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Platz 3: "Hybrid Theory"

Was soll man zu "Hybrid Theory" noch großartig sagen, das über die Jahre nicht schon Dutzende Fans und Kritiker*innen wiedergekäut hätten? Linkin Park nahmen den juvenilen Nu-Metal-Prototyp, den Bands wie Limp Bizkit und Korn in den Jahren zuvor zusammengezimmert hatten, und bauten daraus eines der einflussreichsten und erfolgreichsten Alben aller Zeiten. Für sie war die Fusion aus Elektro, Metal, Pop und Hip Hop kein Novelty Act, sondern die genuine Verknüpfung all ihrer musikalischen Einflüsse und Interessen. Mike Shinoda und DJ Joe Hahn pflegten Verbindungen in den New Yorker Hip Hop und Dance-Untergrund, während Chester Bennington sich vom Gesang und Songwriting von Bands wie Depeche Mode and Tears For Fears inspirieren ließ.

Gepaart mit einem grundsätzlichen Faible für härtere Gitarren-Musik und einer Tonne jugendlicher Angst und Wut im Bauch, entstand aus diesem Cocktail ein perfekter musikalischer Sturm, der um die Jahrtausendwende mit der Intensität von zehn Hurricanes über den weltweiten Musikmarkt hinwegfegte. "Hybrid Theory" hievte nahezu im Alleingang ein ganzes Subgenre in den Mainstream und zeugte damit eine Tsunami-Welle an Trittbrettfahren, die alle kläglich daran scheiterten, zu reproduzieren, was Linkin Park mit diesem Album gelang. Trotz all der Vorbehalte gegenüber Nu Metal, thront diese LP nach wie vor als einer der größten Errungenschaften über dem Genre.

Dieses Album als erwachsene Person wieder aufzulegen, war eine augenöffnende Erfahrung für mich. Nicht nur fühlte ich mit jedem Song eine intensivere Welle an Nostalgie über mich hinwegschwappen, auch meine Voreingenommenheit, dass die Musik, die ich als Jugendlicher mochte, mir jetzt nicht mehr gefallen wird, erwies sich als gänzlich unbegründet. Nach all den Jahren klingt "Hybrid Theory" schlichtweg großartig.

Gerade weil die Band sich hiermit das erste Mal vor einem großen Label beweisen musste, dient es als kondensiertes Showcase ihrer Qualitäten als Songwriter. Das Intro von "Papercut", der Breakdown in "One Step Closer", die Scratches auf "Point Of Authortiy" das Riff in "A Place For My Head", die Hook von "Crawling": Dieses Album ist bis zum Rand vollgepackt mit Momenten, die in die Hirnrinde jedes Millennials eingraviert sind. Jede Hook sitzt so wasserdicht, dass es leicht fällt, selbst während der weniger gut gealterten Stellen, insbesondere Mike Shinodas Einsätze als MC, das ein oder andere Auge zuzudrücken.

Linkin Park fanden hier eine solch perfekte Balance zwischen heavy und catchy, dass der Status Quo, den dieses Album etablierte, bis heute weitestgehend unangefochten bleibt. Eine Nu Metal-Renaissance ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, und auch zwei Jahrzehnte später wird "Hybrid Theory" erneut dafür als Blaupause dienen.

Highlights: "Papercut", "A Place For My Head", "Forgotten", "One Step Closer"
Lowlights: "Crawling"

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