Platz 14: "Zwo", 1980
"Wir wollen vom Ruhrpott nach Wien / Eine Fahrt in die Schweiz hätte auch ihren Reiz" Trans-Europa-Express in der Elton John-Version?
Nach dem schlageresken Selbstfindungsdebüt geht Grönemeyer auf "Zwo" erst einmal mit einer echten Rockabilly-Nummer an den Start. Unter dem Klavier schrammelt die Gitarre dünne Achtelnoten zusammen – damit klingt "Stau" leider so nach altbackenem Deutschrock, dass die Spider Murphy Gang im Folgejahr wohl als Hard-Rock-Kapelle durchgegangen sein müsste.
Trotzdem wird die Nummer in gewisser Weise zu Herberts Urschrei: Denn schon die Predigt seiner kontinentalen Reiselust offenbart erstmals die typischen Betonungen, das später berüchtigte Zucken in Grönemeyers Stimme – hier allerdings weniger die oft imitierten "Mensch"-Klagelaute, sondern eher das lüstern-dekadente Spiel, wie es uns "Alkohol" hat lieben lernen lassen.
Schwierig immer wieder: Die Banalität der Texte, die von stumpfen Lovesongs bis zur (dann doch noch) schlagerbehafteten Spielzeugauto-Huldigung reicht. Man ahnt es: In Kombination mit den nicht unbedingt von höchstem Kreativitätsstandard zeugenden Kompositionen ist "Zwo" eher unterdurchschnittlich gut gealtert.
Stärken zeigen sich unter anderem in den Instrumentalmomenten der in Conny Planks Studio zusammengezimmerten Platte: Jazzige Trompetensoli, wie sie hier Stockhausen-Sohn Markus beisteuert, würden manch neuere Gröni-Platte mit Karacho aus dem ewigen Mittelfeld in die Top 3 katapultieren – aber dazu kommen wir ja noch.
Immerhin: Wie schon auf dem verschrobenen Debütalbum stechen Grönemeyers Eigenkompositionen auf "Zwo" klar heraus. Das gilt für mannigfaltige Herzschmerz-Erzählungen wie auch fürs komplett schmerzbefreite "Muskeln" (O-Ton: "Weniger Grips, lieber mehr Bizeps"). Die eigene Uncoolness cool auszuspielen – bis heute eine von Herberts großen Stärken.
Anspieltipps:
"Stau", "Muskeln"
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