Platz 1: Kraftwerk - Die Mensch-Maschine
Die 70er Jahre: Das Jahr, in dem Elektro-Pop vielleicht nicht erschaffen, aber erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. In dieser Kategorie waren Kraftwerk ähnlich innovativen Geistern wie Can, Faust, Tangerine Dream und Neu! sicher mehr als nur eine Nasenspitze voraus. Spätestens mit dem 1974er Track "Autobahn" erforschten die Düsseldorfer vor wachsendem Publikum neue Klangwege, die eine Revolution der elektronischen Musik einläuten sollte.
Als Gründungsmarkierung der späteren Genres Synthie-Pop und Techno gilt "Die Mensch-Maschine", das klassische Album der klassischen Besetzung Ralf Hütter, Florian Schneider, Wolfgang Flür und Karl Bartos. In einer Zeit der datentechnischen Ödnis sangen sie von einer für damalige Verhältnisse fernen Zukunft, die zügige technische Verwirklichung vieler Kraftwerk-Topoi steigerte den visionären Charakter der Texte später um ein Vielfaches. Der Song "Die Mensch-Maschine" könnte als Ausblick auf künstliche Intelligenz gelesen werden, sein songdienlicher Roboter-Psalm nebenbei ein Fingerzeig auf Hip-Hop: So etwas gelang 1978 niemandem, schon gar nicht in der alten Bundesrepublik.
Kraftwerks kompositorische wie lyrische Strenge und Reduktion wirkte im Jahrzehnt des handgemachten Angestellten-Rock wie ein leuchtendes UFO. Sogar eine lupenreine Pop-Single wie "Das Model" wirkte im Radiokontext wie ein Fremdkörper. Dabei stand die Computerwelt längst vor der Tür. Aus Kraftwerk'scher Sicht exakt drei Jahre.
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