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Doubling Down

Drake nutzte hingegen all den Rauch, um in dem aktuellen rechtlichen Kuddelmuddel mit seinem eigenen Label die großen Geschütze aufzufahren. Am Dienstag zog er seine letztes Jahr gegen Spotify und Universal erhobene Klage zurück, nur um einen Tag später eine neue, diesmal noch schärfere bundesweite nachzureichen.

Statt, wie zuletzt, Spotify und UMG zu bezichtigen, die Streamingzahlen des gegen ihn gerichteten Diss-Tracks "Not Like Us" zu manipulieren, richtet er sich nun nur gegen sein eigenes Label und wirft ihm, vor bewusst das Narrativ verbreiten zu haben, er sei pädophil. Die Klageschrift behauptet, Universal habe bereits vor Release gewusst, dass der Song falsche und irreführende Lyrics enthalte, und den Song dennoch nicht nur veröffentlicht, sondern auch aktiv gepusht.

Als Motiv für die bewusste Diffamierung Drakes nennt die Klage das finanzielle Interesse des Labels, bei zukünftigen Vertragsverhandlungen am längeren Hebel zu sitzen. Der letzte Vertrag, den Drake bei Universal unterschrieben hatte, brachte ihm um die 400 Millionen Dollar ein. Das Label habe also Interesse daran, diese Zahl künftig so weit es geht zu drücken.

Deshalb habe Universal, Drakes Klage zufolge, auch Bots benutzt, um die Streams des Songs um bis zu 30 Millionen zu erhöhen, und Radiopromoter bezahlt, um dem Track mehr Airplay zu verschaffen. Auch der Superbowl sei Teil dieser Strategie gewesen, um "Not Like Us" und die darin enthaltenen Behauptungen vor größtmöglichem Publikum zu performen.

Kendrick selbst wird ausdrücklich nichts vorgeworfen. In der Klage heißt es: "Diese Klage betrifft nicht den Künstler, der 'Not Like Us' zu verantworten hat, sondern nur das Musikunternehmen UMG, das sich dazu entschieden hat, den Song zu veröffentlichen, zu promoten, und Gewinn daraus zu schlagen."

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Anklage Früchte tragen wird, und auch wenn Kendrick selbst nicht Ziel davon ist, trägt dieses Doubling Down nur weiter dazu bei, diesen Beef nicht aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden zu lassen. Mittlerweile hat Drake mindestens genauso viel zu Kendricks Sieg beigetragen wie der Kalifornier selbst. Seinem Gegner, um ihn aus der Versenkung zu locken, erst selbst nahezulegen, darauf einzugehen, dass man auf etwas jüngere Frauen steht, und dann vor Gericht zu ziehen, weil das eigene Label diesem Vorwurf keinen Riegel vorschiebt, ist wirklich ein neues Level an Selbstdemontage.

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