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Nina Simone

"Frei sein ist ein Gefühl und wie könnte man dies beschreiben? Wie erklärst du jemanden, der noch niemals verliebt war, wie es sich anfühlt, verliebt zu sein? Man kann Gefühle beschreiben, aber man kann sie nicht begreiflich machen. Aber man weiß, wann es passiert. Dasselbe meine ich mit Freiheit. Ich hatte einige Auftritte, bei denen ich mich wirklich frei fühlte. Ich sag' dir, was Freiheit für mich bedeutet: keine Angst. Ich meine, wirklich keine Angst zu haben. Wenn ich nur die Hälfte meines Lebens keine Angst haben würde." - Nina Simone.

Gleichgültig, ob selbstgeschriebene Songs oder Coverversionen: Die ihr eigene Verflechtung aus Jazz, Soul, Funk, Gospel und Blues macht sie alle zu Simones Babys. In ihren Improvisationen sucht sie immer wieder nach neuen Ausflüchten aus eingefahrenen Routinen. Ekstatisch geht Simone in ihrer Schöpfung auf, in der jeder Note eine besondere Bedeutung zukommt. Sie summt mit, feiert den Moment und lebt die Musik.

Im Klavierunterricht lernt sie früh Bach, Chopin, Brahms, Beethoven und Schubert lieben. Sie will die erste schwarze Konzertpianistin Amerikas werden. Man sagt ihr, sie sei hässlich. Ihre Lippen zu groß, ihre Haut zu dunkel, ihre Nase zu breit. In ihr schlummern Wut, Qual, Unsicherheit und die Gier nach Liebe und Anerkennung. Ihr Leben läuft auf die eine Frage hinaus: Will sie sich wie ein ängstlicher Welpe in der Ecke verstecken oder wie eine Löwin dem Kampf stellen? Ihre Antwort fällt deutlich aus.

Schon als sie im Alter von elf Jahren bei einem ihrer Konzerte mit ansehen muss, wie ihre Eltern gezwungen werden, ihre Plätze in der ersten Reihe für eine weiße Familie zu räumen, weigert sie sich, weiterzuspielen. Erst als sie das Recht ihrer Eltern durchgesetzt hat, nimmt sie wieder auf ihrem Klavierhocker Platz.

Als im Jahr 1963 vier schwarze Kinder bei einem Bombenattentat in Alabama sterben, geht Simone mit dem wütenden "Mississippi Goddam" an die Öffentlichkeit. Das von ihr geschriebene "Four Women", über vier Frauen unterschiedlicher Hautfarbe und ihren davon abhängigen gesellschaftlichen Rollen, lehnen gleich mehrere Radiosender ab. In einer Zeit, in der man noch mehr als heute einen schweren Stand als schwarze Frau hatte, brach sie als unabhängige Bürgerrechtlerin durch die Fronten: dank ihres Könnens am Piano und einer mächtigen dynamischen Stimme, die mit jeder einzelnen Phrasierung eine eigene Geschichte erzählen konnte.

Nina Simone, eine der besten Sängerinnen des 20. Jahrhunderts, stirbt am 21. April 2003 im Schlaf in der französischen Gemeinde Carry-le-Rout. Doch auch nach ihrem Tod bleibt ihr Werk schmerzhaft wahr, aufrecht und allgegenwärtig. Scheinen andere Künstler nur wie ein Regentropfen im Fluss auf dem Weg zum offenen Meer, war die High Priestess of Soul in ihrer Liebe zur Musik wild wie der Wind, beständig wie die Erde, unendlich wie der Ozean und beißend wie das Feuer.

Album-Tipp: "Nina Simone At Town Hall"

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