Die Atzen
Bei Ski Aggu scheint die Prime, zumindest was den artistischen Mehrwert angeht, ebenfalls schon seit geraumer Zeit vorbei zu sein. Deswegen züchtet sein Label jetzt wohl in irgendwelchen geheimen Laboren neue Aggu-Varianten heran, um zu schauen, ob sich der Hype noch einmal wiederholen lässt. Bühne frei: Ritter Lean! (Versteht ihr? Wegen Ritalin.)
Atzenrap ist, dank Aggu, mittlerweile ja ein echtes Ding geworden, und ich hasse es. Wobei, vielleicht ist "Hass" ein etwas zu starkes Wort dafür. Rein musikalisch gibt es sicherlich Schlimmeres, aber ich bin schon oft genug von irgendwelchen Sterni saufenden Fuckboys mit lackierten Fingernägeln und Simone de Beauvoir im Jutebutel dumm angemacht worden, um die Risse in der Fassade zu sehen. Weil, das ist ja irgendwie das ganze Gimmick, oder? Wir singen genauso viel übers Kiffen, Koksen und Kopulieren, wie es die Kollegen von 187 tun, aber wir legen 'nen Kreuzberg-Filter drüber und behandeln Frauen dabei wie gleichwertige Menschen: Schaut her, wie progressiv wir sind.
Unterm Strich ist das sicherlich ein persönliches Ding. Ich meine, man kann den Dudes schlecht einen Strick draus drehen, dass sie zumindest oberflächlich einen etwas feministischen Ansätzen wählen. Aber mir gibt diese Musik immer das gleiche Gefühl: als würde mich ein hängengebliebener Pepp-Atze gaslighten wollen, dass es schon nicht so schlimm sei, dass er auf der letzten Kinky-Party meiner besten Freundin an den Arsch gelangt hat, weil er ja alleine durch seine Anwesenheit das Patriarchat unterlaufen würde.
Aber ich schweife ab. Zurück zum Song. Auf "NPCs" kommt endlich zusammen, was zusammen gehört, und Aggu und sein verschollener Zwillingsbruder reisen zurück in die Pop-Charts der 2000er. Wenn diesem Genre noch eine Sache gefehlt hat, dann sicherlich der Blick durch die Nostalgie-Brille. Also drehen die beiden einmal Sidos "Carmen" durch den Skibidi-Fleischwolf und kreieren einen sterbenslangweiligen Atzen-Lovesong, der so klingt, wie abgestandene Mate schmeckt. Versteht sich von selbst, dass die #1-Platzierung quasi vorprogrammiert ist.
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