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Ren vs. Kujo

Spielstunde ist vorbei, heißt es auch bei Ren: Er veröffentlicht heute einen neuen Track. Bis ich mit dieser Doubletime-Ausgabe durch bin, ist das Video wahrscheinlich online. Wisset jedoch: Während ich diese Zeilen schreibe, steht die Premiere des Clips noch aus.

Ich weiß gerade also noch nicht sicher, was von "Kujo Beat Down" zu erwarten ist. Allerdings habe ich so eine Ahnung. Die Vorgeschichte lässt eine durchaus harsche Abrechnung erwarten. Was ist da los?

Wir erinnern uns an die Story von That Mexican OT neulich? Es ging um den Ursprung eines Beats, der später ein Hit wurde, um Urheberrechtsansprüche, verdiente Credits, in erster Linie aber um anständigen Umgang miteinander. Den man findet, wenn man miteinander spricht. Gerade letzteres gestaltet sich in Rens Fall aber offenbar schwierig.

Ren hat von einem Producer namens Kujo einst einen Beat erworben, daraus "Sick Boi" gemacht, damit Erfolg gehabt und irgendwann festgestellt, dass der Track auf Video- und Streamingplattformen nicht mehr zugänglich ist, wegen angeblicher Copyright-Verletzung. Wie es aussieht, hat Kujo ein Chorsample benutzt, ohne es zu klären, und deswegen dessen Rechteinhaber am Hals, weswegen er seinerseits Ren Schwierigkeiten macht. Unschön, aber bestimmt irgendwie regelbar, so man es denn regeln will.

Long story short: Da verkauft jemand einen Beat, den er aus einem geklauten Sample gebaut hat, verlangt später dafür viel mehr Geld, als vorher vereinbart war, außerdem eine Beteiligung an allen Einnahmen, die der Song künftig noch generiert, und das, nachdem er seinen Kunden, der sich bemüht hat, alles im Guten zu regeln, öffentlich immer wieder der Lüge bezichtigt hat? Kommt mir wie eine recht weirde Geschäftspraxis vor.

Dass Ren Kujo danach noch eine Zusammenarbeit offeriert hat: ein Zeugnis seines fast schon übermenschlich guten Willens. Dieses Angebot, das Kujo neben Fans und Aufmerksamkeit auch das beschert hätte, worauf er aus zu sein scheint, nämlich Geld: Nun, der Produzent hat es abgelehnt, Ren vor Gericht gezerrt und sich auch dort geweigert, auch nur einen Satz direkt mit ihm zu wechseln. Sehr im Gegensatz zu Kujos Freundin, die Ren hernach noch mit Drohungen überzog.

Klar, wir hören hier nur Rens Seite der Story. Er scheint mir seine x Anläufe, die Angelegenheit irgendwie, sogar zu seinem Nachteil, aus der Welt zu schaffen, aber recht gut belegen zu können:

Ren hat "Sick Boi" inzwischen selbst von allen Plattformen nehmen lassen. Er verspricht am Ende seines (wirklich langen) Videos zweierlei: eine Abrechnung mit Kujo in Trackform (siehe oben) und eine Neuauflage von "Sick Boi" ohne jede Beteilugung von Kujo.

Dieser Kujo hier ist übrigens ein ganz anderer, er freut sich aber offenbar über die Aufmerksamkeit seitens Rens erboster Fangemeinde und versucht, das Beste draus zu machen:

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3 Kommentare mit 8 Antworten

  • Vor 3 Monaten

    Ein Glück für Ren, der hat sonst trotz Talent, auf Albumlänge überhaupt nichts interessantes zu erzählen.

  • Vor 3 Monaten

    "Ren hat von einem Producer namens Kujo einst einen Beat erworben, daraus "Sick Boi" gemacht, damit Erfolg gehabt und irgendwann festgestellt, dass der Track auf Video- und Streamingplattformen nicht mehr zugänglich ist, wegen angeblicher Copyright-Verletzung. Wie es aussieht, hat Kujo ein Chorsample benutzt, ohne es zu klären, und deswegen dessen Rechteinhaber am Hals, weswegen er seinerseits Ren Schwierigkeiten macht. Unschön, aber bestimmt irgendwie regelbar, so man es denn regeln will."

    Ich finde die Geschichte ja interessant, deswegen habe ich etwas recherchiert, und die Darstellung hier ist mindestens verzerrt.

    Hier sind btw Screenshots von Statements der beiden zu finden:
    https://www.reddit.com/r/ren/comments/1e58…

    Laut dieser gestaltet sich die Situation wie folgt:

    Kujo hat über Beatstars einen Beat an Ren lizensiert, der hat daraus den Song "Sick Boy" gemacht, der sehr erfolgreich wurde. Aufgrund des Erfolgs fiel auf, dass Kujo ein Sample von einem bulgarischen Chor benutzt hat, für das er keine Lizenz hatte.

