und werden geduldet(man denke nur an Ai Wei Wie(sehr populär und öfter mal auf arte)).
Des weiteren werden Zensuren in China sofort an Menschenrechtsverletzungen gekoppelt und als Konglomerat in den Medien überproportional in Szene gesetzt. Auch in Deutschland gibt es Ungerechtfertigte Zensuren(aktuell BountyKiller). Die Qualität ist sicher eine andere d.h. Zensur greift in China früher als bei uns aber das ist (zurrecht) der Realpolitik geschuldet.
Und zur Volk Diskussion: Alle Chinesen die ich hier erlebt habe stehen zu 100% hinter ihrer Regierung. »):
also orthographisch gesehen, war dieser beitrag ganz großes tennis.
hab da was interessantes gefunden,
dj mixwell(für die die keinen hiphop hören, berühmter hiphop DJ, einer der besten,u.a. zusammenarbeit mit samy deluxe)ist im moment in china. genauer gesagt in peking. und er führt reisetagebuch. ist keine soziologische studie oder geselschaftliche kritik, sondern easy zu verdauender bericht, der aber trotzdem einblicke gewährt. er führt auch n interview mit dem bekanntesten rapper chinas, der gleichzeitig auch der betreiber des größten hiphop portals in china ist. mal was anderes, aus der sicht eines djs aus der szene. http://yavido.de/onthemove/
@Rower («
also orthographisch gesehen, war dieser beitrag ganz großes tennis. »):
Ja ja, Wer rechtschreibfehler findet...behalten un so.
du weißt schon.
na ku',
da hast du es ja geschafft, zwar ein in sich aus Deiner sicht schlüssiges gesamtbekenntnis abzugeben, was ich in großen teilen unterschreibe.
aber damit einfach das völkerrecht auszuhebeln bringt es nicht.
schottland war übrigens schon 100e von jahren vor der erfindung des völkerrechts teil großbritanniens. solche argumente sind Deiner nicht würdig.
verbündete der nazis?
ja und?
war japan auch. dennoch wäre es falsch gewesen, wenn china sich die insel deshalb geschnappt hätte.
@dein_boeser_Anwalt («
aber damit einfach das völkerrecht auszuhebeln bringt es nicht. »):
Ja, ich gebe zu, dass mir der formale, völkerrechtliche Aspekt der Tibet-Angelegenheit nicht in dem Maße nahegeht. Sicher auch, weil mir da einfach die Kenntnisse fehlen.
Die Verfolgung der Tibeter, das ist für mich in erster Linie die Verfolgung von Individuen. Deshalb ist sie auch durch nichts zu rechtfertigen. Nicht einmal im Interesse der großen Mehrheit der Chinesen. Aber unabhängig von einem Sinn für Einzelindividuen hat für mich das "Tibetertum", das Ausleben einer durch Landschaft, Religion, Tradition usw. kollektiv aufgeprägten Identität keinen Wert a priori. Darum geht es mir. Das ist für mich ein sehr wichtiger Punkt. Denn wenn ich einen solchen Wert anerkenne, muss ich zwangsläufig auch den eines "Schottentums", "Deutschtums", "Russentums", "Albanertums", "Serbentums" anerkennen. Obwohl ich - aus anderen Gründen - die Bildung des Kosovo-Staates - eher negativ sehe: Wenn ich dieses "das Amselfeld ist ein heiliger Schrein des Serbentums"-Geseihere höre, geht mir total der Hut hoch. Ich will auch nix mit einer Deutschen-Vertriebenen-Romantik zu tun haben - obwohl, oder gerade weil - ich selbst in zweiter Generation ein Vertriebener bin. Es ist durchaus lohnenswert, anstelle der traditionellen politischen Gliederung "rechts/links" mal eine in "Identitäts-Gläubige" und "Kosmopoliten" zu setzen. Aus dieser Perspektive wird dann auch klar, wieso der kürzlich verstorbene ehemalige Lagerhäftling Solschenizyn und der ehemalige KGB-Mitarbeiter Putin am Ende politische Verbündete geworden sind. Weil sie Identitäts-Fanatiker sind: Die von der Weite der russischen Landschaft geprägte russische Seele und dazu noch das rechtgläubige Christentum - das seien die wahren Werte, das müsse man ausleben. Ich meine, das ähnelt doch dem Tibet/Buddhismus/Gebirgs/Kulturidentitäts-Komplex auf frappierende Weise. Ich sehe diese vielfältigen geopolitischen Erscheinungen allesamt als Teil eines umfassenden Gegenmodernisierungsreflexes, und Kosmopolit, der ich durch und durch zu sein wünsche, kann ich das nur kritisch sehen.
