5 Fragen an Brian Tatler (Diamond Head)
Diamond Head sind das musikalische Pendant zu "The Wire": ungeheuer einflussreich, verdammt gut, aber kaum einer kennts. Und wenn, dann nur Metallicas Cover von "Am I Evil?" – übrigens der Hauptgrund dafür, dass Bandchef Brian Tatler von der Musik leben kann. Dass es die NWOBHM-Pioniere auch über 40 Jahre nach ihrer Gründung noch drauf haben, bewiesen sie erst kürzlich mit ihrem neuen Album "The Coffin Train". Tatler hatte Redebedarf:
1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?
Deep Purple – "Machine Head". Das war das zweite Album, das ich in meinem Leben gekauft habe, und es inspirierte mich dazu, Gitarre zu lernen und hoffentlich eine Karriere als Musiker einzuschlagen. Mein sechs Jahre älterer Bruder Dave spielte in einer lokalen Band, also war ich es gewohnt, in der Nähe von Gitarren und Equipment zu sein und mit ihm Konzerte zu besuchen. Damals war ich zwölf. Nachdem ich Ritchie Blackmores Solo in "Highway Star" gehört hatte, wurde mir klar, dass ich üben musste, um gut zu werden. Dieses Album brachte mich zum Üben. Mit 14 schnappte ich mir Daves alte No-name Second-Hand-E-Gitarre, als er sich eine neue Gibson SG zulegte.
2. Was ist dir in deiner Musik am wichtigsten?
Ich stehe vor allem auf Gitarrenriffs. Das erste, was ich auf der Gitarre gelernt habe war das Riff von "Smoke On The Water" – mit einem Finger, auf einer Saite, in der falschen Tonart! Ich wuchs auf mit meisterlichen Riffschreibern wie Jimmy Page, Tony Iommu und Ritchie Blackmore. Ich versuchte, sie nachzuahmen. Es fühlte sich ganz natürlich an, nach etwas Ähnlichem zu streben. Alle meine Songs werden durch ein Gitarrenriff geboren. Sobald ich das Riff habe, geht es an Arrangement und Dynamik. Ich lasse mir ewig Zeit, bis Demos aufgenommen sind, die Dinge fließen, es wie ein ganzes Stück Musik klingt. Dann gebe ich es [meinem Sänger] Ras, der Lyrics und eine Melodie dazu schreibt. Zeppelin waren die Meister der Dynamik, ich liebe Songs wie "Dazed And Confused", "Babe I'm Gonna Leave You" und "What Is And What Should Never Be", die sowohl leise als auch laute Passagen haben.
3. Was sollte sich in der Rock-/Metal-Community zum Besseren verändern?
Ich finde sie ziemlich gut, so wie sie ist. Rock und Metal sind seit 50 Jahren unaufhaltsam gewachsen. Die Metal-Fans sind extrem loyal und verdienen einen guten Deal. Vielleicht könnten die Festivals und Magazine in Großbritannien mehr dafür tun, UK Bands zu unterstützen – alle scheinen besessen von amerikanischen Bands zu sein. Die Royalties von YouTube, Spotify und Co. fallen ziemlich niedrig aus, das sollte sich für Künstler verbessern.
4. Auf welchen Song deiner Karriere bist du am meisten stolz?
"Am I Evil?" Ich glaube, die Leute werden den Song auch noch lange spielen, wenn ich nicht mehr da bin. Er existiert schon 40 Jahre lang und klingt immer noch gut. Er hat eine magische Zutat, was schwer zu beschreiben ist. Es gibt ein tolles Riff, einen tollen Chorus, aber auch Taktwechsel und ständig herrscht Bewegung. Die Hörer bleiben 7 Minuten und 40 Sekunden lang gefesselt. Ich schätze, hier kamen einfach die richtigen Musiker und die richtigen Parts zusammen. Jede Band braucht einen großen Song. Deep Purple haben "Smoke On The Water", Steppenwolf haben "Born To Be Wild", Diamond Head haben "Am I Evil?". Diamond Head hatten großes Glück, von Metallica gecovert zu werden. Sie haben ihre Version 1984 für die "Creeping Death" 12''-Single aufgenommen. Seitdem haben Metallica "Am I Evil?" über 750 Mal auf der ganzen Welt live aufgeführt, und es findet sich auf mindestens 18 verschiedenen Metallica-Releases. Es ist mein größter Song und meine Rente.
5. Was sollten unsere Leser definitiv über dich wissen?
Dass ich "Am I Evil?" co-komponiert habe. Es ist kein Metallica-Song. Viele denken, es sei ein Metallica-Song. Ich musste schon Leuten auf Gigs erklären, dass der Grund, warum wir "Am I Evil?" live spielen, ist, dass es ein Diamond Head-Song ist. Ich werde durch meinen Job definiert – ich bin Lead-Gitarrist und Songwriter von Diamond Head. So kennen mich die Leute. Ich glaube, ich bin auch ein netter Kerl und habe es geschafft, mit den meisten meiner Ex-Bandkollegen befreundet zu bleiben. Ich versuche, Hass und Eifersucht nicht in mein Leben zu lassen. Das sind negative Gefühle, die möchte ich nicht um mich herum haben. Der Hauptgrund, warum ich immer noch Gitarre spiele, ist, dass ich Musik liebe, sie zu spielen, zu schreiben, zu hören und darüber zu lesen. In einer Band zu spielen, ist alles, was ich wollte seit ich 14 Jahre alt war. Ich habe Tinnitus von Proberaumaufenthalten mit lauten Drummern, die ihre Trommeln und Becken direkt neben meinen verdammten Ohren verprügeln. Es ist ein furchtbarer Zustand, in dem ich mich nun schon seit 20 Jahren befinde, und es wird nie weggehen.
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