Porträt

laut.de-Biographie

Lacazette

Manchmal kommen sie wirklich aus dem Nichts. Am 13. April
2024 postet ein Typ namens Lacazette ein Snippet auf Instagram, und die halbe Deutschrap-Szene bettelt ihn in den Kommentaren an, den Song doch endlich zu droppen. Ein paar Monate später hat er die Szene fest in der Hand, geht jeden Donnerstag die YouTube-Trends hoch und dominiert auch auf Streaming die deutschen Charts.

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Es ist ein Bilderbuchstart, wie man ihn selten in der Deutschrap-Geschichte gesehen hat. Dahinter steckt ein junger Grieche, der ein paar Jahre zuvor Musik als Grekko gemacht hat und das Interesse des Labels von Kalazh44 und Capital Bra geweckt hat.

Was auch immer die höheren Mächte hinter diesem Projekt sind: klar ist, dass der Werbe-Grammy auf jeden Fall in dieses Camp fließen muss. Die Inszenierung ist dermaßen stimmig (wenn auch immer ein kleines bisschen odd), dass man den Jungen sehr schnell überhaupt nicht mehr ignorieren konnte. Dieser Aufstieg hat natürlich mit all den Artists zu tun, die ihn pushen. Aber wenn man bedenkt, dass Capi oder Kalazh gerade nicht einmal ihre eigenen Sachen in diesem Ausmaß in die Charts kriegen, dürfte es doch wundern, wenn es nur Push wäre.

Nein, irgendwas hat auch dieser Kerl einfach selber. Der Look, als wäre er ein Gangster aus Entenhausen, die Lingo und die Memes bilden absolut ein eigenes Universum, dazu kommt der verstrahlte, etwas eigenwillige Flow. Da steckt 2010er-Straßenrap drin, da steckt ein bisschen Kolja Goldstein drin. Lacazette ist lustig, wenn er lustig sein will und grimmig, wenn er grimmig sein will. Leute loben ihn ja gerne dafür, sehr echt zu wirken, und das kommt genau daher: Er hat Personality ohne Ende und wirkt erfrischend unaufgesetzt.

Dass dann auch noch die Songs stimmen, macht den Hype perfekt. "LID", "H&K", "FDW" - all diese Drei-Buchstaben-Kombos über das selbe verwaschene Bild - sind absolute Hitter. Lacazette synthetisiert gefühlt etwas Gutes aus jeder Straßenrap-Ecke Deutschraps. Er wirkt glaubhaft auf seinem Tickerfilm, gerade weil er ein bisschen wie ein verschrobener Vogel wirkt, dem es nicht zu sehr darum geht, das zu beweisen. Er hat überraschend rumpelige Oldschool-Beats, kann aber trotzdem modernisieren, dass er ohne Frage ein Rap La Rue im Handumdrehen überrennen würde. Er ist ein bisschen mysteriös wie ein Pashanim und dazu noch Punchline-stark. Er hat ein bisschen die deutschen Straßenrap-Infinity-Stones gesammelt.

Und an irgendeinem Punkt kommt es dann eben zum Pile-On-Effekt: Wenn alle einmal raffen, dass sich da ein großes neues Ding zusammenbraut, dann will niemand sich erwischen lassen, den Trend übersehen zu haben. Deswegen feiern jetzt natürlich auch lautstark Industrie-Soldaten wie Ski Aggu zu Lacazette ab.

Jetzt ist nur die Frage: Was macht er damit? Die Songs sind zwar im Schnitt stark, aber doch nicht unglaublich innovativ, man könnte sogar so weit gehen zu sagen: sie sind sich recht ähnlich. Er kann einen Sommer und sicher auch einen Herbst und einen Winter 'die Donnerstage retten', aber irgendwie muss sich sein Mythos von hier ja noch entwickeln. Das Ding ist bis hier hin großartig inszeniert, sicher hat Lacazette noch mehr für uns in petto. Aber man darf doch neugierig werden, ob und inwiefern er die Transition zum Album-Artist schaffen wird.

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Surftipps

  • Instagram

    Lacazette auf Instagram.

    https://www.instagram.com/lac4ze1te
  • TIkTok

    Lacazette auf TikTok

    https://www.tiktok.com/@lac4ze1te?lang=en

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