Doubletime: Auch Bielefeld muss Kollegah ertragen

On God

Man kann nämlich auch als vielbesprochener Boomer noch Einiges zu sagen haben. Wer bereit ist, sich ab und zu ein bisschen neu zu erfinden, und sich nicht auf alte Bahnen verlässt, wird die Leute auch im späteren Stadium seiner Karriere nicht kalt lassen. Jemand, der seine alten Bahnen aber fast noch unterschreitet, ist Kanye. Dessen Drang, alles immer komplett anders als davor machen zu müssen, hat "Jesus Is King" nämlich an die Grenze der Unkonsumierbarkeit gebracht.

Man weiß nicht, ob sein Rollout jetzt Schadensbegrenzung war oder nicht. Ich werde die Platte zwar als einer der wenigen weiterhin und zunehmend vehement verteidigen, weil mir der Sound unglaublich taugt, aber für alle anderen braucht es wohl weitere Überzeugungsarbeit. Ein guter erster Schritt könnte da vielleicht dieses Musikvideo zu "Follow God" sein, der Nummer, die sogar in die Top Ten der Charts eingestiegen ist und die jetzt ein "Otis"-Video mit Kanyes Vater in Wyoming nachstellt. Kann man wirklich so sauer auf Kanye sein, der mit seinem Vater versöhnt im Jesus-Panzer in der Prärie Donuts fährt?

Also, ich nicht. Falls jemand die Auftritte verpasst hat: Ich finde, auch die machen eine ganze Menge Spaß und zeigen einfach noch einmal, wie eindrucksvoll und einzigartig das Album auf einem rein klanglichen Level ist.