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Der, der die Ratten haut?

Witzigerweise ist trotzdem ein Song im Video, der gerade mal vor drei Tagen sein Musikvideo bekommen hat: "100 Bars" von Haaland936. Da hat er das Frauenfeld-Festival trotz des geographisch hilfreichen Namens falsch zugeordnet. Na gut, kann passieren, wenn man 100 Bars schreiben muss. Macht nicht weniger interessant, was da sonst so passiert:

Ich habe ja irgendwann letztens gemutmaßt, dass der Junge nicht so gut startet, wie man es erst angenommen hatte. Dieser Track beweist das ein bisschen. Wenn er wirklich dieser Instant-Superstar gewesen wäre, der jetzt kommt und mit seinem Hype alles wegfegt, wäre ein defensiver "Fick die Hater, ich bin wirklich real und schreibe meine Texte definitiv selbst"-Track wohl nicht so bald nötig gewesen.

Aber wichtiger noch finde ich, wie offensichtlich nicht überzeugend das hier alles ist. Erstens: Ich wusste wirklich nicht, dass das ein Brezelbruder ist. Aber als er vom "Möhrcheneintopf" seiner Mama geredet habe, habe ich tiefe, tiefe Verbundeneinheit mit ihm empfunden. Also, kein Scheiß, Möhrcheneintopf whippt.

Ein bisschen alberner finde ich trotzdem, dass dieser gerade einmal achtzehn-jährige Bre den ganzen ersten Part lang mit irgendwelchen arabischen Wörtern um sich schmeißt, um sich Kredibilität zu erschleichen, was um so alberner wirkt, je härter er es versucht. Wenn er am Ende, umgeben von irgendwelchen Dudes um die vierzig, dasteht und unsicher wankend "Fotze" in den Himmel schreit, dann denke ich nicht: "Wow, das ist ja doch 'n knallharter Dude von der Straße." Ich frage mich eher, wie awkward es für SadiQs Freunde gewesen sein muss, wahrscheinlich stundenlang in der Kälte um diesen komischen Teenager zu stehen, bis der seine paar brauchbaren Performance-Shots zusammenhatte.

Ein letztes noch: Ich glaube, das ist mir bisher in seiner ganzen, eigentlich ganz coolen Präsentation nicht so krass aufgefallen, aber jetzt auf hundert Bars merkt man es leider doch sehr: Der Kerl hat echt einfach keinen sehr guten Flow. An vielen Stellen muss er sich in den Bars orientieren oder rappt ein bisschen hilflos um sich. Das klingt alles nicht so routiniert, wie es sollte, wenn man auf Kredibilität geht.

Na ja, mal gucken, was da kommt. Der Diss, er sei der erste Rapper, der sich nach einem Fußballer benannt hat, scheint ja auf Lacazette zu zielen (auch wenn das jetzt kein Diss ist, der den in den Grundfesten erschüttern dürfte). Aber die Chance, dass er hiermit die Wave zurückklaut, kommt mir eher klein vor.

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