Only God Forgives - Wanna Fight? (Cliff Martinez)
Kampfszenen sind wie dafür geschaffen, um ihnen mit musikalischer Begleitung ein wenig mehr Nachdruck zu verleihen, sie cooler aussehen zu lassen. Doch wo viele den offensichtlichen Weg wählen und die Choreographie an den hektischen Rhythmus eines energetischen Scores anpassen, führt uns Nicolas Winding Refn auf eine falsche Fährte. In "Only God Forgives" verliert die Kampfkunst jeglichen Schauwert, sie bekommt etwas von ihrer realen Intensität zurück, wird zur tödlichen Waffe. Bei jedem Schlag hört man förmlich Knochen bersten, jeder Tritt schmerzt am eigenen Körper.
Cliff Martinez' "Wanna Fight" klingt cool, keine Frage, aber die dazugehörige Szene erinnert eher an einen surrealen Albtraum als an ein typisches Material Arts-Gemenge. Minutenlang starren sich die Kontrahenten an, während uns die Synths hintergründig hypnotisieren und die Erwartungen in die Höhe treiben. Als dann endlich der erste Schlag fällt, ist der Kampf eigentlich schon entschieden. Hier wird nicht gekämpft, hier wird ein hilfloser Mann von der Versinnbildlichung Gottes fast totgeschlagen, während seine Mutter reglos zusieht.
"Only God Forgives" unterwandert unentwegt Erwartungshaltungen und verweigert sich jeglicher Konklusion. Es ist ein Film über Gewalt, Schuld, Sühne und destruktive Männlichkeit. Wenn Gosling am Ende bewegungslos am Boden liegt und Martinez' Score verstummt, verrät einem die lachende Fratze des Teufels alles, das man über diesen Film wissen muss. Nein, auch Gott vergibt nicht.
1 Kommentar
Mit Abstand beste Szene in dem Film, der ansonsten Luft nach oben hat. Martinez hat mit diesem Soundtrack die Grundlage für den Stranger Things Soundtrack gelegt, nur dass Stranger Things dann den ganzen Hype abgekriegt hat.