Stuckrad-Barre: "Panikherz"
Überhaupt stellt Stuckrad-Barre die legendären, an das Seemannsvokabular angelehnten Udo-Manierismen sowie die Großherzigkeit seiner Person in einer Weise aus, die einem die Legende mehr als sonst schon sympathisch macht und sogar aus einem eigentlich Desinteressierten wie mir im Laufe des Buchs eine nicht näher erklärbare Lust oder sagen wir Neugierde auf Udos Frühwerke herauskitzelt, die mit "Votan Wahnwitz" und "Ball Pompös" ja zugegebenermaßen auch großartige Albumtitel enthält.
Auch ein toller Moment: Nachdem sich die beiden schon eine Weile kennen, darf Stuckrad-Barre in Lindenbergs Heiligtum vortreten, in seine legendäre Suite im Hamburger Hotel Atlantic. Erst kurz zuvor erfuhr der ehemalige Rolling Stone-Autor von seinem Idol Vergebung für gehässige Album-Rezensionen aus der Vergangenheit (eine Artikel-Headline lautete "Hinter dem Horizont ist Sense"), die Freundschaft ist noch jung, aber Barre hat auch aufgrund seiner Lindenberg sicher schmeichelnden Udo-Werkkenntnis nun Zutritt zum engeren Zirkel, der tatsächlich unter dem Terminus "Panikfamily" firmiert.
Lindenberg betrachtet seinen Gegenüber und weiß gleich Bescheid: "Und sonst so, liegst ziemlich in der Kurve im Moment, hm? Ganz schön speedy unterwegs, Schleuderkurs, kann jedem mal passieren. Alles schlucken, mehr so nach der Mengenlehre." Danach schleift er den Autor zu seinem persönlichen, der Panikfamily zugehörigen Arzt, dem "Panikdoktor": "Hier, das ist ein verlorener Sohn des Hauses, bisschen runter mit den Nerven und so, Vollgaslifestyle, der braucht mal ne Gelbe. Oder vielleicht auch gleich drei."
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