K-Pop Comedown: Live-Eindrücke von TXT in Berlin

Pt. 3: K-Pop Konzerte sind aber schon irgendwie komisch

Aber ja, ein paar Gedanken sind mir doch gekommen, wenn wir schon von diesem Gekreische sprechen. Das hat jetzt nichts mit TXT zu tun, sondern mit meiner generellen Erfahrung mit K-Pop-Konzerten. Lasst es mich so formulieren: Ich finde es spannend, dass die Crowd bei diesen Shows gleichzeitig animalisch turnt ist, dann aber doch wieder gar nicht turnt.

Ich meine das in dem Sinne, dass da schon beeindruckend Energie entsteht, wenn alle ständig kreischen und brüllen und trampeln, die Lightsticks sind wirklich eine geile Erfindung, die viel zum Ambiente beiträgt. Aber guckt man dann doch einmal ein bisschen spazieren, ist man ob der Geräuschkulisse immer ein bisschen überrascht, dass die Leute gar nicht so doll danach aussehen, als würden sie hart upturnen.

Das macht sich für mich besonders im Pit bemerktbar. Da stehen also all diese Kids und schreien, aber eine weiterführende Interaktion mit der Musik findet nicht statt. Hier und da hüpft mal jemand auf und ab, aber irgendwie hat das Gekreische doch jede andere Auseinandersetzung mit der Musik verdrängt. Das überrascht mich, immerhin ist K-Pop eines der Genres, bei denen Tanzen wirklich definitiv in der Identität verwurzelt ist. Auch durch die Tracks von TXT ballerten immer wieder diese eigentlich ansteckenden und geil gemachten Beats, in denen Ideen von House über Hip Hop bis zum EDM verbaut sind.

Warum tanzt also niemand? Ich finde das schade. Ich habe früher oft auf Hauspartys K-Pop angemacht, und es macht übertrieben viel Spaß, auf diese Musik zu tanzen. Es gibt ja schon recht wenig Spaces, in denen man mal an den Punkt kommen würde, diese Musik wirklich über große Boxen zu hören. Ich hätte voll gern eine Clubnacht, in der man von zweiter Generation bis heute einfach ein paar K-Pop-Classics auf die Anlage wirft, und alle haben eine gute Zeit. Aber irgendwie fürchte ich auch, dass innerhalb einer halben Stunde die Leute nur noch per Geschrei abstimmen würden, wer was wie gut findet - woraufhin dann ein durch Anschweigen ausgetragener Fanwar entstehen würde, weil der DJ gerade irgendeine Gruppe benachteiligt. Das wäre dann wieder nicht so lustig.