Morrissey nach Simpsons-Folge beleidigt
Dass sich ausgerechnet Morrissey seit Pandemiebeginn mit virusverharmlosenden Äußerungen bedeckt hält, hätte man sicher auch nicht vermutet. Aus der selbstauferlegten Verbal-Isolation meldet sich der 61-Jährige nun aber wieder mit einer Groteske zurück, die außer ihm wohl kaum jemand bringen würde: Er fühlt sich von einer Cartooonserie falsch dargestellt. Von der Cartoonserie The Simpsons. Gestern lief auf Fox eine neue Episode namens "Panic on the Streets of Springfield", die offenbar auch der frühere Smiths-Sänger aus Mangel an sinnvollen Alternativen einschaltete. Doch was er sah, überzeugte ihn nicht. In der Folge ist ein Sänger namens Quilloughby der Star von Lisa Simpson, Frontmann der Band The Snuffs mit den Hits "How Late Is Then", "What Difference Do I Make?" und "Hamburger Is Homicide". Auch frisurtechnisch und dank Blumenbouquet ist er eindeutig identifizierbar. Eingeführt wird er als "depressiver englischer Sänger aus den 80ern".
Medienberichten zufolge sei Morrissey selbst - wie schon 2015 für die Folge "The Regina Monologues" - als Sprecher der Figur angefragt worden. Da diesen Job nun aber Benedict Cumberbatch verrichtete, darf man annehmen, dass der Sänger abermals nicht zur Verfügung stand. Seit gestern wissen wir auch, warum. Die Simspons-Story entspricht offenbar gar nicht der Wahrheit, jedenfalls nicht seiner Wahrheit. Denn alles was von dieser abweicht, ist bekanntlich Majestätsbeleidigung. Hasserfüllt sei es, dass der Morrissey-Figur an einer Stelle der Bauch unter dem Shirt heraus hängt, "da es keinen Moment in seiner ganzen Karriere gab, wo sich dies zugetragen hat", so Peter Katsis via Facebook.
Simpsons Morrissey, as flattering as you’d imagine pic.twitter.com/t5mAbqZSKv
— Billy Edwards (@biiilyedwards) April 19, 2021
Hierzu muss man wissen: Katsis ist seit einigen Jahren Morrissey- und Social-Media-Manager in Personalunion, die Arbeitsfelder überlappen ja gerne, wenn man einen Künstler stets öffentlich verteidigen muss. So war Katsis heute sichtlich bemüht, seinen Mandanten nicht als allzu humorlos darzustellen, indem er etwa "Saturday Night Live" als ein nach wie vor ein großartiges Satire-Format pries. Aber bei Rassismus, haha, da hört der Spaß für Morrissey natürlich auf, und dass dieses Wort in der Folge im Zusammenhang mit dem Sänger fällt, diene daher keinem anderen Grund als der "Beleidigung des Künstlers." Aber sowas von.
1 Kommentar mit 2 Antworten
"The Simpsons haven’t produced any good content in years.
Then again, neither has Morrissey.
As you were." Herrlich. ^^
Musikalisch isser noch stark. Nur dumm, daß er so defensiv-trollig geworden ist. Ist mittlerweile wirklich schwierig geworden, den persönlichen Teil seiner Künstlerfigur sympathisch zu finden. Trotz Veganismus und vereinzelt sinnvollen Aktivismus.
Zieht man die ca. 50% ab, bei denen die Öffentlichkeit zwangsläufig danebenliegt, kann man seine Musik mMn. gerne gut finden.
Morrissey hat noch ordentliche Alben ("You Are the Quarry") abgeliefert, als sich die Simpsons schon längst im Sinkflug Richtung Bedeutungslosigkeit befanden.
Es ist aber verwunderlich, dass die Macher überhaupt Morrissey veralbern. Die aktuelle Zielgruppe der Serie dürfte den gar nicht mehr kennen.