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Farrah Abraham - "After Prom"

Zur Zeit seines Releases wurde Farrah Abrahams Debüt-Album "My Teenage Dream Ended" als eines der schlechtesten aller Zeiten verschrien, als modernes Äquivalent zu "Philosophy Of The World" von The Shaggs. Als Album, das offensichtlich jemand gemacht hatte, der absolut kein musikalisches Know-How und Talent als Sängerin besitzt. Rückblickend klingt das Werk seiner Zeit um eine halbe Dekade voraus. Man erkennt hier musikalische Experimente, die Jahre später die Pop-Musik revolutionierten. Aber das ist nicht der Grund, wieso Farrah Abraham auf dieser Liste gelandet ist.

"My Teenage Dream Ended" ist ein musikalisches Uncanny Valley. Man erkennt hier Strukturen eines Pop-Songs und gängige musikalische Ideen, die allerdings gerade genug von der Norm abweichen, um ein unwohles Gefühl hervorzurufen. Irgendetwas scheint hier nicht zu stimmen, als sei ein Virus in die .MP3-Datei einer Hitsingle gekrochen und habe sie korrumpiert.

Der biografische Hintergrund des Projekts trägt nur weiter zu diesem Unwohlsein bei. Abraham erregte in den späten 2000ern mit Auftritten in den MTV-Shows "Teen Mom" und "16 And Pregnant" Aufsehen. Wenige Jahre später brachte sie die schwierige Zeit die sie während ihrer ungeplanten Schwangerschaft durchmachte, mittels ihrer "My Teenage Dream Ended" betitelten Biographie zu Papier und veröffentlichte begleitend dieses Album. Im Buch und in den Lyrics der LP finden sich Verweise auf Depressionen, Missbrauch, Drogenkonsum und den Tod ihres Freundes, des Vaters ihres Kindes.

Führt man das nun alles zusammen, erhält man einen Song wie "After Prom". Ein manischer Popsong, von dessen Cover uns Abraham zusammen mit ihrer Tochter entgegen lacht, während uns der Albumtitel einhämmert, dass hinter der Fassade der blanke Horror lauert. "Don't tell, don't let it get out"," wiederholt sie ad absurdum, förmlich darum bettelnd, ihre wahren Gefühle hinter der Happy-Go-Lucky-Fassade in Schach zu halten. So unabsichtlich innovativ und missverstanden der Song und das Album als Ganzes auch bleiben mögen, so unheimlich und vor allem unheimlich traurig ist es auch.

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