5 Fragen an Alex Henry Foster
Alex Henry Foster kennen manche von euch vielleicht noch von der Band Your Favorite Enemies. Seit einigen Jahren tritt der Kanadier auch als Solokünstler auf (unterstützt von nahezu denselben Musiker:innen unter dem Namen The Long Shadows). Als solcher kollaborierte er nun mit der japanischen Künstlerin Momoka für ein besonderes Werk namens "Kimiyo". Entstanden nach einer Herz-Operation, die Foster für einen längeren Zeitraum sowohl Stimme als auch Bewegungsmöglichkeiten geraubt hat, stellt dieses zugleich den Auftakt des größeren Projekts "Voyage à la Mer" dar, in dessen Rahmen noch ein weiteres Album sowie ein Kinofilm folgen werden.
Die Musik zu "Kimiyo" schrieb Foster mit seinem langjährigen Sparringspartner Ben Lemelin. Momoka haucht dem Ganzen mit ihrer Interpretation von auf Japanisch vorgetragener Lyrik Leben ein. Wer auf Acts wie Alcest oder Caspian steht, sollte reinhorchen. Foster beantwortete uns ein paar Fragen.
1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?
Musik und Kunst standen schon von Beginn an im Zentrum meines Lebens. Mein Vater stand total auf Sabbath, Zeppelin, The Stones, The Doors und CCR. Meine Mutter hörte lieber Elvis, Jerry Lee, Little Richard, Chuck Berry, Nina Simone und The Beatles. All das ist auch Teil meiner kreativen Psyche. Mein bewusster Eckpfeiler war aber der Moment, in dem ein Freund und ich den 'selbstmörderischsten' aller Verstöße umsetzten: Wir stahlen ein paar Alben von seinem Bruder. Er hatte eine riesige Sammlung von Bowie, The Pistols, Captain Beefheart, Maiden über Can, Neu! und Faust bis hin zu Ash Ra Tempel und so weiter. Für uns eine Masterclass in Sachen Punk, Indie-Speed-Metal, Post-Punk, New Wave, Jazz und Experimental.
Es war als wühlten wir in einer großen Schatzhöhle. Wir dachten, es wäre besser, anfangs nur eine Scheibe zu entwenden, quasi als Auskundschaftung und weil ich die Augen nicht vom Cover-Artwork lassen konnte, wählte ich The Cures "Standing On A Beach". In der Sekunde als ich Roberts Stimme hörte und in der Musik versank, änderte sich der Kurs meines Lebens. Bis heute habe ich bestimmt um die hundert Exemplare davon gekauft und an Freunde verschenkt. Übrigens: Von anderen Menschen zu stehlen ist FALSCH. Diese Lektion habe ich bei unserem zweiten Klauversuch gelernt, aber die Geschichte heben wir uns besser fürs nächste Interview auf ...
2. Auf welche(s) deiner Riffs/Melodien/Lyrics/Patterns bist zu am meisten stolz?
Auf "The Hunter" – wegen der Lyrics, der Bassline und dem Arrangement. Ein sehr ergreifender und einnehmender Song. Er entstand während einer einzigen Sounderkundungssession, gewissermaßen ein Geschenk. Es gab einen bestimmten Moment, in dem wir einfach 'sein' mussten, statt zu versuchen, etwas festzuhalten ...
3. Was sollte sich in der Rock-/Metal-Community zum Besseren verändern?
Ich könnte jetzt Rassismus, Sexismus, Homophobie, Transphobie und all das aufzählen, aber das wäre unfair und einfach, denn wir können es immer ein bisschen besser machen. Ich glaube, es gab schon große Fortschritte, wenn es um die Ängste der Menschen vor Unterschieden und Dingen geht, die sie nicht verstehen. Also nenne ich jetzt fiktionale Rivalitäten. Ich bin froh, dass ich kein Teil einer spezifischen Szene war, denn es kann ziemlich toxisch sein, sich in einer dieser Communities zu entwickeln.
Ich wuchs in Montreals Hardcore-Szene auf, wo die Freunde so divers wie die Musik waren, die wir entdeckten. Aber ich glaube, wir sollten großzügiger miteinander umgehen: Teilen, unterstützen, gegenseitig vorstellen, willkommen heißen und annehmen ... einfach so wie wir sind. Alle würden daran wachsen, persönlich wie künstlerisch, auf eine Weise, die niemand vorhersehen könnte. Das ist für mich ein Segen, den Kunst uns allen eröffnet.
4. Was sollte man definitiv über dich wissen?
Dass es nicht um mich geht, sondern um uns und darum, was wir gemeinsam schaffen wollen. Alles andere ist bloß Unterhaltung.
5. Welches Buch sollte man unbedingt gelesen haben?
Entweder "Unterwegs" von Jack Kerouac oder "Fight Club" von Chuck Palahniuk. Beide sind gewissermaßen komplementär in Sachen innerer persönlicher Emanzipation und Entwicklung.
Alex Henry Foster & The Long Shadows touren ab Ende Mai durch Deutschland:
25.05.2024 - Weinheim, Cafe Central
30.05.2024 - Augsburg, Soho Stage
31.05.2024 - Siegen Netphen, Freak Valley Festival
19.07.2024 - Loreley, Night of the Prog
24.07.2024 - Tubingen, Sudhaus Peripherie
25.07.2024 - Breitenbach am Herzberg, Burg Herzberg Festival
27.07.2024 - Cologne, Kantine Open Air
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