Seite 5 von 21

Leyfis Pain

Okay, kommen wir, links rein, rechts raus, zu einem waschechten Autounfall. PA Sports hat einen Song für seinen neugeborenen Sohn geschrieben. Daran ist erst einmal nichts falsch. Ich freue mich für ihn, dass er stolzer Vater geworden ist, und finde es auch ganz süß, dass er das zum Ausdruck bringen möchte. Aber bitte nicht so.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Das Video sieht aus wie B-Roll aus einer Hipp-Werbung, aber streut dann immer wieder kurz Bilder ein, wie ein einsamer PA in einem mit Folie abgeklebten Raum, um irgendwie die Street Cred zwischen Babybrei, Cremeweiß und Otto-Katalog zu wahren. Er ist der Vater, der mit dir lachend über eine Wiese in den Sonnenuntergang hüpft, aber wenns hart auf hart kommt, zieht er die Bomberjacke an und verteidigt deine Ehre bis aufs Blut. Wholesomes Dad-Zeugs eben.

Über das Musikalische und PAs steifen Gesang will ich gar nicht allzu viele Worte verlieren, denn was er da sagt, finde ich viel interessanter. Er singt in der Hook: "Ich kann es nicht so gut beschreiben, aber du weißt schon", und damit hätte er sich den Rest des Songs eigentlich sparen können. Was PA nämlich sonst über seinen Sohn schreibt, liest sich wie eine Hausaufgabe, die er im Bus zur Schule auf den letzten Drücker beim Sitznachbarn abgeschrieben hat. Wie meine Aufsätze in der fünften Klasse, wenn ich irgendwie das Wörterminimum voll kriegen musste.

"Wir war'n in Dubai, als sie mir erzählte, du wärst unterwegs / Hab' auf dich gewartet und auf einmal kreuzt du unsern Weg": Ja, ähh, hier Dings, deine Mutter hat mir gesagt, dass sie schwanger ist, und ähh, dann haben wir halt ein bisschen gewartet, und dann warst du auf einmal da. Das hat echt keiner kommen sehen. Krass, ne?

Wenn der Text dann das Level verlässt, objektiv zu beschreiben, wie das Kind auf die Welt gekommen ist (Gottseidank geht er nicht zu sehr ins Detail), und der Pottler versucht, emotional an sein Erstgeborenes zu appellieren, wird es nur noch abstruser. Im zweiten Verse hangelt er sich von einem Klischee zum nächsten und trägt so dick auf, dass selbst die Golden Hour im Video blass dagegen wirkt.

Natürlich ist in PAs Welt ein Lovesong an seine Familie nicht komplett, ohne sie von Tag eins an darauf vorzubereiten, dass es da draußen Menschen gibt, die einem an die Gurgel wollen. (Irgendwo in Berlin hört man Fler leise lachen.) Aber keine Angst, kleiner Leyfi, Papa PA wird dir zeigen, was es heißt, ein "echter Mann" zu sein: "Dieses Band hier hält für immer, bis die Welt sich nicht mehr dreht." Ach komm, da geht noch mehr Pathos, oder? "Wir werden dich für immer lieben, Leyfi, du bist King." Danke. Title Card, Ludovico Einaudi, Abspann.

Seite 5 von 21

Weiterlesen

Noch keine Kommentare