Geri Allen
"Es gibt im Jazz eine Zeit vor Geri Allen und eine Zeit nach Geri Allen. So wichtig ist sie", schrieb Pianist Ethan Iverson (The Bad Plus) am 12. Juni 2017 anlässlich Geri Allens sechzigstem Geburtstag. Was er nicht wusste, war, dass wir bereits seit dem 27. Juni 2017 in der Zeit danach leben müssen: An diesem Tag erlag die Jazz-Pianistin einer Krebserkrankung.
1984 wehte mit dem um den Altsaxophonisten Steve Coleman entstandenen M-Base Collective ein ebenso frischer wie rauer Wind durch die Jazz-Szene. Mit jeglicher Lieblichkeit, die sich zu dem Zeitpunkt eingefunden hatte, hatte das nichts mehr zu tun. Zu ihren Zielen gehörten unter anderem Gegenwartsbezug, Improvisation und eine nicht der westlichen Zivilisation entsprechende, vor allem aus afrikanischen Kulturen stammende Sichtweise und Ausdrucksart.
Mittendrin: Geri Allen, die in diesem Umfeld wie die Faust aufs Auge passte. Bei ihr gab es keine Kerzenlichter. Sie nahm ihre Hörer nicht bei der Hand oder kuschelte sich an. Ihr dynamisches, eigensinniges Spiel blieb bis zum Ende rücksichtslos. Das Wort "Kompromiss" schien in ihrem Wortschatz nicht vorzukommen. Letztendlich kam selbst der klavierverachtende Ornette Coleman nicht daran vorbei, sie in den 1990ern in seine Band zu holen.
Aus den Tiefen des Bop kommend, vereinte sie die Elemente der Jazz-Geschichte. Die Basis, von der aus Geri Allen aufbrach, legten Bud Powell, Thelonius Monk, Cecil Taylor und Mary Lou Williams. Kantig und fernab des Mainstreams führte sie deren Vermächtnis weiter in die Zukunft. Nun liegt es in den Händen ihrer vielen jungen Bewunderer, ihr Erbe in diesem Sinne weiterzuführen.
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