Platte Kiste
Bei arte Tracks können sie das besser, oder? Oder!? Deren Format "Plattenkiste" steht normalerweise jedenfalls für gute Unterhaltung, bei der man über die Künstler*innen, die das von der Redaktion zusammengestellte Gebinde jeweils auspacken dürfen, einiges erfährt. Die jüngste Ausgabe bestritt Alligatoah, und auch die geriet ... nun, nennen wir es "aufschlussreich".
Mich hat überrascht, wie arg sich der selbsterklärte Schauspiel-Rapper da entzaubert. Offenbar leidet er an derselben Krankheit wie viele Schauspieler*innen: Ohne Text sind die ja oft verloren. Alligatoah ergeht sich in Langatmigkeiten, ohne wirklich etwas zu erzählen. Weder gibt er persönliche Anekdoten preis, die er mit den aufgelegten Liedern verbindet, noch hat er musikalisch-fachlich mehr als Plattitüden zu bieten.
Letzteres wundert dann auch weniger, nachdem Alligatoah eigentlich nur heruntergerattert hat, welche der Platten aus der Kiste er alle NICHT kennt: Snoop Dogg? Nie gehört. Retrogott? Auch nicht. "Madvillainy"? Nö.
Eigentlich hätte ich an dieser Stelle ausschalten sollen.
Dann wüsste ich jetzt aber nicht, dass die über-vierzigjährigen Rollkragenpulliträger, die im Feuilleton über Kendrick Lamar schreiben, Alligatoah "To Pimp A Butterfly" "kaputtgemacht" haben (Wie denn, wenn er es nicht gehört hat?), dass er Haftbefehls Album (trotz Feuilletonpräsenz!) "wunderschön" findet, und dass Meat Loaf inzwischen, "weil Zeit vergangen ist", "entkitscht" wurde. (Nein, wurde er nicht.)
Französisch spricht Alligatoah übrigens nicht, aber Edith Piaf hatte einen Hit, obwohl der Song im Dreivierteltakt schwingt. Na, sowas. Das muss der einzige erfolgreiche Walzer der Welt sein.
Ehrlich? Ich hätte den jungen Herrn Strobel für beschlagener gehalten, für witziger sowieso.
1 Kommentar
Riesiger Specht, absolut erwartbar gewesen.