Metalsplitter: Steh' uns bei, Sir Larselot!

Metallica, diese Totalitären!

Zurück zu Metallica. Metallica sind böse Tierschänder, Illuminati-Mitglieder und sowieso auch einfach deshalb suspekt, weil sie Teufelsmusik spielen. Neuerdings sollen sie außerdem den Soundtrack zum Totalitarismus liefern. Jawohl, sagt Kyle Harris, der Kulturchef des in Denver angesiedelten Newsmagazins Westworld, nachdem er die Band live gesehen hat. Anfang Juni attestierte er Metallica in seinem Nachbericht Leni Riefenstahl-Ästhetik (kein Witz) und schreibt: "Hier zu sein, half mir zu verstehen, wie sich nach Hitlers Machtergreifung Tausende versammeln konnten – begeistert von einer Vaterfigur, die nichts als Charisma, Hass und Brutalität verkörpert." Yeah, James Hetfield ist der moderne Adolf, weißte Bescheid.

Weiter gehts: Metallica liefere "den perfekten Soundtrack für far-right Führerschaft." Zufall könne es ohnehin keiner sein, dass Metallicas letzte Show in Denver noch unter der Bush-Regierung stattfand – und jetzt kommen sie ausgerechnet zu Trumps Amtszeit wieder zurück. Die Aussagekraft dieses Arguments ist wahrlich bestechend. Immerhin ist Denver unbestritten der Mittelpunkt der USA, weshalb Metallica unter Obama so ziemlich überall im Land spielten, nur nicht in Denver.

Höchst bedenklich fand der Autor auch, als die Publikumsmasse bei "Master Of Puppets" plötzlich im Gleichtakt "Obey your master!" bellte. Stimmt schon: "Es war echt gruselig." Am Ende streut er noch ein paar von einem "Master Of Puppets"-Clip überschattete Zeilen ein von wegen es obläge freilich nicht dem Künstler, was man aua seiner Musik mache, sondern dem Publikum und dass er Metallicas Ambivalenz nicht ganz durchschauen könne.

Da fragt man sich doch: Warum hatte der Typ überhaupt Zeit, einen Artikel zu schreiben und war nicht damit beschäftigt, gegen die Nazis von Marduk zu protestieren? Merke: Handelt ein Song von Krieg und Tod und Schrecken, bedeutet das nicht automatisch, dass der dahinterstehende Künstler das alles befürwortet. Es soll sogar vorkommen, dass solche Songs gerade das Gegenteil ausdrücken.