Platz 2: "The Dark Side Of The Moon", 1973
"Eclipse (A Piece For Assorted Lunatics)": Unter diesem Titel starten Pink Floyd 1972 ihre Tournee, die sie unter anderem nach Japan, in die Vereinigten Staaten und in die Sporthalle Böblingen führt. Als Gesamt-"Piece" betrachtet, erscheint das Werk, das als "The Dark Side Of The Moon" später die Jutebeutel der Generation Y erobern sollte, nicht weniger geclustert als "Atom Heart Mother" oder "Echoes". Im Gegenteil: Als das Album am 1. März 1973 erscheint, sind die Puzzleteile zwar deutlich als solche zu erkennen – doch sie fallen eben alle an die richtige Stelle.
Was die Welt hört, ist das Ergebnis der oft zweigleisigen Arbeit der Vorgängeralben: Ausufernde Epik und kompaktes Songwriting. Im Grunde ist "The Dark Side Of The Moon" ein richtiges Pop-Album. Doch endlich gelingt es, in Strophe-Refrain-Dreiminütern ("Breathe") dieselbe Magie aufzubauen, für die man in den Frühwerken noch 15 Minuten brauchte. Und endlich kann Rick Wright seine besten ("The Great Gig In The Sky"), teils seit Jahren aufbewahrten ("Us And Them") Klavierstücke platzieren und neben dem VCS 3 auch weitere neue Synthesizer einbringen. Saxofon und Background-Vocals pumpen das Album an den richtigen Stellen noch ein paar Meter weiter in die Lüfte, doch von Kitsch keine Spur: Die Sound-Experimente ("Speak To Me", "On The Run"), die Improvisationen ("Any Colour You Like"), die textzentrierten Songwriter-Momente ("Brain Damage"), das unglaublich Fragile ("Us And Them") – es ist alles noch da.
Über alldem schwebt ein lyrisches Konzept, das den Erfolg von "Dark Side" wohl entscheidend mitbegründet. Waters erreicht hier endgültig seinen Status des textlichen Konzeptionisten, den er bis zum bitteren Ende 1985 verteidigt. Jeder seiner damals erschreckend zeitlosen Gedankengänge zu Gesellschaft, Zwischenmenschlichkeit, Zeit, Krankheit und Tod schmiegt sich an die musikalisch unerreicht vielfältigen Komponenten. Dass sie in ihrem Vokabular auch für Nicht-Muttersprachler verständlich bleiben, ist wohl der entscheidende Faktor, der die Untrennbarkeit von Musik und Text dieser 43 Minuten auf ewig zementiert.
Anspieltipps:
"Us And Them", "Time", "Breathe (In The Air)", "The Great Gig In The Sky"
Müsste wirklich nicht bei jedem Tribute-Konzert gespielt werden:
"Money"
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