laut.de-Biographie
Steppenwolf
Die Szene: Peter Fonda braust mit seiner Harley Davidson über eine Brücke. Auf dem Tank prangt eine aufgemalte US-Flagge, im ihm befindet sich der Erlös eines Drogendeals. Die musikalische Untermalung besteht aus einem einprägsamen Riff und einer Stimme, die von Freiheit und "Heavy Metal-Donner" singt. Der Film: "Easy Rider", das Lied: "Born To Be Wild" von Steppenwolf.
Kurz nach ihrer Gründung befindet sich die Band 1969 bereits am Höhepunkt ihres Schaffens. Nach einem Roman von Hermann Hesse benannt, zeichnet sich ihre Karriere durch eine komplizierte Geschichte, unendliche Streitereien und einige gute Lieder in der Frühphase aus.
Die zentrale Rolle spielt dabei Sänger John Kay. 1944 als Joachim Fritz Krauledat im Ostpreußischen Tilsit geboren, wächst er nach Ende des zweiten Weltkriegs erst in der zukünftigen DDR, anschließend in Hannover auf. 1958 wandert er mit seiner Familie nach Kanada aus und begeistert sich für den Rock, R'n'B, Country und Gospel, den er im Radio hört.
1965 schließt er sich der kanadischen Band Sparrow an und zieht nach Kalifornien. 1967 lösen sie sich auf und Kay beschließt, mit Steppenwolf seine eigene Formation auf die Beine zu stellen. Mit dabei sind seine alten Mitstreiter Jerry Edmonton (Schlagzeug) und Goldy McJohn (Keyboard), neu hinzu kommen Michael Monarch (Gitarre) und Rushton Moreve (Bass).
Steppenwolfs erstes, selbstbetiteltes Album erscheint 1968 und zeigt die Band in ihrer besten Schaffensphase: Sie entwickelt einen harten blues-orientierten Sound, der als Grundlage für Kays rauhe Stimme dient. Dennis Hopper gefällt "Born To Be Wild" so gut, dass er sie für "Easy Rider" mit "The Pusher" auch noch den zweiten zentralen Song des Films einspielen lässt.
Ein Knebelvertrag, der sie verpflichtet, jedes Jahr zwei Platten zu veröffentlichen, wirkt sich in Verbindung mit ständigem Touren schon im zweiten Jahr negativ aus. Zwar kommen mit "Magic Carpet Ride", "Rock Me" und "Monster" noch mehrere Lieder in die Singlecharts, ständiger Mitgliederwechsel nagt jedoch an der Identität der Band. Gestresst vom Hickhack löst Kay 1972 die Combo auf und macht unter eigenem Namen weiter.
Er veröffentlicht die Soloalben "Forgotten Songs And Unsung Heroes" (1972), "My Sportin' Life" (1973) und "Slow Flux" (1974), bevor ihn der Zuspruch bei einer "Farewell"-Tour in Europa überzeugt, den Namen Steppenwolf auch in den USA wieder auszugraben. Der Misserfolg der uninspierierten "Hour Of The Wolf" (1975) und "Skullduggery" (1976) führen 1976 jedoch erneut zur Trennung.
Während sich Kay mit "All In A Good Time" (1978) auf eigene Pfade begibt, entflammt ein grotesker Streit um den Bandnamen: Nachdem zwei ehemalige Mitglieder die Rechte geleast haben, entstehen zwischen 1977 und 1980 sieben Combos mit der Bezeichnung New Steppenwolf, die zum Teil parallel durch Kneipen und Bars touren. 1980 setzt Kay dem Treiben ein Ende, reißt den Namen per Gerichtsbeschluss an sich und stellt ein neues Line-Up auf. Um Verwechslungen zu vermeiden, nennt er sie John Kay & Steppenwolf.
Die folgenden zweieinhalb Jahrzehnte verbringt er nach eigenen Angaben damit, den guten Ruf seiner Band wieder herzustellen. Zwischen ausführlichen Touren findet sie gelegentlich Zeit, um ein Studioalbum aufzunehmen. Zwar reicht das neue Material nicht an das alte heran, dennoch gelingt es der Combo, die treue Fanbasis weiterhin an sich zu binden.
Vor allem unter Motorradfahren genießen Steppenwolf Kultstatus, obwohl der farbenblinde und stark kurzsichtige Kay immer wieder betont: "Auf die Gefahr hin, dass das eine Enttäuschung ist: Das Einzige, was ich je auf öffentlichen Straßen an Zweirädern gefahren habe, waren Fahrräder".
1 Kommentar
Kaum eine andere Band deren inhaltliche Texte so mit der Musik harmonieren wie bei Steppenwolf and John