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"Die Worte, die Worte, die Worte" vs. "Silent Feet"

Das Buch: William Carlos Williams - "Die Worte, die Worte, die Worte"
Das Album: Eberhard Weber - "Silent Feet"

Warum passt es?

Die einzige Gedichtsammlung in der Liste, auf die ich nicht verzichten wollte. Gedichtbände lesen ist meistens ein so anderer Akt als Bücher zu lesen, dass ich meine Hörgewohnheiten nicht so recht darauf übertragen kann. Aber die Stimmung, in der man W.C. Williams liest und dabei dieses Jazz-Album auf den Ohren hat, will ich euch nicht vorenthalten. Ich habe mich wie des Landes intellektuellster Wichser gefühlt. Und das ist ja auch schon mal etwas, oder? Während ich sonst meistens beim Lesen von "hoher Literatur" einen kontinuierlichen Kampf gegen meine Minderwertigkeitskomplexe ausfechte, sobald ich sie einen halben Absatz lang nicht verstehe, hat mir diese Combo das Gefühl gegeben, ich sähe aus, wie eins dieser Vintage-Fotos von Kippen rauchenden Buchclubs auf den Wiesen von Collages in Chapel Hill oder Baltimore in den Siebzigern.

Ich sah definitiv nicht so aus. Aber, hey: Manchmal muss die Einbildung reichen. Ich werde deshalb hier auch nicht erklären, wie man William Carlos Williams liest, meine Taktik ist es, die Wörter zu lesen und sie hübsch zu finden. Auch über den Jazz-Typen, der das Album gemacht habe, weiß ich effektiv nichts. Er hat mal Musik mit Pharoah Sanders gemacht (cool!) und klingt ein bisschen wie die ganze Szene von Dudes, die Jazz nach den Siebzigern den Neoklassizisten angenähert haben. Aber eigentlich weiß ich nur, dass seine Musik smooth wie die Hölle ist und die Cover echt hübsch. Also, mein intellektuelles Fazit: Musik - hübsch, Wörter - hübsch, jetzt geht da raus und fühlt euch genauso klug wie ich.

Leseprobe:

The yellow chimney

There is a plume
of fleshpale
smoke upon the blue

sky. The silver
rings that
strap the yellow

brick stack at
wide intervals shine
in this amber

light - not
of the sun not of
the pale sun but

his born brother
the
declining season

(Übersetzung von Hans Magnus Enzensberger)

Der gelbe Kamin

Dort, eine Feder
aus hautbleichem
Rauch am blauen

Himmel. Die Silber-
ringe, mit denen
der gelbe Ziegel-

schlot sich spärlich
gürtet, glänzten
in diesem Bernstein-

licht - nicht
dem der Sonne, der
bleichen Sonne, dem

ihres Geschwisters,
der
sich neigenden Zeit

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