Doubletime: Kolle for President!

Hörst du die Sirenen kommen?

Da ist Casper schon einen Schritt weiter. Dessen neues Album hat nämlich trotz knapp einjähriger Verspätung immerhin einen Releasetermin und seit dem Finale von Circus HalliGalli auch eine zweite Single. Die "Sirenen" wollen bei mir zwar noch nicht ganz losheulen, seine Fans tun das aber auf seinen Social-Media-Kanälen ganz besonders laut. Das hat man eben davon, wenn man sich vom ehemals Aussätzigen zu Mainstream-Liebling mausert und im Zuge dessen auch notgedrungen eine Heerschar kreischender Teenie-Mädels zu seinen Fans zählt. Deren Herzen brechen, wenn sie keinen zweiten Aufguss von "XOXO" vorgesetzt bekommen.

Enttäuscht sind aber auch die Kollegen vom Musikexpress, die den neuen Song in ihrer Rezension auseinandernehmen: "Casper vergreift sich mit seinem brutal auf Grime produzierten Auf-Die-Fresse-Track dermaßen, dass man noch minutenlang mit offenem Mund dasitzt, unmöglich das gerade Erlebte einzuordnen." Obwohl da wohl ein "bekennender Fan" schreibt, lässt er kein gutes Haar an der zweiten Auskopplung von "Lang Lebe Der Tod": "Einfallslos" befindet der Autor die Anleihen an Dizzee Rascal und die Goldenen Zitronen.

Damit geht wohl auch der Großteil unserer hauseigenen Kopfnicker-Gemeinde konform: "Belastend", "schwachbrüstig" oder gar "maximal egal" lautet das Urteil der werten Kollegen. Vor allem letzteres widerlegt Casper aber wieder mal eindrucksvoll: Seine Musik ist nämlich immer noch, trotz des Erfolgs, alles andere als egal. Und das vor allem, weil er Musik macht, auf die sich nicht jeder einigen kann. Da kommt unvorhersehbar dieses monströse "Lang Lebe Der Tod" um die Ecke und im nächsten Moment springt einem "Sirenen" dröhnend ins Gesicht. In seiner Position ist diese musikalische (Weiter-)Entwicklung auf jeden Fall eines: Verdammt mutig.