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Anti-Meilensteine #1: "EstAtainment"

On that note: Ich habe ja angekündigt, dass ich ein paar dieser Post-VBT-Alben ausgecheckt habe. Ich werde diese Throwbacks auf kommende Doubletimes verteilen, weil ich es wirklich kurios finde. "EstAtainment" noch einmal auf den Grill zu legen, das ist einfach. Ich bin interessierter daran, die Fehlschläge von vielversprechenderen Artists aufzuschneiden.

"EstAtainment" hat aber trotzdem einen gewissen Stellenwert, den ich als Pilot für eine neue, kleine Rubrik überlegt habe: Wie wäre es, wenn wir alle paar Ausgaben mal einen Anti-Meilenstein besprechen? Also ein Rapalbum, das so ein Rohrkrepierer war, dass es schon wieder eine interessante Geschichte hergibt? "EstAtainment" ist für mich so interessant, weil es quasi alles zeigt, das Battlerapper auf dem Sprung zum "richtigen Artist" falsch gemacht haben.

"EstAtainment" ist bis heute eines der unkreativsten Alben, die ich jemals gehört habe. Drei Tracks lang kündigt EstA an, wie es für ihn ab jetzt auf der Karriereleiter hochgehen wird. Diese Fantasie hat nach dem Battle-Hype vielen Mannen Aufwind gegeben. Würde doch nur irgendwie diese lästige Pflichtaufgabe aus dem Weg weichen, jetzt noch ein richtiges Album zu schreiben, die Leute feiern einen doch eh schon. Oder?

Wenn der Mann dann nicht gerade damit beschäftigt ist, uns zu erklären, wie geil er ist, dann macht er Songs, die klingen, wie eine Werbeagentur intern einen Song erklären würde. Hmm ... was ist so auf einem Album drauf, normalerweise? Ähm, ein catchy Sommerlied? Irgendwas für die Weiber? Ein Lied darüber, dass ich gerne rappe? So oder so ähnlich muss der Gedankengang gewesen sein. Ich bin wirklich geradezu fasziniert davon: Es ist mehr als nur ideenlos.

Es fühlt sich an, als hätte EstA gar nicht erst versucht, Songs zu schreiben, die ihm etwas bedeutet haben könnten. Es ist einfach nur eine quasi-algorithmische Studie darüber, wie sich jemand, der noch nie ein Rapalbum angehört hat, den Klang eines Rapalbums vorstellt. Es ist ein Album im genau gleichen Maßstab, wie ein Alien eine Menschengestalt annehmen kann. Nur mit deutlich mehr bizarren Lyrics. Zum Beispiel:

"Nice, wie mit der Achterbahn abwärts zu fahren
Nice, so wie Knast-Reportagen, yeah
"

"Yeah, einfach nice wie mein Flow
Nice wie ein Yes, oder nice wie ein Wow
"

"Nice, wie ein Freitag, nice so wie Beischlaf
Nice, so wie 'nice' sagen, Frauen beim Einparken
"

Außerdem: Kann mir irgendwer erklären, was auf "Telefon (Skit)" vor sich geht?

Ja, ich weiß natürlich, es ist nicht gerade ritterlich, ein zehn Jahre altes Fass noch einmal aufzumachen, jeder hat seine Jugendsünden. Aber irgendwie ist es doch ein sehr bezeichnendes Album, und EstA hat nie aufgehört, diesen komisch algorithmischen Bezug zu Rapmusik zu leben. Wahrlich, ein Anti-Meilenstein.

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1 Kommentar mit 2 Antworten

  • Vor 6 Stunden

    Der Kerl hat womöglich auch den schlechtesten Konter der VBT Geschichte zu verantworten, der genau deswegen mietfrei in meinem Kopf lebt:
    "Du kannst mir ja vorwerfen, dass ich mich schminke
    dafür kann ich behaupten, dass ich nicht stinke"

    • Vor 4 Stunden

      Er hatte auch mal eine gegen 4tune, der keinen Führerschein hatte und dann droppt er so eine Line von wegen "Weil er noch mit fährt/mit Pferd, wie Lasagne". Weil damals war ja dieser Pferdefleisch-Skandal in der Lasagne haha.

      Hätte mir gerne wieder mehr von seinem Müll gegeben, aber er hat alle seine Battlerunden mittlerweile gelöscht. Vielleicht ist es auch besser so.

    • Vor einer Stunde

      Oh Gott, ja die Runde war ein echter Fiebertraum "Ich hätte sie ja gefickt, doch ihre Fotze roch nach Tunefisch"