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Der NewJeans-Skandal

Na gut, bringen wir es hinter uns: Versuchen wir noch einmal, diesen NewJeans-Skandal aufzurollen. Das hier sind die Zwischenschritte, die passiert sind.

April: HYBE hat das Unterlabel ADOR mit CEO Min Hee-Jin ins Leben gerufen, auf dem NewJeans debütiert haben - jetzt ließen sie den Wunsch verlauten, sie möge diesen Posten räumen

April: Min Hee-Jin geht in die Gegenoffensive, behauptet, HYBE würde sie plagiieren (insbesondere mit deren neuer Girlgroup ILLIT) und hat ein paar ziemlich wilde Pressekonferenzen gegeben, auf denen sie unter anderem in Tränen ausbricht

Mai: HYBE und die anderen Sub-Labels, unter Anderem das von ILLIT, verklagen Min wegen übler Nachrede. Ein Gericht urteilt, dass sie vorerst weiter CEO des Labels bleiben kann.

August: Nach mehreren weiteren rechtlichen Schritten seitens HYBE wird Min schließlich, trotz Unterstützung der NewJeans-Mitglieder, von ihrem Posten abgesägt.

September: In einem inzwischen gelöschten Live-Videos sprechen sich die Mitglieder von NewJeans erneut für Min aus und bitten darum, sie wieder einzusetzen

Oktober: In einer großen Anhörung berichtet Hanni von NewJeans von Mobbing am Arbeitsplatz unter dem neuen CEO und genereller Ruppigkeit in der K-Pop-Industrie.

Okay, soweit so gut - ich habe einmal versucht, das alles so nüchtern wie möglich aufzuschreiben. Ich bin bis heute fasziniert davon, dass Leute sich von diesem ganzen Vorgehen so vereinnahmen lassen, denn soweit ich das mit meiner (sehr limitierten) Perspektive beurteilen kann, haben wir hier einen immensen Machtkampf vor uns, der öffentlich und messy ausgetragen wird.

Min ist eine Produzentin, die sehr viel sehr guten K-Pop mit zu verantworten hatte. Deswegen hat HYBE ihr die Kontrolle über ein Label gegeben, mit der sie ihr Brainchild ins Leben rufen konnte. Dieses Brainchild ist NewJeans. Min ist allerdings ein relativ instabiler Künstlertyp, weswegen sie überhaupt nicht die Professionalität für eine solche Rolle mitbringt. Sie ist hotheaded und impulsiv, was besonders im koreanischen Arbeitsleben nicht gerade CEO-Qualitäten sind.

Trotzdem muss man ihr lassen, dass sie wirklich weiß, was man für eine K-Pop-Gruppe braucht: Es scheint so, als hätte niemand damit gerechnet, wie erfolgreich NewJeans werden würde. Dieser immense Erfolg unter einer unberechenbaren Produzentin war HYBE dann offensichtlich ein ziemlicher Klotz am Bein, weswegen sie NewJeans zwar bestenfalls behalten wollen, die CEO aber gerne absägen würden.

Ich glaube, viel mehr ist da nicht. Natürlich gab es viel Drama um Min, vor allem ein in meinen Augen ziemlich aus dem Kontext gerissener, fantasierter Pädophilie-Vorwurf. Aber gäbe es gerade verwertbare, richtig schlimme Vorwürfe gegen sie, dann hätten wir sie im Rahmen dieses Austausches gehört, da bin ich mir absolut sicher. Im Grunde geht es einfach nur um Geld und Einfluss, wie es das bei allen Labels wohl die ganze Zeit auch der Fall ist.

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