Kuchengeschmack
Genug mit lustig, wir müssen wohl hierüber sprechen. Herr Kuchen und Jindo104 sind Figuren, die immer mal wieder vereinzelt in dieser Kolumne aufgetaucht sind. Vor allem mit dem Tenor, dass ich sie bizarr und wack fand. Das bleibt zu ihrer bisherigen Mucke auch weiterhin mein Stand. Allerdings entwickelt sich jetzt eine regelrechte Schlammschlacht zwischen den beiden, die ihren Anfang und eskalativen Punkt mit diesem Disstrack genommen hat.
"Jana" von Herr Kuchen ist ein dreizehn-Minuten-Epos, das abseits vom Song damit kommt, dass er alle ihre Musik von Spotify geschmissen hat. Er macht darin ernste Vorwürfe: Die beiden seien ein Paar gewesen, seit er sie als Fan kennengelernt hatte, er habe alle ihre Beats und Texte gemacht, gleichzeitig sei sie aber massiv drogenabhängig gewesen, habe ihn körperlich und psychisch misshandelt und sein Vertrauen ausgenutzt, ihn betrogen und manipuliert.
Erstmal ganz grundsätzlich: Das wirkt alles superdoll messy auf mich. Es ging daraufhin auch in Insta-Stories noch drunter und drüber. Während Jindo jetzt irgendwie Breakdown schiebt, behandelt er das wie eine zurecht gehypte Album-Single und fährt seine ganzen Socials komplett auf Promo. Beides ist nicht gerade Verhalten, das mich sympathisieren lässt. Aber es ist, was es ist.
Aber bevor ich das noch ein bisschen vertiefe, eine Sache muss ich zugestehen. Herr Kuchen habe ich bisher ja musikalisch für eine der nichtsnutzigsten, witzfigurigsten Pappnasen des Landes gehalten. Dieser Track ist grotesk gut. Tatsächlich vor allem dadurch, dass er das ganze komische Image abstreift und einfach wie ein relativ normaler Typ rappt. Verwechselt das nicht mit einem Seite-Beziehen in der Schlammschlacht, mit der ich wirklich nichts zu tun haben will, aber in diesem Track wirkt sein Schmerz komplett real.
Der regelrechte JAW-Flow, die Energie, diese komplette Rücken-zur-Wand-Aura. Die Tatsache, dass er keinen komplet melodramatischen Beat, sondern so etwas wie einen Slim Shady-Banger dafür gemacht hat. Das ist emotional, das ist dicht, das ist regelrecht mitreißend. Ich hoffe wirklich, die kriegen ihren Scheiß zusammen, ich lerne nichts noch Schlimmeres über irgendwen in diesem Umfeld. Und dann hätte ich gerne diesen Typen am Mic auf Albumlänge statt was auch immer das früher für eine JBB-Imagerap-Ausgeburt der Vorhölle war, die Nomenreime auf "Peppziehen" über Clownschulen-Typ-Beats gerappt hat.
5 Kommentare
Ich war gerade auch so "Hä? Der Typ kann ja doch was." Er muss halt echt mit dem Aufhören, was er sonst so macht und dann wird die Musik auch gut
Puh, Leute... Sympathie für so eine unreflektierte Heulerei?
Seine Seele, seinen Schmerz so zu offenbaren und sich nicht dafür zu schämen, dass er vor Liebe blind war ist ein Zug, den nicht viele wagen. Respekt dafür, dass es sich so „nackt“ gemacht hat…
Und außerdem kann der Junge was am MIC.
Zu holprig ab und an für diese länge , hätte mir textlich bestimmt 2012 gefallen doch jetzt nicht mehr. Deutschrap ist und war zu sehr herzschmerz, habe keine emotionalen bezüge mehr und wenn dann höre ich andere
Positiv ist der stimmliche einsatz, der hörbare willen, der biss. Der kann was, aber es wird wohl für mich als hörer bei dem track bleiben, aber trotzdem nice, hatte leichte vbt vibes
Heißt die nicht Jindo109?