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When Angels deserve to die

Alles in allem bin ich dieser Release-Woche gegenüber erstaunlich positiv gestimmt. Gibt es denn gar nichts, um abschließend noch einmal etwas Dampf abzulassen, um uns auf den News-Sumpf vorzubereiten? Auf Alligatoah ist doch normalerweise Verlass, was macht der denn so mittlerweile? Ist der eigentlich noch auf seinem komischen YouTube-Parodie-Metal-Trip?

Ach. Du. Scheiße.

Er zieht das nicht nur immer noch durch, ohne mit dem Mundwinkel zu zucken, er hat sich jetzt auch noch Hilfe geholt. Hier hat sich wirklich gefunden, was zusammengehört. Das Lumpenpack sind so ziemlich die einzige Band, die Alligatoah gut und gerne unterbieten, wenn es darum geht, unlustige 9gag-Scheißmusik mit bedeutungsschwangerem Anstrich zu machen. Dennoch schafft es der Halbtags-Metaller mit links, ihnen auch hier die Show zu stehlen.

Man kann ja fast schon froh sein, dass dieses Update ihres "WZF?!"-Songs einen ernsten Kern hat und das Lumpenpack den Humor für die Aufarbeitung der Geschehnisse des letzten Jahres auf Sparflamme kocht. Das macht deren Teil des Songs schlimmstenfalls etwas platt und on the Nose, du kriegst die zwei eben aus dem Poetry Slam, aber den Poetry Slam nicht aus ihnen. So richtig schlimm wird es aber eben erst, wenn Alligatoah schreiend ins Klangbild einschlägt.

Je mehr er sich in diese Rolle des Screamers hineinlehnt, desto unangenehmer wird es. Man hat bei Alligatoah nämlich nie das Gefühl, dass er das gerade macht, weil es musikalisch Sinn ergibt. Tut es auch hier absolut nicht. Sondern weil es in irgendeiner Form Teil des Jokes sein soll. Laut ist lustig, und wenn es nicht lustig ist, dann ist es ja gottseidank immer noch laut, irgendeine Reaktion muss das ja wert sein. Oder hättet ihr etwa damit gerechnet, dass in diesem Pop-Rock-Song auf einmal ein Metal-Breakdown reinkracht? Krass, oder?

Hintenraus streut er dann noch eine unglaublich forcierte und ungelenke Referenz an System Of A Downs "Chop Suey" ein, damit seine Fans Futter haben, um entgeistert mit dem Finger zu fuchteln und die Kommentare vollzukotzen, dass ihr Idol ja nicht nur lustig und talentiert sei, sondern tatsächlich auch noch die gleiche Musik hört wie sie. Ein waschechter Künstler, eben.

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3 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 2 Monaten

    Ich habe Lumpenpack letztens im Zuge eines kleinen Festivals gesehen und fand die ganz gut. Der Sänger hat ein bisschen zu viel leidlich interessantes Storytelling zelebriert, aber insgesamt habe ich den Gig positiv gesehen. Keine große Ahnung, wie die Texte so waren, vielleicht ja ganz gut, dass ich nicht zu genau hingehört habe.

  • Vor 2 Monaten

    Kann man alles kacke finden, nur haben es weder Alligatoah noch das Lumpenpack verdient, mit 9gag assoziiert zu werden. Zumindest die deutschsprachige Abteilung dort ist inzwischen ein Sammelbecken menschenverachtender, strammer Nazis und Verschwörungstheoretiker der übelsten Sorte (ihr wisst schon, die mit der Nase und dunklen Haaren stecken hinter allem...).

  • Vor 2 Monaten

    Find's eigentlich ganz nice und seine (ist er es tatsächlich selbst?) growls auch voll ok irgendwie. Und es ist doch zumindest ein ganz netter Teil der Metapher, dass die Lumpen den Herrgott anrufen und prompt den feinen Herrn Gator im SoaD-Mode erhalten.

    Kann mich hinreichend entertainen, während ich hier gerade ne schöne Stange Lehm aus'm Rücken drücke.