Ist dies noch Rap? Ist das schon Pop?
Die große Frage, was, warum und wie lange noch als Hip Hop oder Rap durchgeht, scheint gerade wieder verlüffend viele Leute umzutreiben. Skinny erklärte erst dieser Tage im Namen von rap.de, warum sie dort weiterhin über Acts wie Mero oder Apache 207 zu berichten gedenken, obwohl ihnen die Realkeeper unter ihrer Leserschaft wieder und wieder aufs Brot schmieren, das habe "mit Hip Hop nichts zu tun".
"Wie Pop darf Rap sein?", fragen sie sich unterdessen bei Deutschlandfunk Kultur. Der Beitrag, in dem unter anderem Miriam Davoudvandi und Ebow zu Wort kommen, befasst sich allerdings gerade nicht mit dem bei rap.de verhandelten Problem, etwas sei "zu Pop", um noch unter "Rap" laufen zu dürfen, sondern eigentlich mit dem genauen Gegenteil, das auch Tyler The Creator bei seiner Grammy-Ansprache beklagte: dass vieles, insbesondere Musik von schwarzen Künstler*innen, eben genau als "zu Rap" eingeschätzt wird, um in den "Pop"-Kategorien mitspielen zu dürfen.
In der Zwischenzeit drehen die, die sich für aufrechte Rap-Fans halten, schier durch, weil Billie Eilish es wagte, im Interview zu ihrer Coverstory beim Mode(!)-Magazin Vogue die Authentizität mancher Rapper in Frage zu stellen. Den Schlüsselsatz haben viele offenbar weder gelesen noch kapiert: "Nur weil eine Story nicht der Wahrheit entspricht, bedeutet das nicht, dass sie nicht wichtig sein kann", sagt Billie Eilish da. "Es gibt einen Unterschied zwischen Lügen und Storytelling." Der scheint denen, die jetzt glaube, Hip Hops Ehre gegen diesen vermeintlich infamen Angriff schützen zu müssen, allerdings entgangen zu sein. Meine Fresse, was da in den Kommentaren wieder für Horden Weißer Ritter unterwegs sind ...
Billie Eilish thinks a lot of hip-hop right now is lying about guns and women:
"It’s like, ‘I got my AK-47, and I’m f**kin’,’ and I’m like, what? You don’t have a gun. ‘And all my bitches…’ I’m like, which bitches?"https://t.co/2W4lzKQbbv
— XXL Magazine (@XXL) February 4, 2020
Wenn Hip Hop irgendwann wirklich aufgeregte Twitter-Usern braucht, die ihn vor dem Scharfsinn einer jungen Pop-Künstlerin retten, hat er es wirklich verdient, auf dem Müllhaufen der Geschichte zu landen. Ich glaub' allerdings nicht, dass das so bald der Fall sein wird.
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