Ranking: Die besten U2-Studioalben

Platz 10: How To Dismantle An Atomic Bomb (2004)

U2 doing U2 things. 2004 liefern die Iren im Prinzip die logische Fortsetzung von "All That You Can't Leave Behind", nur insgesamt wieder mit etwas mehr Ernst und Inbrunst. Man muss ja nicht gleich so weit gehen wie Bono, der 2022 auf die Frage, auf welchen Song er am meisten stolz sei, ausgerechnet "Vertigo" nennt und als Begründung auch noch anfügt, der würde eine Menschenmenge so erstaunlich aufheizen. Stimmt, das ist der Band vor 2004 natürlich nie gelungen. Der Song, den man werbewirksam im neuen iPod-Commercial unterbringt, geht mit giftigen Edge-Gitarren selbstredend ordentlich nach vorne und reminisziert die Punk-Anfänge der Band, erzielt dennoch nicht die kommerzielle Breitenwirkung wie "Beautiful Day".

Mit "Sometimes You Can't Make It On Your Own" ist ähnlich wie beim Vorgänger "Stuck In A Moment You Can't Get Out Of" wieder ein tränendrüsenaffiner Balladen-Klassiker dabei, der alles auffährt, was man von der Mutter aller Betroffenheitsrocker erwartet. Liebe, Reue und Dankbarkeit, gerichtet an Bonos krebskranken Vater: "You don't have to put up a fight / You don't have to always be right / Let me take some of the punches / For you tonight".

Die Platte erscheint in einer Zeit, in der U2 in der Öffentlichkeit eher als Zeitvertreib des Typen gilt, der zwischen Afghanistan und dem Weißen Haus seinen Geschäften nachgeht. Weshalb Chumbawamba Bono in ihrem Song "Doomed Flight No. 1721" neben Tony Blair und Gerhard Schröder in die Liste der Personen aufnehmen, die bei einem Flugzeugunglück an Bord sein sollten. "How To Dismantle An Atomic Bomb" gibt all jenen die richtige Antwort. U2 greifen hier zwar weiterhin ihre Predigerrock-Roots auf, nehmen diese jedoch überdurchschnittlich oft mit in neue Räume, anstatt in Sackgassen. Mit dem von Brian Eno synthetisch verstärkten "Love And Peace Or Else" gelingt ihnen sogar wieder ein Elektronik-/Rock-Experiment. Und nie davor und erst recht nicht danach freute man sich so sehr über den Nachhall glühender, atmosphärischer "The Joshua Tree"-Gitarren wie in "Crumbs From Your Table".

Anspieltipps:

"Vertigo", "Sometimes You Can't Make It On Your Own", "Crumbs From Your Table", "Love And Peace Or Else"

Besser weiträumig umfahren:

"Miracle Drug", "City Of Blinding Lights"

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