Leckerschmecker
Aber keine Angst, Machine Gun Kelly holt uns in Windeseile wieder auf den ernüchternden Boden der Tatsachen zurück und legt die Messlatte wieder einige Etagen tiefer. Ich war ja lange davon überzeugt, dass ihm das jüngst angelegte Pop Punk-Korsett zumindest ein wenig besser steht als die Rolle des weißen Stoner-Jungen, der einmal zu oft "8 Mile" gesehen hat. Klar, sein letztes Album ließ kein Klischee aus, und klaute sich seinen Sound so unoriginell und formell bei den untalentiertesten Pappfiguren des Genres zusammen, dass man den Geschmack von Plastik und pinkem Haarspray über die gesamte Laufzeit nicht mehr aus dem Mund bekam. Wenn man mich aber vor die Wahl stellt, ziehe ich das seinem Frühwerk jeden Tag vor. Das schmeckt nämlich vielmehr nach einem seit zwei Wochen abgestanden Monster Energy-Drink, der mal als Aschenbecher herhalten musste.
Wieso ich da alles schreibe? Weil seine neue Single seiner Pop Punk-Persona ein wenig den Rücken kehrt und der Song überraschenderweise fast nicht scheiße ist. Die Gitarren sind zwar auch auf "Ay!" sehr prominent ins Instrumental eingebunden, spielen aber letzten Endes zweite Geige, da MGK sich dazu entschlossen hat, wieder zu rappen. Dieser etwas entschleunigte Flow, der nicht danach klingt, als müsse er der ganzen Welt beweisen, dass er als weißer Mann im Rapgame gegen imaginäre Windmühlen kämpft, steht ihm eigentlich ganz gut.
Auch das Sample in der Hook find' ich ziemlich süß. Das Problem, das einem zunehmend eben doch wieder diesen ekelhaften Geschmack auf die Zunge legt, findet sich in diesem absolut grauenhaften Text. "Only comments I see are the bad ones, only playlists that I like are the sad ones": Dude, ich will dir ja nicht verbieten, mit 31 Musik für Tumblr-Bios zu machen, aber, bitte, leg' dabei doch ein wenig mehr Kreativität an den Tag als die Vierzehnjährigen, die diese Website frequentieren.
Ach ja, Lil Wayne ist auch da, um sich einen Scheck abzuholen. Witzig, wie die Jungs im Video seinen wahrscheinlich beim Kacken in einem Take aufgenommen Verse abfeiern, als hätte er damit gerade das Rad neu erfunden. Wobei, gemessen am ersten Verse von Machine Gun Kelly klingt sein zugedröhntes Genuschel wirklich wie "The Blueprint".
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