Platz 5: "The Final Cut", 1983
"A requiem for the post war dream by Roger Waters, performed by Pink Floyd" – vielleicht ist es ja sogar dieser Satz von der Rückseite des Covers, dem das letzte Waters-Album seinen schlechten Ruf verdankt. Vielleicht war es aber auch der Umstand, dass "The Final Cut" von einer menschlich keineswegs mehr intakten Band in acht verschiedenen Studios aufgenommen wurde – und ohne Rick Wright.
Bedenkt man, dass Pink Floyd das Album als erstes und einziges ohne ihren Mann der ganz großen Akkordfolgen aufgenommen haben, ist es nur verständlich, dass viele "The Final Cut" nach einmaligem Hören als schwachbrüstiges "The Wall light" abstempeln. Doch: Sie sind vielleicht etwas zu voreingenommen. Tatsächlich birgt das Album trotz (wegen?) Waters totalitärer Vorherrschaft ein gigantisches emotionales Potenzial, dem die nicht enden wollenden internen Grabenkämpfe womöglich sogar zugutekamen.
In 13 vergleichsweise simplen Songwriter-Nummern beklagt Waters (erneut) den Schlachtfeldtod seines Vaters, findet in den Falklandkriegen und der Thatcher-Ära im Generellen aber zugleich einen zeitgenössischen Anknüpfungspunkt. Ein Soloalbum unter falscher Flagge ist "The Final Cut" damit aber noch lange nicht. Denn Waters hat hier noch ein Eisen im Feuer, von denen jeder andere Songwriter nur träumt: Die Gitarrenqualitäten eines David Gilmour. Nicht nur, dass Waters die eigene pazifistische Wut auf seinen absolut stimmlichen Höhepunkt katapultiert – auch Gilmour spielte für diese Platte einige seiner besten Soli ein.
Waters schreibt und textet, Gilmour soliert: Bricht man Pink Floyd auf seine beiden lautesten Protagonisten herunter (was man nicht sollte), erweist sich diese Arbeitsteilung als die mit Abstand fruchtbarste. "Your Possible Pasts", "The Fletcher Memorial Home" und "The Final Cut" – drei eigentlich essentielle Pink Floyd-Tracks mit exzellenten Gitarrensoli, von denen letzteres sogar als das bessere "Comfortably Numb" (hat er nicht gesagt!) durchgehen könnte. Obendrauf der fantastisch platzierte Inward-Scream auf "Two Suns In The Sets" – emotionale Kraft bietet das Material en masse. Waters' Lockdown-Akustik-Versionen von 2020 unterstreichen seine Zeitlosigkeit.
Anspieltipps:
"The Final Cut", "Two Suns In The Sunset", "The Fletcher Memorial Home"
Hätte nicht sein müssen:
"Not Now John", "The Hero's Return"
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