Platz 8: No Line On The Horizon (2009)
Nach den beiden vorangegangenen Nummer-sicher-Alben, die 15 Grammy-Auszeichnungen eingefahren haben, reagiert die Öffentlichkeit auf "No Line On The Horizon" 2009 relativ kühl. Das liegt womöglich daran, dass die Vorabsingle "Get On Your Boots" dieses Mal ohne Apple-Support performen muss, aber auch kommerziell reicht sie nicht annähernd an "Beautiful Day" oder "Vertigo" heran. Das Album verkauft sich enttäuschende fünf Millionen Mal, dabei hätte es alle wieder zusammen bringen können, die Puristen, die Analysten, die vergraulten Zweifler und Missionarsmüden, ewige "Joshua Tree"-Freunde und Radio-Mitsummer. Wie schon bei "Pop" lassen sich U2 offenbar leider von den Verkaufszahlen beeinflussen, weshalb das Album schnell in ihrer Gunst sinkt und kaum ein Song in ihren Livesets überlebt.
Dabei entstehen mit Brian Eno und Daniel Lanois wieder tolle kontemplative Soundscapes ("Fez - Being Born", "Cedars Of Lebanon"), obwohl sich die Band zunächst mit Rick Rubin trifft. Nachdem sie merken, dass dessen Aufnahmeteam "nicht einfach nur rumhockt und wartet, dass was passiert" (Larry), ändert man den Fahrplan. Der Titeltrack beinhaltet einprägsame, von Bono aggressiv vorgetragene Strophen und verbreitet Aufbruchsstimmung. "The sweetest melody is the one we haven't heard", wie Bono später singt.
Eine Schwäche für die Red Hot Chili Peppers könnte man U2 aufgrund von "Stand Up Comedy" nachsagen, denn hier gibt sich The Edge lässig dem Funkrock hin, auch Bono liefert überzeugend ab, parodiert sich sogar selbst ("Josephine, be careful of small men with big ideas"). "Unknown Caller" setzt nochmal ein riesiges "Joshua Tree"-Ausrufezeichen, "Moment Of Surrender" zieht den Gospel ins Soundbild, in "Fez - Being Born" spürt man förmlich die Weite Marokkos, wo Teile der Platte entstanden sind und "Breathe" ist der Slowburner der Platte, der nach und nach an Größe gewinnt. Eine unterschätzte Platte.
Anspieltipps:
"No Line On The Horizon", "Fez - Being Born", "Cedars Of Lebanon", "Stand Up Comedy"
Besser weiträumig umfahren:
"Get On Your Boots"
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2 Kommentare
Get on your Boots ist bis heute einer der schrecklichsten Songs aller Zeiten. Der Rest der Platte ist weitgehend unentschlossen und egal.
Ich bin jetzt mal mutig und behaupte, dass es sich hier um ein Top-5 Album der Band handelt. Bis auf Boots klappen die Hymnen (ich habe zugegebenermaßen einen Soft-Spot für "I go crazy if I don't go crazy Tonight") und die experimentelleren Sachen sind auch super. Schade, dass sie sich danach gar nichts mehr getraut haben.