Vor der Halle Verzweiflung und Tränen, drinnen 30 Grad und Gänsehaut: Die US-Sängerin feiert in Köln ein Heimspiel.
Köln (lru) - Es war heiß. Und ich meine wirklich heiß. Doch nicht nur die 30 Grad in der Lanxess-Arena sorgten für ordentlich Hitze, auch Billie Eilish selbst brachte die Stimmung zum Kochen. Am Samstag lieferte die 23-Jährige bei ihrer zweiten Show in Köln so richtig ab. Schon beim Anstehen vor der Arena konnte man sehen, wie viele Fans verzweifelt versuchten, noch Tickets zu bekommen. "1-2 Tickets gesucht!" stand auf unzähligen Schildern, die in der Luft geschwenkt wurden. Tausende wollten unbedingt dabei sein, aber für viele blieb der Traum leider unerfüllt.
Der britische Singer-Songwriter Tom Odell eröffnete den Abend mit einem gelungenen Mix aus altbekannten Hits wie "Another Love" und neuen Songs. Die Bühne nutzte er – vor allem hinter seinem Klavier – eher minimalistisch. Erst als Billie auf die Bühne trat, fiel einem das Bühnenbild auf. Es war in Form einer "8" mitten in der Halle aufgebaut. Ein cleverer Move, denn so gab es jetzt die vierfache Menge an "Front Of Stage"-Plätzen, und wirklich jeder hatte einen guten Blick auf die Show.
Ein Fanprojekt verwandelte die Arena in einen leuchtenden Regenbogen. Jeder Abschnitt erhielt Krepp-Papier, das hinter die Taschenlampen der Handys gesteckt werden sollte, mit der Anweisung, bei "Wildflower" das Licht einzuschalten. Das Ergebnis ergab ein absolut wunderschönes Highlight. Besonders beeindruckend war auch der Fangesang. Diese sogenannten "Backing Vocals", die die Fans auswendig gelernt hatten, verliehen dem Song zusätzlich eine kraftvolle Note.
Bei "When The Party’s Over" setzte sich Billie in die Mitte der Bühne und bat die Arena um Ruhe, weil sie einen Loop mit ihrer Stimme aufnahm, um den Beat zu produzieren, genauso wie sie es früher in ihrem Kinderzimmer gemacht hatte. Es war so still, dass man selbst die Lüftung hören konnte. 20.000 Leute so ruhig zu bekommen, ist ein echtes Kunststück.
Ein Moment, den man nicht so schnell vergessen wird: "Halleys Comet", einen Song, den sie seit drei Jahren nicht mehr live gespielt hat. Die Überraschung ist ihr gut gelungen, bei anderes Stopps hatte sie Lieder gecovert wie "Creep" von Radiohead.
Die Lichtshow war wirklich episch: Feuer, Rauch und beeindruckende visuelle Effekte. Zudem fuhr Billie mehrmals in einem Würfel hoch und runter, was zwar cool aussah, aber irgendwie unnötig war, da das der einzige Moment war, in dem man sie nicht richtig sehen konnte. Während des eigentlich traurigen Lieds "Your Power" bekam die 23-Jährige plötzlich einen kleinen Lachanfall. Unabsichtlich, aber trotzdem sympathisch. Viele Fans nutzen das Lied, um die Zeile "How dare you" laut mitzubrüllen – eine kleine Form von Selbsttherapie. So waren einige im Kölner Publikum von besagtem Lachanfall enttäuscht, da sie den emotionalen Moment lieber unverfälscht erlebt hätten. Später entschuldigte sich Billie mit den Worten, dass sie sich in Europa sehr wohlfühle und das Publikum so gut finde, dass sie einfach nicht anders konnte, als sie selbst zu sein.
Für Aufregung sorgten nach dem Konzert TikTok-Videos, die zeigten, dass Fans ohne Tickets zum letzten Song "Birds Of A Feather" in die Arena hineingelassen wurden. In den Kommentaren finden sich sowohl positive als auch kritische Stimmen. Die meisten gönnen diesen Fans zwar die Chance, viele snd jedoch der Meinung, dass die Aktion völlig verantwortungslos war.
@w0nderful_things SO UNEXPECTED ?? #cologne #billieilishcologne #billieeilish #hmhas #hmhastour #ranin #concert #crazy #finneas #billieconcert ♬ original sound - ? ??☎️
Insgesamt war die Stimmung nach dem Konzert großartig. Vor der Arena wurde gefeiert, gesungen und natürlich flossen viele Tränen.
Die Künstlerin vloggt ihre Tour durch Europa selbst. Den ersten Teil hat sie bereits auf Instagram veröffentlicht:
1 Kommentar
"So waren einige im Kölner Publikum von besagtem Lachanfall enttäuscht, da sie den emotionalen Moment lieber unverfälscht erlebt hätten"
Jaja, das Leben ist voller Widersprüche. Wir Deutschen haben so eine Zwangsneurose nach einheitlichen Gefühlen (auch). Ich glaube, das liegt am Wetter. Es ist einfach zu durchschnittlich. Wenn man dann noch zusätzlich in 80 Jahren Nachkriegszeit "Sonne, Wolken, Regen-Mix" jeden Tag hört und sämtliche Abwandlungen, kann man doch gar keinen differenzierten Zugang zu seinen Gefühlen bekommen, weil das Wetter ja die Gefühle der Natur spiegelt. Und wir sind die Natur. Und das auch noch an einem Ort, wo man noch am meisten etwas Hoffnung diesbezüglich gehabt hätte mit Mehrdeutigkeiten umgehen zu können ("Heimspiel"). Seufz.