Livesplitter: Mayhem
Mayhem hatten ihre Nebelmaschine besser im Griff. Anstatt die Wolken einfach ziel- und haltlos ins Publikum zu ballern, ließen sie sie, in grünes Licht getaucht, über den Boden wabern. Vorher noch die Ansage: "Bitte lasst eure Handys stecken, um die Atmosphäre nicht zu zerstören. Wenn ihrs gar nicht lassen könnt, schaltet bitte den Blitz aus." Klar, ein paar filmen jetzt erst recht die komplette Show mit, die Spannung kriegen die Norweger damit aber schon hin, noch bevor sie überhaupt auf der Bühne stehen.
Danach kommt es erfrischend zu sehen, wie wenig Black Metal-Standard die Ur-Black Metaller sind. Statt Bösartigkeit mit dem Vorschlaghammer und großen grimmigen Gesten einzuprügeln, strahlen Hellhammer, Teloch, Necrobutcher, Ghul und Attila Csihar sie gerade durch ihr subtiles Stageacting aus. Wie fünf Nazgul wandeln sie auf der Bühne – Necrobutcher und Ghul kommen bekanntlich ohne Corpsepaint aus, Teloch mit geschminktem Gesicht gibt sich im Rahmen der Performance publikumsnah. Attila Csihar bestätigt locker seinen Ruf als einer der besten Metal-Frontmänner überhaupt. Das komplette Konzert über hält er Zeitlupenbewegungen durch, wirkt zu keinem Zeitpunkt aggressiv, wie das andere Genrekollegen gerne zelebrieren, sondern einfach nur erhaben und unmenschlich.
Zweimal zieht sich Csihar im Lauf des Sets um und sorgt dabei für eine deutliche Veränderung der Atmosphäre. Kaum zieht er seine Kapuze ab, um das sichtbare Make-Up in Gänze sichtbar zu machen, fällt auch die Behäbigkeit und Ruhe weg, die er bis dahin ausstrahlte. Es bleibt ein kurzer, prägnanter Moment, gleich verschwindet er von der Bühne, Helfer bauen nun einen Altar auf. Als Csihar zurückkommt, beginnt er, mit der Hand um zwei brennende Kerzen herumzuscharwenzeln. Allein kraft seiner Bewegungen zieht dieser Mann den ganzen Raum in seinen Bann. Da bereut man es gleich noch mehr, Sunn O))) letztes Jahr verpasst zu haben ...
Was man Mayhem ankreiden kann, ist wenn überhaupt die kurze Spielzeit von gerade mal einer Stunde. Klar, angekündigt war das Debütalbum "De Mysteriis Dom Sathanas" in voller Länge. Während andere Bands zumindest im Zugabenblock gerne noch zusätzliches Material liefern, lassen Mayhem sofort die Houselights wieder anschalten. 25 Euronen war diese intensive Lehrstunde in Sachen Konzertatmosphäre trotzdem wert.
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