Lemonheads: Chaos-Gig in Zürich (1)
Wir hatten gerade das "Ausverkauft"-Schild passiert, das der Bogen F bei beliebten Bookings stets freudig vor dem Eingang aufstellt, als wir in eine der Viaduktbogen-Unterführungen reinschauten: Dort saß Evan Dando auf dem Steinboden und klampfte auf seiner Akustikgitarre für ein Publikum bestehend aus zwei jungen Damen. Das passte jetzt irgendwie gar nicht zu seinem wohlformulierten Buch, also schon zu den Kapiteln über Frauen, aber nicht zu dem Gesamteindruck eines rekonvaleszenten Indie-Rock-Überlebenden, der es sich seit seiner überwundenen Drogensucht mit fester Partnerin in Brasilien gut gehen lässt.
Unsere Interviewanfrage wurde schon im Vorfeld abgesagt. Laut Management sei Dandos Gesundheit gefährdet und man wolle jeglichen Problemen vorbeugen. Während des Konzerts hatte man dann lange Zeit darüber zu sinnieren, welche Art von Problemen hier gemeint sein könnten. Das Sitzen auf kalten Steinböden wohl eher nicht. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, wann ich das letzte Mal Menschen so auffällig den Konzertraum habe verlassen sehen (ausgenommen die Auftritte mit meiner eigenen Band) oder dass es über ein Konzert auf setlist.fm keine Einträge gibt.
Dandos Auftritt war Punkrock pur, wenn man es positiv formulieren will. Gleich nachdem er mit einem Skateboard bewaffnet die Bühne betrat, war seine Übellaunigkeit bis in die ersten Reihen spürbar. Der Auftakt mit "Deep End" (siehe Video) geriet noch ordentlich, Gitarre, Bass und Schlagzeug auf Anschlag, Sound zwar etwas dumpf und Dandos Gesang schief und zu leise, würde sich aber sicher bald ändern. Die Lautstärke schon, sein Gesang wurde schlechter.
Noch keine Kommentare