ok, verstehe ich.
nur - wie du schon sagst - das sind eben wirklich äpfel und birnen, 2 paar schuhe etc.
ergo: nicht zu vermischen.
so wie ich dich verstehe kritisierst du nicht das "ob" (völkerrecht)
sondern vor allem das "wie" in form einen eher kleingeistigen rückentwicklung als innere kulturelle migration und heiligsprechung des eigenen mikrokosmos.
das teile ich voll und ganz.
Man kann Kosmopolitische Politik nicht von Tibet fordern gleichzeitig aber China mit eben diesen Forderungen unbehelligt lassen.
Die Auflösung der Kulturellen Identität zugunsten einer Weltgemeinschaft ist ein Gedankenspiel, eine Ideal, das auf konkrete Konfliktherde in denen Volkszugehörigkeiten Positions bestimmend sind befruchtend wirken kann, in letzter Konsequenz aber Utopie bleiben muss.
@Kukuruz (« Aber unabhängig von einem Sinn für Einzelindividuen hat für mich das "Tibetertum", das Ausleben einer durch Landschaft, Religion, Tradition usw. kollektiv aufgeprägten Identität keinen Wert a priori. »):
Gerade aber der Sinn für das Einzelindividuum schlägt sich kollektiv nieder was man dann Tümelei nennt. Ein Teil einer Wechselwirkung ist nicht einfach so zu subtrahieren ohne dem anderen Teil zu schaden.
Nationale Souveränitäten, entstanden durch kulturell charakterbildende Ausprägungen und Abgrenzungen radikal unter Beschuss zu nehmen, raubt Menschen Ankerpunkte und Lebensgrundlagen (gerade in armen bildungsfernen Bevölkerungsteilen, in denen kulturell Begründete Identitäten auf Grund der größeren Entfernung zum eigenen Entwicklungspotential eine große Rolle spielen) die durch radikalen Aktionismus (verstärkt auch in Tibet) gefüllt werden.
Aus diesem Grund muss es Chinas Tibetpolitik sein die Tibeter sukzessive, Schritt für Schritt aus ihrem kognitiven (kulturelle Geprägtem) Kontext herauszunehmen (ohne die sozialkulturelle Identität zu reglementieren) und geistlich kosmopolitisch zu verankern, uns so Radikalen Bewegungen die Grundlagen zu entziehen. Und den Nährboden für eine dann anschließende Öffnung der sozialkulturellen Identität zu bereiten.
Im Moment ist es Chinas Politik einen radikalen „Volksidentitätswechsel“ herbeizuführen.
Tibetische Hoheitsgebiete in Besiedlungsaktionen zu überschwemmen und der Zeit ihren Lauf zu lassen, wird aber oppositionelle Kräfte, sowie das politische Ungleichgewicht stärken. Und dies kann nicht das Ziel einer auf politische Stabilität ausgelegten Diktatur sein. Hier schießt man sich selbst ins Bein.
Daher müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden um den Tibetern Mindeststandards (Bildung, Arbeit) zu ermöglichen um Tümeleien(geiles Wort) zu überwinden.
was für'n geiler beitrag alter.
bist du soziologe?