Platz 4: "GO:OD AM"
Ähnlich wie "The Divine Feminine" entstand "GO:OD AM" zu einem Zeitpunkt, als Mac Miller mit sich selbst im Reinen war. Frisch aus dem Entzug und mit neu gefundenen nüchternen Enthusiasmus vereint er alle Facetten seiner wechselhaften Karriere unter einem kunterbunten Dach und liefert erstmals durch die Bank weg an allen Fronten ab. Das Leitmotiv? Gute Laune. Dafür hätte er sich wohl kaum bessere Features als Miguel, Little Dragon, Chief Keef oder Lil B ins Boot holen können.
Auch wenn sein fünftes Studioalbum die Experimentierfreude und psychedelischen Einschläge seiner Mixtapes hier und da etwas vermissen lässt, spielt er es so straight und kohäsiv, dass einem siebzig Minuten Laufzeit wie dreißig vorkommen. In einer gerechten Welt hätte dieses Album Mac Millers kommerziellen Peak markieren sollen. Besseren Pop-Rap als "Weekend" oder "100 Grandkids" hat er nie mehr geschrieben. Auch die Deep-Cuts begeistern, Aussetzer sucht man vergebens. "When In Rome", "In The Bag" und "Cut The Check" perfektionieren die bewährte Hau-Drauf-Formel mit scheppernden Trap-808s und infektiösen Hooklines, während "Perfect Circle/God Speed" vielleicht der beste Song seiner Diskographie ist und "Ascension" die bis dato schmerzlichsten Blicke in das Innenleben eines von Selbstzweifeln geplagten (früheren) Abhängigen gewährt. Das garantiert Kopfnicken mit Gänsehaut und hallt, insbesondere retrospektiv, unheimlich lange nach.
"They don't want me to OD and have to talk to my mother / Tell her they coulda done more to help me / And she'd just be cryin', sayin' that she'd do anything to have me back." Der letzte Verse auf "Godspeed" tönt wie ein finsteres Omen. Das finale Aufatmen, das der Track und letzten Endes das ganze Album versprach, blieb in der Realität für Mac nur von kurzer Dauer. Trotzdem: Diese Momentaufnahme ist über weite Strecken Balsam für die Seele eines jeden Mac Miller-Fans, fernab der Tragik seines Spätwerks: Ein letzter Sturz in die Halfpipe, ein letzter Stinkefinger an die Boys in Blue, ein letzter Joint in der Abendsonne Kaliforniens.
Anspieltipps: "Perfect Circle/God Speed", "Ascension", "Cut The Check", "ROS", "100 Grandkids", "Weekend", "When In Rome", "Time Flies"
Schwächste Songs: "Clubhouse"
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