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Pt. 2

Es stimmt schon, dass es einen Unterschied zwischen Rassismus und Diskriminierung gibt, und dass man, wenn man sich mit strukturellem Rassismus auseinandersetzen will, eher auf Häuser- und Arbeitsmarkt schauen sollte, die dafür sorgen, dass die Leute mit migrantischen Hintergrund meistens in den Blocks bleiben, in denen ein Cashmo sich jetzt als Minderheit fühlt. So gesehen beschreibt er lediglich Symptome einer rassistischen Gesellschaft und, ja, er begeht gewissermaßen eine Täter-Opfer-Umkehr. Aber dass eine diskriminierte Gesellschaft in dem Mikrokosmos, in den große Strukturen sie verbannen, diese Gewalt im Kleinen umkehren wird, ist auch soweit nachvollziehbar. Das passiert.

Ich finde an sich gut, dass der Track respektvoll und auf Augenhöhe mit Menschen aus dem gleichen Kontext spricht. An mehreren Stellen spricht sich Cashmo gegen Rassismus aus, spricht vom Akzeptieren anderen Glaubes und von Beziehungen über Gräben hinweg. In dieser Hinsicht hat er etwas von einem Angebot der Solidarität, von einem Öffnen - denn er richtet sich dezidiert nicht an irgendwelche Deutschtümler, sondern an die Gemeinschaft seiner Nachbarschaft. Ich will das so konkret hervorheben, weil ich selbst so beißend auf das Video reagiere. Ich sehe selbst so viele Elemente, die mir schief im Magen liegen, allen voran die "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen"-Rhetorik und das Sich-selbst-zum-Opfer-Machen. Kurzum: Ich finde auch, dass es viel zu kritisieren gibt, viel uncool zu finden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Cashmo kein Rassist ist - und der Song in dieser Form und beim aktuellen Publikum keinen bis wirklich wenig Schaden anrichtet.

Was ist also der Punkt, den ich machen will? Ich bin, glaube ich, einfach enttäuscht davon, wie der Hiphop.de-Artikel mit dem Song umgeht. Die Kritik, dass er Rassismus vereinfacht und unangebracht umkehrt, ist an sich richtig, aber für einen Artikel mit linken Intentionen spricht so viel Bildungsarroganz daraus, dass es absolut nicht überrascht, dass sich Cashmos deutsche und migrantische Fans nun geschlossen dagegen stellen. Es zeigt einen Hip Hop-Journalismus, der sich lieber in Twitter-Bubble-Kriterien der eigenen Relevanz reibt und deshalb weltfremd daherkommt. Akademische Überheblichkeit und Besserwisserei gegen einen Dude, der im Grunde das Herz am rechten Fleck hat.

Was wäre denn links? Für mich bedeutet Linkssein, sich mit den Schwächeren, mit den weniger Repräsentierten und Benachteiligten zu solidarisieren. Cashmo ist kein CDU-Abgeordneter, der sich über Rassismus gegen Weiße auslässt, sondern er beobachtet das Leben von ärmeren und strukturschwachen Deutschen. Das Leben am Block verdient unter jeden Umständen linke Sympathie, und wenn die selbsternannten Vertreter der linken Position einen solchen Song von vorneherein dämonisieren und dabei deutsche wie migrantische Fans für "zu dumm für Fortschritt" erklärt, dann verfehlen sie Ziel und Aufgabe.

Heißt: Ich will auf keinen Fall eine reine Verteidigung des Songs abgeben. I still kind of hate it, hätte mir aber gewünscht, dass gerade von der analytischeren Seite des Games hier nicht snobbige Besserwisserei passiert wäre, sondern ein Entgegenkommen und Kontextualisieren davon, warum Cashmos Beobachtungen so ausfallen, wie sie es tun. Er lügt ja per se nicht, er stellt sich nur ein bisschen mimosig an. Bleibt nur die Angst, dass das von Rechts instrumentalisiert werden könnte. Ganz ehrlich? Intern will ich den Song zerfleischen, aber sollte ein AfD-Onkel kommen und diesen Song für sich beanspruchen, werde ich Cashmo verteidigen wie eine Löwenmutter. Der Song positioniert sich mehrmals deutlich gegen Rassismus und löst zivile Debatten zwischen Deutschen und Migranten in den selben Umständen aus. Er bedient Klischees bis zur Grenze, grenzt Nicht-Deutsche aber auch nicht aus. So wenig ich mit dem Song auch anfangen kann, ich glaube nicht, dass wir ihn prinzipiell dämonisieren sollten.

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3 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 3 Jahren

    Na immerhin eine Person in der Redaktion, die es begriffen hat. Ich meine, die Welt ist ein sehr komplexer und viele wollen an den einfachen Modellen und "Gut-und-Böse"-Einteilungen festhalten, eben weil es eine Denkstütze darstellt. Cashmo hat unabsichtlich dieses Gefüge ein wenig zum Wanken gebracht, denn gerade für die Twitter-Menschen ist das Mantra sehr präsent, dass die Minderheiten klare Opfer sind, dessen unmoralische Taten sich nur auf strukturelle und systematische Probleme zurückführen lässt, während die weißen Deutschen in solchen Fragen grundsätzlich zu schweigen haben, da sie als größtenteils passive Nutznießer eines rassistischen Systems gelten. Das es nicht ganz so einfach ist, und auch ein nicht unerheblicher Teil der Minderheiten ebenso fähig zur Diskriminierung ist an den Stellen, wo sie tatsächlich Macht ausüben können, hat Cashmo mit diesem Song thematisiert.

    Und wichtig ist hierbei der Umstand, dass er nicht verallgemeinert hat, sondern den Ort des Geschehens und den Kontext klar definiert hat. Womit eine Verallgemeinerung der Sache an sich nie stattfand. By the way ich finde den Song aus musikalischer Sicht auch eher untere Klasse. Typischer Beat, uninspirierter Flow und Delivery.

  • Vor 3 Jahren

    Hier wird einiges durcheinander geworfen wird. Finde das gleichsetzen von unterschwelligem und systematischen Rassismus und irgendwelchen Kids, die in gewissen Vierteln wegen ihrer Herkunft gemobbt werden, auch ziemlich drüber.
    Das Minderheiten auch diskriminieren können, ist keine neue Erkenntnis.
    Dennoch sind die Ausprägungen nochmal ganz unterschiedliche, was aber Cashmos Erfahrungen nicht runterspielen soll.
    Aber auf Basis dieser Erlebnisse so eine Grundsatzdebatte zum Thema Rassismus abhandeln zu wollen, wird nicht funktionieren. Da werden völlig unterschiedliche Dinge verglichen.

  • Vor 3 Jahren

    Diese Doppelmoral dieser woken Bubble ist so ekelerregend. Wenn man die richtige Hautfarbe für die Opferrolle hat, dann kann man so ziemlich jede Schwierigkeit des Lebens externalisieren, und diese Kackvögel erfinden akademische Schwurbelbegriffe, um das dann pseudowissenschaftlich zu beweisen.
    Wenn der "Alman" seine Erfahrungen schildert, soll er sich doch bitte mal nicht so anstellen, bevor es noch Applaus von der falschen Seite gibt.