Seite 2 von 10

Lemonheads: Chaos-Gig in Zürich (2)

Bald beschwerte er sich über den Sound, beleidigte den Club ("This is a terrible place for Rock'n'Roll") und trat wie im Rausch auf seinem Effektpedal herum, was zu abartigen Rückkopplungen führte. Die Stimmung im Saal war nach rund 20 Minuten leicht gereizt, aber Dando hatte noch einiges Arsenal im Köcher: Seinen "Gesang" könnte man wohlmeinend mit angestrengtem Nuscheln umschreiben, Songs wurden entweder verhunzt oder schroff abgekürzt, über die zahlreichen Verspieler wurde es auch zusehends schwerer hinwegzusehen. Als man ihm eine Red Bull-Dose reichte, schien er minutenlang zu überlegen, wie er nun gleichzeitig trinken und Gitarre spielen sollte. Er entschied sich dafür, nach jedem Schluck mit der Dose Akkorde zu spielen, bevor er den halben Inhalt genervt ausleerte, ohne auf sein Reverbpedal zu achten.

Nach 45 Minuten hatte er dann die Faxen dicke und schickte seine Band in den Feierabend: "Fuckin hear nothin acoustic", brüllte er ihnen ins Gesicht und meinte damit netterweise eine weitere 45 Minuten andauernde Akustik-Vorstellung, die trotz einer meilenweit von Werktreue entfernten Darbietung für die ein oder den anderen Verbliebenen noch den Abend rettete. Immerhin wurde man hier Zeuge, wie Dando u.a. Velvet Undergrounds "Jesus" in Cohens "Suzanne" übergehen ließ.

Nach dem Gig habe ich es jetzt dann auch verstanden: Dando ist unberechenbar, auch mit 58, und egal wie nüchtern er in Autobiographien rüberkommt. Die gute Nachricht: Bei den Aufnahmen zum neuen Album "Love Chant" hatte er seine Dämonen offensichtlich im Griff, die Stimme etwas tiefer als früher, aber immer noch mitreißend. Die Platte kommt am 24. Oktober.

Seite 2 von 10

Weiterlesen

Noch keine Kommentare