Kneecap: Rap-Trio äußert sich zu Hass- und Terrorvorwürfen
vom 29. April 2025
Die irische Hip Hop-Gruppe Kneecap hat sich zu den jüngsten Vorwürfen geäußert. Britischen Medien zufolge ermittelt die Antiterrorpolizei in zwei Fällen gegen das Trio. In zwei Konzertvideos soll zu sehen sein, wie Bandmitglieder die Tötung von konservativen Politikern fordern und die Terrororganisationen …
Hamas und Hisbollah abzufeiern weil man Israels Regierung nicht mag (wofür ich ausdrückliches Verständnis habe) ist so unglaublich dämlich, dass ich zuerst gar nicht glauben konnte, dass solche Menschen in Europa wirklich existieren und sogar Universitäten besuchen.
naja... menschys, die eine gewisse nähe zu sinn féinn bzw der IRA haben, könnten unter umständen auch hamas oder hisbollah mögen. vielleicht. möglicherweise. eventuell. ein kleines bisschen.
Puuuh, dass wird jetzt wahrscheinlich länger... letzten Sommer habe ich mich länger in Nordirland und speziell in Belfast aufgehalten. Die Stadt ist noch immer stark segregiert, auch mehr als 25 Jahre nach dem sogenannten Good-Friday-Agreement, mit dem die sogenannten "Troubles" (wie die Iren, Nordiren und Briten klassisch understated ihren low-level Bürgerkrieg genannt haben) eigentlich zum Ende gekommen sein sollen.
Das bedeutet, dass es auch heute noch überall in der Stadt loyalistische/unionistische, d.h. England-verbundene, "britische" Viertel gibt, genauso wie zwei Strassen (und oft eine hohe Zaun/Mauer) daneben republikanische/nationale, d.h. eher der irischen Republik verbundene Viertel existieren. In ersteren ("britisch") sieht man überall, und ich meine *überall*, den Union Jack flattern, ganze Straßenzüge sind dort blau-weiß-rot, die Bordsteine gleich mitbemalt, englische und schottische Fussballclubs werden gefeiert - man fühlt sich britisch... In zweiteren ist dagegen alles grün-weiß-orange, man interessiert sich für gälische Sportarten (und vielleicht Glasgow Celtic) und getrunken wird Guiness...
---
Was das alles mit dem Nahen Osten zu tun haben soll? Naja, in einer derart polarisierten Welt muss man halt auch zum Nahostkonflikt eine Meinung haben, und die verläuft auch vorgefertigt anhand der beschriebenen Linie. Neben dem Union Jack hängt nämlich auch, kein Witz, einfach sehr oft die israelische Flagge im öffentlichen Raum herum, man identifiziert und solidarisiert sich um jeden Preis mit Israel, dem Land, das endlich Zivilisation und Ordnung in einen wilden, gesetzlosen Landstrich gebracht hat und jetzt von den ansäßigen, nicht-weißen Quasibarbaren umzingelt ständig um sein Existenzrecht kämpfen muss, weil sein überlegener, westlicher Lebensstil sonst (verlassen und vergessen vom ehemaligen großen Freund England) sonst von der Landkarte getilgt werden wird, ganz sicher. Ja und bei den "irischen Nordiren," da hängt neben der irischen Fahne dann eben direkt die Palästinenserflagge im Fenster/vom Dach/am Latenenpfahl; der unterdrückte, verdrängte und entrechtete Ortsansässige, der "vorher da war," und dem nun von der Imperialmacht die Scholle strittig gemacht wird. Genauso wie bei der anderen Seite mit Israel wird sich hier eben aus Prinzip mit den Palästinensern solidar- und identifiziert. Das habe ich mir nicht ausgedacht, dass ist dort wirklich so.
Vor diesem Hintergrund erschiene mir etwaiger Support für Hezbollah oder auch Hamas.... nach wie vor völlig Panne, sollte klar sein! (#grim104 und "Paris Hilton")
Aber a) machen Kneecap in ihrer eigenen Kommunikation ziemlich deutlich, dass sie als "irische Nordiren" die Idee des bewaffneten Kampfes gegen eine Besatzungsmacht nachvollziehen können; nicht aber das Töten von Zivilisten. Gerade ob der Geschichte ihres eigenen Landes.
b) sollte man diesen Kontext bedenken, wenn jetzt hochkommt "das die Terroristen unterstützen," eben weil es verkürzt ist und den kulturellen Kontext nicht beachtet. Meiner, natürlich völlig irrelevanten, Meinung nach ist das ein klassischer Fall von gescheitertem Kulturtransfer, wenn sich eine Band wie Kneecap irgendwo aus ihrer Bubble in West-Belfast herausbegibt und auf einmal Riesenbühnen in den USA bespielt, vor denen keine fünf Leute Belfast, die Golanhöhen *oder* den Gazastreifen auf einer Landkarte finden könnten.
Einfach nur "Ah, guck mal die Opfer!" schreien ist jedenfalls ... ein bisschen uninformiert, vielleicht.
Im Übrigen sind "Kneecap, die Typen" nachwievor viel interessanter als "Kneecap, die Musikschaffenden."
Musiker und Schauspieler werden in der Regel intellektuell überschätzt. Mit dem Einsetzen erster nennenswerter Erfolge bleibt die geistige Entwicklung dann gänzlich auf der Strecke.
