Porträt

laut.de-Biographie

NewJeans

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Gruppe auf diese Art und Weise auch im K-Pop das Licht der Welt erblicken würde: Im Westen ist das Überraschungs-Release ja seit der Popularisierung durch Beyoncé mehr oder weniger ein alter Hut. Dass eine K-Pop-Gruppe quasi ohne jede Vorwarnung auf die Öffentlichkeit losgelassen wird, das gab es so aber noch nicht.

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In allen anderen Fällen wäre das Risiko wohl zu groß gewesen. Wenn man aber einen Veteranen der Industrie und das im Moment wohl größte Label der Szene im Rücken hat, kann man wohl schon einmal auf Risiko spielen. NewJeans – der etwas gewöhnungsbedürftige Name wird erklärt als ein Wortspiel aus der Zeitlosigkeit von Jeans als Kleidungsstück und "new genes", also neuen Genen für die Szene – sind das Projekt von der ehemaligen SM Records-Fädenzieherin Min Heejin. Die hat von HYBE Entertainment ein eigenes Label spendiert bekommen und darf sich für eine neue Gruppe selbst die Idols zusammensuchen.

So wusste man zwar seit 2019, dass sich da etwas zusammenbraut, aber dass es konkret kommen wird und dann auch noch so plötzlich, davon wusste niemand. Und doch stehen da plötzlich NewJeans mit "Attention" auf der Karte und haben klar gemacht: Hier hat jemand eine sehr klare Vision. Der unterschwellige, entspannte moderne R'n'B-Sound klingt wie nichts anderes, was gerade so in Korea debütiert und schlägt sofort ein, vor allem, weil gleich noch ein in fünf Musikvideos gegliedertes interaktives Story-Video zum Song "Hybe Boy" und ein weiteres Video zur Ballade "Hurt" hinterher kommt. Binnen weniger Tage kommen die meisten Vorverkäufe für eine Girlgroup ihrer Generation zusammen, sogar an den Nummern von Titanen wie Blackpink kratzen sie.

Aber was wäre schon ein Girlgroup-Release ohne ein wenig Skandal? Besagte Fädenzieherin Min Heejin ist nämlich nicht ohne ihre Kontroversen. Schon in den letzten zehn Jahren ihrer Arbeit, die unter anderen bis zu legendären Gruppen wie Shinee oder Girl's Generation zurückreicht, gab es immer wieder Anschuldigungen, sie habe ein ... sehr liberales Verhältnis zu Jugend. Konkret habe sie an ihren privaten Wänden Moodboards von Bildern aus Filmen mit Lolita-Konzepten, immer wieder zeigten sich Pattern von jugendlicher Sexualisierung in ihrem Schaffen.

All das gipfelt in der Veröffentlichung des eigentlich als Titeltrack gedachten "Cookie", einer Single, die je nachdem, wen man zur Übersetzung befragt, ziemlich eindeutige sexuelle Innuendos in die Münder von Mädchen zwischen vierzehn und achtzehn legt. So ganz nachweisbar ist das in der Kunst ja nie, aber öffentliches Urteil spricht schnell: Während Korea in "Attention" und "Hype Boy" schockverliebt ist, geht der planmäßig größte Song in den Charts eher unter. Man fragt sich, ob dieser Zwischenfall Konsequenzen haben wird, denn abgesehen davon scheint der Erfolg NewJeans recht zu geben: Mit einem herausragenden Rookie-Run gehören sie binnen weniger Wochen zu den größten Gruppen der K-Pop-Landschaft. Und das mit einem Sound, der da kräftig gegen den Strich bürstet.

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