Platz 2: "Reanimation"
Ich hatte euch gewarnt, jetzt ist die Katze aus dem Sack. Bevor ihr aber gleich die Mistgabeln rausholt, wie ich es nur wagen kann, ein schnödes Remix-Album über den Genre-definierenden Meilenstein zu stellen, der Linkin Park zu dem machte, was sie heute sind, gebt mir eine Chance, mich zu erklären.
Ich verstehe "Reanimation" nicht einfach nur als ein Remix-Album zu "Hybrid Theory", sondern in vielerlei Hinsicht als Upgrade, als die Version, wie das Album schon immer hätte klingen sollen. Kein anderes Projekt in ihrer Diskografie kondensiert die Einflüsse ihrer Anfangszeit mit solcher Detailverliebtheit, solchem Nerdtum, solchem Mut zum Risiko wie dieses. Es ist eine Wonne, der Band dabei zuzuhören, wie sie ihr eigenes Material völlig zerlegt, generalüberholt und so ganz neue Qualitäten offenbart.
"Pushing Me Away" und "Forgotten" erhalten einen komplett umstrukturierten Chorus, der die Originale wie die eigentlichen B-Seiten klingen lässt. Das totgespielte "In The End" profitiert massiv davon, dass man seine ikonische Keyboard-Melodie ein wenig ins Stottern geraten lässt. "Crawling" mutiert von einem melodramatischen Pathos-Monster zu einem wunderschönen Ambient-Piece. Selbst die Inklusion eines Jonathan Davis auf "One Step Closer" kommt dem Song ultimativ zugute und verstärkt seine ominöse Stimmung.
Gerade aufgrund ihrer eher überschaubaren Qualitäten als Rapper wurden Linkin Park zu Beginn ihrer Karriere als Poser abgetan, als Outsider, die nicht zur Hip Hop-Kultur gehören, doch das Line-Up der hier geladenen Gäste beweist eindrucksvoll, wie tief sie wirklich drin waren. Black Thought, Motion Man, Pharoahe Monch, Evidence, Planet Asia, The Alchemist, DJ Babu: "Collision Course" trug ihr Crossover-Potential in den Mainstream, doch "Reanimation" bleibt ihr wahrer Liebesbrief an das Genre.
Nie wieder fügten sie die Hip Hop-Elemente in ihrer Musik so nahtlos in ihren Sound ein wie hier. Nicht nur Mike Shinoda klingt über diesen deutlich elektronischen Instrumentals wesentlich weniger steif, er erhält auch Rückendeckung von einigen der versiertesten MCs und DJs seiner Zeit. Besonders deutlich wird das auf dem Remix des zuvor grenzwertig-peinlichen Rap-Tracks "High Voltage", den hier zwei starke Gast-Verses von Evidence und Pharoahe Monch in ein absolutes Highlight verwandeln.
"Reanimation" unterzieht Linkin Parks einflussreichstes Album einer Verjüngungskur, die nicht nur "Hybrid Theory"s zeitlose Qualitäten bestärkt, sondern auch die letzten Mankos der LP ausmerzt. Wo am originalen Album die Zeit durchaus die ein oder andere Spur hinterließ, klingt diese Wiederbelebung mit jedem verstrichenen Jahr frischer und lebendiger.
Highlights: "Frgt/10", "P5hing Me A*way", "H! Vltg3", "Ppr:kut", "By_Myslf", "1Stp Klosr", "Krwlng"
Low Lights: "Plc.4 Mie Head"
4 Kommentare mit einer Antwort
Dieses Album war damals überflüssig und ist es heute noch.
bis auf den one step closer-remix, der ballert halt alles weg.
Bin ja schon groß geworden mit denen und werde sie daher auch immer im Herzen tragen.
Für mich daher auch "klassisch":
1) Hybrid Theory
2) Meteora
3) Minutes To Midnight
4) The Hunting Party
5) A Thousand Suns
Rest kenne ich dann nur noch von der Fußball-WM
Achja: Remix-Alben und die EP mit Izzo zählen selbstverständlich gar nicht.
äh wer ist verantwortlich für den Murks?