Die irische Hip Hop-Gruppe Kneecap hat sich zu den jüngsten Vorwürfen geäußert. Britischen Medien zufolge ermittelt die Antiterrorpolizei in zwei Fällen gegen das Trio. In zwei Konzertvideos soll zu sehen sein, wie Bandmitglieder die Tötung von konservativen Politikern fordern und die Terrororganisationen …
Hamas und Hisbollah abzufeiern weil man Israels Regierung nicht mag (wofür ich ausdrückliches Verständnis habe) ist so unglaublich dämlich, dass ich zuerst gar nicht glauben konnte, dass solche Menschen in Europa wirklich existieren und sogar Universitäten besuchen.
Ihr schießt mächtig über das Ziel hinaus, Leute.
Kneecap mag ich allerdings trotzdem. Noch.
naja... menschys, die eine gewisse nähe zu sinn féinn bzw der IRA haben, könnten unter umständen auch hamas oder hisbollah mögen. vielleicht. möglicherweise. eventuell. ein kleines bisschen.
Puuuh, dass wird jetzt wahrscheinlich länger... letzten Sommer habe ich mich länger in Nordirland und speziell in Belfast aufgehalten. Die Stadt ist noch immer stark segregiert, auch mehr als 25 Jahre nach dem sogenannten Good-Friday-Agreement, mit dem die sogenannten "Troubles" (wie die Iren, Nordiren und Briten klassisch understated ihren low-level Bürgerkrieg genannt haben) eigentlich zum Ende gekommen sein sollen.
Das bedeutet, dass es auch heute noch überall in der Stadt loyalistische/unionistische, d.h. England-verbundene, "britische" Viertel gibt, genauso wie zwei Strassen (und oft eine hohe Zaun/Mauer) daneben republikanische/nationale, d.h. eher der irischen Republik verbundene Viertel existieren.
In ersteren ("britisch") sieht man überall, und ich meine *überall*, den Union Jack flattern, ganze Straßenzüge sind dort blau-weiß-rot, die Bordsteine gleich mitbemalt, englische und schottische Fussballclubs werden gefeiert - man fühlt sich britisch...
In zweiteren ist dagegen alles grün-weiß-orange, man interessiert sich für gälische Sportarten (und vielleicht Glasgow Celtic) und getrunken wird Guiness...
---
Was das alles mit dem Nahen Osten zu tun haben soll? Naja, in einer derart polarisierten Welt muss man halt auch zum Nahostkonflikt eine Meinung haben, und die verläuft auch vorgefertigt anhand der beschriebenen Linie.
Neben dem Union Jack hängt nämlich auch, kein Witz, einfach sehr oft die israelische Flagge im öffentlichen Raum herum, man identifiziert und solidarisiert sich um jeden Preis mit Israel, dem Land, das endlich Zivilisation und Ordnung in einen wilden, gesetzlosen Landstrich gebracht hat und jetzt von den ansäßigen, nicht-weißen Quasibarbaren umzingelt ständig um sein Existenzrecht kämpfen muss, weil sein überlegener, westlicher Lebensstil sonst (verlassen und vergessen vom ehemaligen großen Freund England) sonst von der Landkarte getilgt werden wird, ganz sicher.
Ja und bei den "irischen Nordiren," da hängt neben der irischen Fahne dann eben direkt die Palästinenserflagge im Fenster/vom Dach/am Latenenpfahl; der unterdrückte, verdrängte und entrechtete Ortsansässige, der "vorher da war," und dem nun von der Imperialmacht die Scholle strittig gemacht wird. Genauso wie bei der anderen Seite mit Israel wird sich hier eben aus Prinzip mit den Palästinensern solidar- und identifiziert.
Das habe ich mir nicht ausgedacht, dass ist dort wirklich so.
Vor diesem Hintergrund erschiene mir etwaiger Support für Hezbollah oder auch Hamas.... nach wie vor völlig Panne, sollte klar sein! (#grim104 und "Paris Hilton")
Aber
a) machen Kneecap in ihrer eigenen Kommunikation ziemlich deutlich, dass sie als "irische Nordiren" die Idee des bewaffneten Kampfes gegen eine Besatzungsmacht nachvollziehen können; nicht aber das Töten von Zivilisten. Gerade ob der Geschichte ihres eigenen Landes.
b) sollte man diesen Kontext bedenken, wenn jetzt hochkommt "das die Terroristen unterstützen," eben weil es verkürzt ist und den kulturellen Kontext nicht beachtet. Meiner, natürlich völlig irrelevanten, Meinung nach ist das ein klassischer Fall von gescheitertem Kulturtransfer, wenn sich eine Band wie Kneecap irgendwo aus ihrer Bubble in West-Belfast herausbegibt und auf einmal Riesenbühnen in den USA bespielt, vor denen keine fünf Leute Belfast, die Golanhöhen *oder* den Gazastreifen auf einer Landkarte finden könnten.
Einfach nur "Ah, guck mal die Opfer!" schreien ist jedenfalls ... ein bisschen uninformiert, vielleicht.
Im Übrigen sind "Kneecap, die Typen" nachwievor viel interessanter als "Kneecap, die Musikschaffenden."
Nachtrag: Hier ein paar Impressionen zum Thema - es gibt wenig Bizarreres das mir in den letzten paar Jajren untergekommen ist:
BBC Doku:
https://youtu.be/71xFuIiXMZw?si=eleLiyqkRz…
Beitrag auf AlJazeera:
https://youtu.be/oBpu3tfE2Pc?si=3uTzRfs-xX…
Musiker und Schauspieler werden in der Regel intellektuell überschätzt. Mit dem Einsetzen erster nennenswerter Erfolge bleibt die geistige Entwicklung dann gänzlich auf der Strecke.