    Allerdings sagt Kujo, dass er schon länger ein Problem mit Ren hat, und zwar das ihm vertraglich vereinbarte Anteile nicht ausgezahlt wurden. Er sagt, dass er seit Monaten mit Rens Anwalt verhandelt, und dass er in der ganzen Zeit auf weitere Schritte verzichtet hat.

    Ren gibt btw zu, dass Kujo Zahlungen, die ihm zugestanden hätten, nicht erhalten hat: "I agree that kujo should be paid publishing money on this like agreed in the contract for sure which is why im [sic] working on resolving it with all the involved parties (which is [sic] nothing to do with me btw)"

    Angesichts dieses Eingeständnisses ist es durchaus legitim anzunehmen, dass der geschlossen Lizenzvertrag aufgrund einer Vertragsverletzung nichtig ist und Kujo hat einen ernstzunehmenden Grund einen Copyright Strike durchzusetzen (was auch daran zu sehen ist, dass der Strike von Youtube aufrechterhalten wird, denn gerade bei größeren Artists mit Strukturen im Hintergrund überprüft das Youtube wohl sehr zügig).

    Außerdem: An die Öffentlichkeit gebracht hat das Ren, und ebenso bis jetzt unbelegte Behauptungen über die ganzen Beweise, die er hätte, welche er ja veröffentlichen dürfte, wenn er wollte, aber er sagt nur, dass er die gerne teilen würde... Weiterhin ist Ren sehr vorwurfsvoll, während Kujo sich recht professionell und zurückhaltend äußert.

    Auf mich wirkt das so, als würde Ren seine Fan-Armee auf einem kleinen Beatstars-Produzenten hetzen, den er zuvor übers Ohr hauen lies. Oder den zumindest zuvor sein Team übers Ohr gehauen hat. Sehr, sehr fader Beigeschmack.

    Und zu dem bulgarischen Chor-Sample: Jop, das hätte er wohl klären lassen sollen, falls er es selbst gesampled hat, allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass er dachte es wäre geklärt, wenn er es aus einem Sample Pack hat, da sind nämlich auch ein paar schwarze Schafe am Werk. Und letztlich ist das mit dem Sampling eh so eine Sache, manch renitenter Fan behauptet ja Kujo hätte den Beat geklaut, aber Sampling ist keineswegs klauen und allgemein ist der Umgang der Gesellschaft und des Rechtssystems mit Sampling immer noch sehr geprägt von dessen Ursprüngen und der Unterdrückung der Menschengruppe, die das populär gemacht hat.

    • Vor 3 Monaten

      Achso, und als B-List-Rapper einen Disstrack gegen einen kleinen Produzenten zu machen wegen einer laufenden, rechtlichen Auseinandersetzung und dann die Fans zu bitten den zu pushen und die Geschichte auszuschlachten für Fame ist eine astreine Sohn-Bewegung. Von daher sollte er sich löschen.

    • Vor 3 Monaten

      Habe mir jetzt auch noch einmal Sample und Original angehört, als laut.de-Sample-Sachverständiger kann ich zu Protokoll geben, dass das Sample schon sehr prominent im Song platziert ist, aber der Einsatz der Methodik Sampling transformativ war. Das Sample wurde hochgepitcht, also bearbeitet, und ferner ist es trotz der Prominenz (zu Beginn spielt es für ein paar Bars solo) nur eine von mehreren Ebenen des Beats, neben dem Sample finden sich eine Bassspur, tonale Perkussion, atonale Perkussion (Drums lol), ein plucky Synth oder eine Gitarre. Dadurch ist es unzweifelhaft ein Werk von Kujo.

      Und dann noch zur der Frage wer das Sample hätte klären müssen. Ich bin kein Experte, aber interessierter Laie, und meinem Verständnis nach ist Ren (samt Team) als Herausgeber des Songs verantwortlich dafür, dass keine Urheberrechtsverstöße vorliegen. Wenn ihm (samt Team) nicht bekannt war, dass das der Fall ist, und wenn entsprechende Verträge bestehen, dann kann die Verantwortlichkeit an die Vertragspartner übergehen (muss aber nicht).

