laut.de-Biographie
Capital Bra
Capital Bra macht ab 2016 viel Wirbel im Straßenrap: Bis dahin ist er relativ unbekannt, nur mit Auftritten beim Battlerap-Format "Rap am Mittwoch" verschafft sich der MC seit 2014 eine respektable Reputation. Doch dann erobert der Jahrgang 1994 mit sibirischen und ukrainischen Wurzeln von Berlin aus die Charts.
Das Debüt "Kuku Bra" erscheint auf Baba City und steigt in die deutschen Album-Top-40 ein. Schon 2017 legt Capital mit gleich zwei Alben nach, die beide auf dem 187 Strassenbande-Label Auf!Keinen!Fall! erscheinen. Sowohl "Makarov Komplex" als auch "Blyat" bedienen beide böse ballernde Trapsounds, doch mit dem zweiten Release gegen Ende des Jahres besinnt sich der Berliner mehr auf seine Rap-Anfänge.
Warum Capital Bra ausgerechnet relativ spät im Fahrwasser eines Haftbefehl den Durchbruch aus dem Straßenrap-Untergrund schafft, ist nicht ganz klar. Titel wie Inhalte von Tracks wie "Fluchtwagen" und "Asylantenmusik" laufen über vor Gangstaklischees und featuren übliche Genreverdächtige wie King Khalil, Bonez MC und Gzuz.
Den Trap dazu fliegen die Verantwortlichen aus USA übers Glasfaserkabel ein, und die Kreuzberger Posse hat natürlich seit Wochen keinen Sonnenschein erlebt, wenn ihr Habibi vor der Kamera von Gewalt und Platzherrschaft via Gewalt und Kokain erzählt.
Capital, dessen schwere Jugend in Berlin-Hohenschönhausen Kleinkriminalität, Schlägereien und Jugendhaft prägen, trägt den so typischen Rap allerdings mit besonderer Unnachgiebigkeit und Aggression vor. Sein Markenzeichen ist außerdem die Verwendung von ostslawischen und albanischen Fremdwörtern.
"Ich bin der Putin des Deutschrap", erklärt Capital selbst. Er lasse sich von niemandem etwas sagen. Großen Respekt hat er allerdings neben den Strassenbande-Jungs für den Bonner Rapper Xatar und Celo & Abdi übrig.
Ins Bild passt, dass Capital auch in späteren Jahren mit dem Rechtsstaat in Konflikt kommt. Bei einem Videodreh, bei dem er einen Überfall auf einen Handyladen simuliert, wird die Polizei jedenfalls hellhörig: Kurz nach Beginn der Aufnahmen findet Capital sich mit Armen hinterm Rücken und von Polizisten umstellt auf dem Boden wieder.
Ein letztes Mal küsst er den Asphalt, dann geht es nur noch bergauf in der Karriere. Nachdem bereits die Vorgänger "Makarov Komplex" und "Blyat" die Spitze der Charts nur hauchdünn verfehlen, nimmt 2018 "Berlin Lebt" Rap-Deutschland für sich ein. Mit Ankündigung: Zum Zeitpunkt des Releases stehen bereits vier Single-Auskopplungen zu Buche, denen der Sprung auf Platz eins geglückt ist, was zuvor noch keinem deutschsprachigen Rapper gelang.
2018 ist das Jahr des Bra: Er bricht Streaming- und Chart-Rekorde, erobert jede Spotify-Playlist, an seiner Musik kommt keiner mehr vorbei. Capital trifft die Entscheidung, sein Label Team Kuku zu verlassen. "Berlin Lebt" soll noch hier erscheinen, danach sei die Partnerschaft beendet.
Wenig nach der Trennung verkündet Capital seine neue Heimat, Bushidos Label Ersguterjunge. Fleißig veröffentlicht er mit ihm und Samra Singles und beschafft dem Rap-Opa ein frischeres Image.
Die Sache mit Team Kuku scheint dann aber doch nicht ganz abgewickelt zu sein. Drei Wochen vor der Ankündigung beginnt der Berliner, mehrmals die Woche Tracks rauszuhauen. Wie sich später herausstellt, sind die für den letzten Kuku-Longplayer "Allein". Nach einer Reihe unterschwelliger Sticheleien ist zwischen seinem alten Camp und ihm nun wieder alles geregelt, und Bra bleibt überaus produktiv: 2019 erscheinen mit "CB6" und "Berlin Lebt 2" weitere Longplayer.
2020 legt der Berliner nach: CB7 erscheint im September und knüpft nahtlos an "CB6" an. Die Fließbandproduktion zahlt sich aus, das Album steigt direkt auf Platz eins der Charts ein. Diese dominiert Capital Bra sowieso, und bald außerdem das Kühlregal: Seine Tiefkühl-Pizza "Gangsterella" verkauft sich ähnlich flott wie seine Singles, von denen er etliche auch unter seinem Alias Joker Bra veröffentlicht.
2019 bricht er einen 50 Jahre alten Rekord der Beatles. Die Briten haben im Lauf ihrer Karriere zwölf Songs an der Spitze der Charts platziert, eine Zahl, die lange als unübertreffbar galt. Bis Capital mit Samra im Vorbeigehen seinen 13. Titel auf die Eins packt. Er selbst sagt dazu: "Ich kann mich nicht mit den Beatles vergleichen, das ist eine ganz andere Liga."
Noch keine Kommentare