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Eminem - "Kim"

Es ist nichts geringeres als Wahnsinn, dass sich ein Song wie "Kim" auf eines der meistverkauften Hip Hop-Alben aller Zeiten geschlichen hat. Die "Marshall Mathers LP" gerät von der ersten Sekunde an vulgär und provokativ. Doch selbst in den Momenten, in denen Eminem weit über die Grenzen des guten Geschmacks hinausgeht, tut er das mit dem notwendigen Humor. Der Horror, den er auf "Kim" portätiert, könnte allerdings nicht humorloser ausfallen.

Der Song überrumpelt einen kurz vor Schluss der LP mit einer emotional-verstörenden Abrissbirne, die bis heute in so gut wie jeder Diskographie ihresgleichen sucht. Das ist, als zappe man des Nachts gut unterhalten durch sleazy 90er-Horrorfilme, um dann unwissentlich über ein echtes Snuff-Tape zu stolpern.

Eminem zelebriert hier nicht nur detailverliebt den fiktiven Mord an seiner Exfrau, er tut das mit solch meisterlichem Storytelling und lebensechtem Voice-Acting, dass sich aus einer auf dem Papier eindimensionalen Geschichte vor dem inneren Auge zunehmend ein audiovisueller Alptraum entfaltet. Wenn Marshall am Ende mit blankem Hass in seiner Stimme "Bleed, bitch, bleed!" schreit, seine Stimmbänder zu reißen drohen und Kim vergebens röchelt, läuft es einem eiskalt der Rücken runter und man fühlt man sich wie durch den Fleischwolf gedreht. Kopfkino, das eine FSK18-Freigabe verdient.

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