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Alli-Alligatoah

Gut, kommen wir zum großen Thema: Alligatoah ist zurück, weil er bald weg sein möchte. Das hat sich schon angedeutet, weil er auf seinem inzwischen leeren Insta ein paar neuen Artists gefolgt hat. Es kommt wohl ein Metal-Album - oder zumindest etwas, das sich sehr dicht an das anschmiegt, was "Rock am Ring" für Metal hält. Ich möchte keine falschen Eindrücke wecken, ich bin in meiner Funktion als Hater hier, wo Alligatoah seine neue Single herausgebracht hat:

... und mein erster Eindruck war: süß. Erst der Fake-Out mit dem Pseudo-AI-Fred Durst, aber ich habe mir schon mehr oder weniger gedacht, dass das ein echter Verse ist, weil er authentisch Old-Man-Fred und relativ hingeschissen klingt. Das Video ist cute, der Song klingt nicht beschissen, er ist, wie ich Alligatoah in den letzten Jahren eigentlich immer wahrgenommen haben: handzahm, anbiedernd, nett, aber sehr belanglos. Worum geht es auf "So raus"? Es geht darum, dass er sich mit den modernen Trends nicht wohlfühlt und sich darüber freut, einfach bei seinen alten Helden hinterm Mond zu bleiben. Alten Helden wie Limp Bizkit.

Ich bin hier ja jemand, der schon auf Tape gestanden hat, alte Limp Bizkit-Sachen (und ihr aktuelles Album, lmao) eigentlich ganz gut zu finden. Das mag von mir jetzt seltsam erscheinen, aber: Hey, es ist doch wirklich komplett egal, ob jemand den Zeitgeist fühlt oder versteht! Musikgeschmack bedeutet, das zu hören, das einen sich gut fühlen lässt. Ob das jetzt die Scheißmusik von gestern oder heute ist: wen juckts? Ich höre Scheißmusik von gestern und heute. Also alles gut, was die Message dieses Songs angeht, und ich war so kurz davor einfach mit "Na gut, das ist langweilig, aber irgendwie ganz süß, whatever" abzutun, bis mir dieser YouTube-Kommentar aufgefallen ist:

Da hab' ich mir die Hater-Hosen direkt wieder angezogen. Das Ding ist: Alligatoah ist nicht irgend so ein Rapper, den man halt hört. Für seine Fans ist er der Vorzeigeknabe für kreative, innovative Kunstmusik, und dann veröffentlicht er belanglosen Müll wie den hier, und man tut so, als sei das jetzt der Gipfel des Niveaus. Ich will niemanden zwingen, Ken Carson gut zu finden, aber die Message dieses Songs ist doch mehr oder weniger:

"Hey, alles gut, dass du dir seit Jahren keine Mühe gegeben hast, mal etwas Neues zum Hören zu finden, ich höre auch den selben Scheiß aus meinen Teenie-Jahren in alle Ewigkeit. Chances are, besser als Limp Bizkit wird es eh nicht mehr." Das ist Kunst darüber, wie anstrengend und nervig es ist, sich mit Kunst zu beschäftigen. Das ist Musik für Leute, die "Das Beste aus den 80ern, 90ern und von heute" hören, die sich mit der Musik von heute seit 2005 nicht ganz sicher sind. Der "Rock am Ring"-Parkplatz wird es lieben.

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