      Und das Sample selbst: Es wurde mindestens in 17 anderen Songs verwendet, es ist wohl von 1963 und zunächst hat wohl Monitor Records die Rechte gekauft (vom Bulgarischen Staat wohlgemerkt, wahrscheinlich hat keiner der beteiligten Künstler profitiert, 1999 hat Monitor Records seinen Katalog an das Label des Smithonian Museums, Smithsonian Folkways Recordings gespendet. Die sind der derzeitige Rechteinhaber, und daran sieht mensch sehr schön, wie Copyright in seiner jetzigen Form Müll ist. Diese Aufnahmen sind Public Domain, und aus Protest werde ich glaube ich dieses Sample flippen und den resultierenden Song veröffentlichen.

    • Vor 3 Monaten

      Scheint aber auch so zu sein, dass der Rechteinhaber seine "Rechte" nicht durchsetzt, youtube ist voll von Bre, Petrunko Remixen, Edits, Bass Boosts (wer braucht so einen Müll)... habe jetzt eine Deathcore-Version gehört, eine Trap-Version, eine einstündige Version, eine verlangsamte, viele Müll-Versionen... und manche haben Klickzahlen im Millionenbereich. Möglicherweise hat Kujo gar kein Problem mit denen?

    • Vor 3 Monaten

      Und auf Deezer&Co. gibt gibt es auch hunderte Songs, die schon den Namen im Titel haben, das offensichtliche Ausbleiben eines Vorgehens gegen diese mutmaßlichen Verstöße kann als Erklärung des Rechteinhabers gewertet werden auf das Copyright oder Teile davon zu verzichten, was dieses Werk abandonend machen könnte. Gibt es irgendwo Belege dafür, dass Kujo wegen des Samples Probleme bekommen hat?

    • Vor 3 Monaten

      Kenne keinen Ren; weiß nicht was ein Kujo sein soll (Hund aus Stephen King-Roman?). Die Geschichte ist aber trotzdem interessant und nach dem Abspann, der uns hier geliefert wurde, hoffe ich noch mehr als schon davor darauf, dass Caps irgendwann einmal das Produzieren zugunsten eines anständigen Podcasts zu den Themen Sampling, Rechte Dritter und dem völlig absurden Konzept des Copyrights ruhen lässt. Das würde es mir gerne anhören.

    • Vor 3 Monaten

      Definitiv hüfttief im special interest, aber einem, das mutmaßlich hier häufiger auf ein paar offene Augen trifft als bspw. unter durchschnittlichen SPON- oder Focus-Leser*innen und mMn auch auf eine mindestens entsprechende Zahl offener Ohren träfe, würde mensch es im o.a. Format aufbereiten. ;)

    • Vor 3 Monaten

      Hm, danke für das Kompliment I guess, ich habe tatsächlich in letzter Zeit darüber nachgedacht, wie und ob ich meine Gedanken, oder zumindest den Teil jener, welchen ich als hinreichend interessant erachte, mit „der Öffentlichkeit“ teilen kann und soll. Diesbezüglich wird vielleicht irgendwann etwas kommen.

  • Vor 3 Monaten

    Man kann sich alles schön schreiben ...

    Mal ein Vergleich: kaufe ich ein Auto bei einem Händler, dann muss ich auch nicht nachweisen dass Teile dieses Autos aus einem Diebstahl stammen und dann im Auto verbaut wurden.
    DAS ist Sache des Händlers.
    Und imho ist REN der Kunde und Kujo der Verkäufer.
    Oder sehe ich da etwas falsch bzw. habe ich eine falsche Rechtsauffassung?⁸

    • Vor 3 Monaten

      Du siehst da eine Menge falsch.

      1. Dein Vergleich handelt von etwas ganz anderem, du kannst nicht den Verkauf eines materiellen Objekts mit der Übertragung von Nutzungsrechten eines virtuellen Guts vergleichen.

      2. zu sagen, dass „Teile dieses Autos aus einem Diebstahl stammen und dann im Auto verbaut wurden“ ist nicht nur wegen 1. Quatsch, sondern auch, weil gar nicht feststeht, ob Kujo wirklich Stress wegen des Samples hat, das war soweit ich weiß nur eine Behauptung Rens, bei dem Drama geht es darum, ob Ren sich an den Vertrag gehalten hat oder nicht und damit ob Kujo zurecht den Song hat runternehmen lassen.

      3. wenn du unbedingt bei der Auto-Analogie bleiben willst, dann ist es so, dass Kujo ein Auto gebaut hat und darauf eine Logo eines anderen, sehr alten Autos, das nicht mehr hergestellt wird, gemalt hat.

      4. Ren hat zugegeben, dass seine Seite vertragsbrüchig wurde, im Autofall hätte Ren die vereinbarten Raten der Finanzierung lange nicht gezahlt, und jetzt beschwert er sich, weil im das Auto unter dem Hintern weggepfändet wurde.